Wenn man sich die aktuellen Diskussionen rund um das diesjährige Weihnachtsfest anschaut, trifft man nicht selten auf große Angst, auf Wut und Ratlosigkeit, auf Wehmut oder Fatalismus. Manches Mal fallen Worte, die eher aus der Galle statt aus dem Herzen kommen. Und wir laufen Gefahr, von unserem Herzensweg abzukommen.

Es wird dieses Jahr eine ganz besondere Adventszeit geben. Die Turbulenzen um uns herum, eine Pandemie, die schon jetzt tief in unser aller Leben eingreift, sorgen für Verhältnisse, die uns herausfordern. Auch unser Herz wird auf die Probe gestellt. Und das gar nicht so sehr durch die Hoffnung, dass es gesund bleiben möge, weil vielleicht im ganz persönlichen Notfall kein Krankenhausbett mehr frei ist. Sondern vor allem auch deshalb, weil wir Tag für Tag vieles abzuwägen haben: Wo legen wir Grenzen für Dinge fest oder wo verzichten wir sogar ganz auf diese Dinge, die wir noch vor einem Jahr als selbstverständlich ansahen und für unverzichtbar hielten?

Herzenswege gehen

Das mache ich ganz persönlich, wenn ich mich Weihnachten für fünf Stunden in den Zug setze, um meine Eltern nach langer Zeit mal wieder zu besuchen, und dort angekommen, sie erst einmal herzlich in den Armen zu halten. Weil sie es wollen, und weil ich es will. Oder wenn ich fünf Stunden in die andere Richtung fahre, um die eigene Tochter und meine Enkelkinder zu besuchen, die ich Monate nicht gesehen habe. Auf diese Momente verzichten zu müssen, hätte weh getan.

Und wenn ich dann zu hören bekomme, dieser Verzicht sei doch unter den gegebenen Umständen völlig selbstverständlich, muss ich sagen: Nein, das ist eben nicht selbstverständlich. Und so etwas macht etwas mit uns, ganz tief in uns drin. Um so wichtiger ist es, sein Herz in solchen Zeiten nicht zu verschließen und ihm auch in diesen Zeiten zu folgen, und auch später das, worauf man jetzt tatsächlich verzichtet, um so mehr zu schätzen.

Mitten ins Herz

Genau darum geht es auch in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins: auf eine Reise in unser Herz zu gehen, zu schauen, wofür es schlägt, zu entdecken, was wir oft schon längst in uns verloren glaubten. Achtsamkeit auch als Weg zu begreifen, unser Herz zu uns sprechen zu lassen. Dabei spannen unsere Texte einen inspirierenden Bogen von beinahe metaphysischen Gedanken über die Kraft unseres Herzens über einen spannenden Romantik-Fragebogen, über wundervolle Gedanken zu unseren Tagträumen bis hin zur ganz praktischen Aufforderung, mal wieder einen echten Liebesbrief zu schreiben – so einen auf richtigem Papier. Richtiges Papier ist auch das Stichwort für unseren Bastelworkshop: Herzen basteln mit Herz, quasi die „herzliche“ Variante eines kleinen Adventskalenders.

Keine Mauern bauen

Auf seinem Herzensweg zu bleiben, heißt allerdings nicht, blind zu sein, für die Veränderungen, die um uns herum passieren. Und klar, man darf sich über bestimmte Dinge auch ägern, und ab und an darf auch mal die Hutschnur platzen. Genau so wichtig ist es aber auch, dass wir uns nicht gegenseitig „die Köpfe einschlagen“, weil wir immer mehr in Extremen denken und fühlen. Angst, auch übertriebene, ist genau so menschlich wie der Prozess der Verdrängung, des Verharmlosens von Dingen, vor denen man sich nicht ängstigen lassen will. Beides kommt nahezu von der gleichen Stelle in unserem Herzen und hat doch so unterschiedliche Konsequenzen, treibt uns in der öffentlichen Diskussion weit auseinander.

Und es ist nicht überraschend, dass die Politik mal die eine oder andere Stimmung aufgreift, zumal die Fakten sehr widersprüchlich sind und wir täglich dazulernen. Es gibt keine einfache Lösung, aber es gibt Grenzen, die wir nicht überschreiten dürfen: Wir werden abwägen müssen, worauf genau wir verzichten, um uns zu schützen – nach bestem Wissen und Gewissen. Aber keiner darf diese beiden Seiten gegeneinander ausspielen. Wenn Verzicht weh tut und in unseren Augen seine Grenzen hat, müssen wir es sagen dürfen. Wenn andererseits die Angst da ist, dass der Virus noch viel mehr Opfer kosten wird als bis jetzt, dann ist diese Angst zu akzeptieren.

Und trotzdem dürfen wir von all dem nicht unser Herz demontieren lassen, dürfen keine Mauer um unser Herz errichten. So wird und kann es auch in diesen Tagen unser Kompass bleiben. Ich wünsche uns allen, dass wir Weihnachten Eltern und Kinder in den Armen halten dürfen. Und ich wünsche uns, dass wir das bald wieder tun dürfen, ohne den geringsten Zweifel daran zu haben, dass es richtig und wichtig ist.

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