Wo Menschen zusammentreffen findet Kommunikation statt. Es wird geredet oder geschwiegen, Blicke werden ausgetauscht und verwehrt. Stimmlage, Tonfarbe und Lautstärke unterstreichen unsere Worte. Gestik, Mimik und Körpersprache erweitern zusätzlich unser Ausdruckspotential. Um das Wegfallen vieler dieser Botschaftsträger in der Medienlandschaft abzufangen, bedienen wir uns gerne der Emoticons. Mit ihrer Hilfe versuchen wir, wenigstens andeutungsweise unsere Gestimmtheit wiederzugeben.

Austausch in irgendeiner Form findet immer statt, es ist unmöglich nicht zu kommunizieren.

Trotz dieser vielen Möglichkeiten oder gerade deswegen, kommt es leicht zu Missverständnissen. Dabei kann es gut sein, dass die eine durchaus achtsam und wahrhaftig kommuniziert, der Adressat aber trotzdem ganz etwas anderes versteht. Was ist passiert? Der Zuhörer hört eben nicht nur was die Gesprächspartnerin gerade sagt, sondern, es kommt vor, dass durch das Gesagte Trigger-Punkte des anderen gedrückt werden. Der Hörende hört nicht mehr das, was gesagt wird, sondern er interpretiert bereits.

„Toll, wie geschickt du das eben kombiniert hast!“ –  „Soll das heißen, sonst bin ich zu blöd dafür?“

„Ich kann die Schere nicht finden!“ –  „Natürlich –  weil ICH sie wieder verlegt habe!“

„Das war ein toller Kuss!“ – „Findest du meine Küsse sonst langweilig?“

„Bitte vertrau‘ mir!“ – „ich vertrauen prinzipiell niemanden!“

Unterstellungen, Vorurteile, Projektionen sind die Auslöser der Antworten. Das tatsächlich Gesagte kommt nicht an, nicht das Lob, nicht die Feststellung, nicht die Freude, nicht die Bitte…

Genauso kommt es vor, dass der Absender – bewusst, meist aber eher unbewusst – manipulieren will: „Wenn ich beim Erwachen keinen Kuss bekommen, geht es mir den ganzen Tag schlecht.“ „Weil du so lange gelesen hast, konnte ich nicht einschlafen.“ „Mir geht’s eh schon so schlecht und jetzt muss ich mich auch noch wegen dir kränken.“ Hier soll der andere für das eigene Befinden verantwortlich gemacht werden. Was geschieht? Der Kuss am Morgen bleibt nicht länger liebevolles Ritual. Entweder wird er zur Pflichterfüllung oder er fällt demnächst ganz weg. Im zweiten Bespiel bleibt vielleicht das Licht aus Trotz besonders lange an, es wird widerwillig kleinbeigegeben oder aber es zielt in der Zukunft auf getrennte Schlafzimmer hin – nicht als bewusste Entscheidung (die ja immer in Ordnung ist) sondern als Flucht. Und im dritten Beispiel kann es gut sein, dass einer der beiden vor lauter Schuld und kränken tatsächlich krank wird…

Genug jetzt von dem, was schieflaufen kann. All das ist menschlich. Wir überlegen nicht vor jedem Satz, wie wir ihn am besten formulieren, damit das Gesagte richtig ankommt. Selbst wenn wir sehr bemüht darum sind, passiert es uns doch immer und immer wieder, dass uns alte Denkweisen und Verhaltensmuster lenken, vor allem wenn wir unter Druck geraten oder uns bereits verbal angegriffen fühlen. Im Zwischenmenschlichen menschelt es eben gewaltig! Uns das immer wieder bewusst zu machen hilft uns einander besser zu verstehen.

Legen wir nicht jedes Wort auf die Waagschale und bitten wir darum, auch mit uns nachsichtig zu sein. Versuchen wir offen zu sein für die Botschaft und genauso offen für das, was da zusätzlich zwischen uns hin und her schwappt. Dann kann es gelingen, dass wir einander sagen:

Ich höre dich, Ich habe verstanden