Also ich stehe mit dem Auto lieber drei Stunden lang im Stau als eine Stunde im stockenden Verkehr zu rollen. Diese Erkenntnis kam mir beim vergangenen Pfingstfest – und ja, ich bin genau an dem Tag in den Kurzurlaub gefahren, vor dem mich Heute-Nachrichten und ADAC-Experte doch extra gewarnt hatten. Wo ist da Gelegenheit für eine Auszeit? Es ist halt alles Sache der Einstellung.

Wie? Moment mal! Ja! Ich stand nun so drei Stunden lang mit dem Auto auf der Autobahn A2 und musste warten. Das „Musste“ könnt ihr streichen. Das „Warten“ auch. Denn ich hab mich geistig einfach vom „Wann geht es endlich weiter?“ oder „Welcher Blödmann konnte da wieder nicht richtig fahren?“ entkoppelt. Man kann es eh nicht ändern und warum soll ich mich dann wegen der kleinen Wartezeit aufregen. Ich sitze täglich stundenlang vor dem Computer und die Zeit rast an mir vorbei, da werde ich es ja wohl auch auf der Autobahn in der Autoschlange aushalten. Besonders schön ist es doch, wenn es sich um einen „Stehstau“ handelt, auf den ihn mein Sohn kurzerhand getauft hat.

Wir sind also erst einmal ausgestiegen und haben uns geräkelt. Da vorn war eh nix zu erkennen und im Radio war man noch nicht so richtig informiert, um dem Stausteher ein paar handfeste Fakten an die Hand zu geben. Als fürsorglicher Papa hat man natürlich das komplette Entertainmentprogramm im Auto zur Hand, so dass die „weiteren“ lauffaulen Insassen mit Zeitschriften und Elektro-iPad-Spielzeugs versorgt sind. Kleine Naschereien und ausreichend Getränke schützen zudem vor Unterzuckerung und (vor allen bei pubertierenden Jungs) unkontrollierten Wutausbrüchen.

Moment, noch ein Tipp zu den Getränken: Bitte schenkt sie nur sparsam aus, wenn die Autobahn kilometerweise eingezäunt ist. Es ist schön, dass Damwild, Fuchs und Hase nicht die Fahrbahn kreuzen, andererseits steht/sitzt man auf dem Stau-Präsentierteller wenn man verkrampft hinter die Leitplanke pinkeln muss statt sich im zehn Meter entfernten Wald entfalten zu können. Beachtet das bitte, denn die nächste Tür im Zaun ist garantiert hunderte Meter entfernt.

Wenn man sich dann gedanklich von „oh je, ich komme zu spät“ abgekoppelt hat, ist so ein Stau schon recht interessant. Zum Beispiel sind die Betonflächen auf der Fahrbahn durchnumeriert. Noch nie gesehen? Dann ab in den Stehstau. Oder die Markierungslinien: Das ist gar keine dünne Farbe, das sind ja schon richtig dick aufgeklebte „Klebebänder“. Bei solchen Beobachtungen merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Zwischen die Verkehrsmeldungen im Radio passen erstaunlich wenige Lieder und Nachrichten sind erstmal kurz.

Was soll ich sagen, gerade wollte ich das Angelzeugs aus dem Kofferraum kramen und meinen Sohn mit Angelstuhl in voller Ausrüstung zwischen den Autos fotografieren (hätte ich sehr lustig gefunden), da ging es schon wieder weiter. Mist, die hätten sich beim Aufräumen des Unfalls ruhig etwas mehr Zeit lassen können, nix mit Auszeit …

Bildquellen: Florian Pötzsch