Warum es Sinn macht, in der Vergangenheit zu graben, um in Vergessenheit geratene Beschäftigungen und Hobbies wieder Raum und Zeit zu schenken. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den Alltag bereichern und das Herz Freudentänze machen lassen. 

Kennst du sie auch – die Momente, in denen du zurückschaust auf deine Jugend oder dein junges Erwachsenenalter mit all deinen damaligen Hobbies und Beschäftigungsfeldern? Meist beenden wir diese Erinnerungsreisen mit einem wehmütigen Seufzer und fragen uns, wo bloß die Zeit geblieben ist. Wie konnte es geschehen, dass unsere Lieblingsbeschäftigungen von damals im jetzigen Leben keinen Platz mehr haben? Warum sind manche einst geliebten Hobbies so sehr in Vergessenheit geraten?

Okay, Zeitmangel, Stress, neue Lebensaufgaben, Familienalltag, Ehrenämter – es gibt genug Gründe (oder sollte ich besser sagen: Ausreden) warum vergangene Beschäftigungen nicht mehr stattfinden. Doch wir können hier und heute die Entscheidung treffen, uns das Lieblingshobby wieder zurückzuerobern. Was spürst du bei dem Gedanken in deiner Brust? Ein aufgeregt pochendes Herz? Tierische Vorfreude? Ein inneres Jauchzen? Wärme, Energie, Lebendigkeit? Male dir einmal aus, wie es sich anfühlt, deiner Lieblingsbeschäftigung von früher nachzugehen. Die Vorfreude steigt ins Unermessliche? Wunderbar, dann werde doch konkreter: Was brauchst du, um deinen Wunsch in die Tat umzusetzen? Welche Vorbereitungen sind zu treffen? Wann möchtest du in Aktion treten? Ach übrigens: Für den Fall, dass dir auf die Schnelle kein Hobby von damals eingefallen ist, schau einfach mal in die Checkliste…

Wie ich zurück zu meinen Hobbies fand

Bei mir begann alles mit einem familienfreien Wochenende, an dem ich seit einer gefühlten Ewigkeit alleine zuhause war. Ich genoss es, einfach mal nur meinen Rhythmus zu leben und verfasste intuitiv eine To-Do-Liste, die einmal ganz anders ausschaute, als meine üblichen Listen im Alltag. Plötzlich tauchten da Stichworte und Ideen auf, die mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagten. Denn in mir wuchs der Wunsch, meinen intuitiven Wünschen und Sehnsüchten Raum zu schenken – und zwar nicht irgendwann einmal, sondern hier und jetzt, gleich und sofort, prompt in diesem Augenblick!

Als erstes kramte ich die inzwischen recht verstaubte Nähmaschine hervor, die jahrelang ein Schattendasein fristete. Sicher, aus den Augenwinkeln nahm ich sie schon oft beim Bügeln wahr, ignorierte aber aufkommende Anwandlungen, sie aus dem Regal zu nehmen, schließlich hatte ich noch einen stattlichen Stapel Bügelwäsche vor mir. Stoffe hatte ich zwischendurch immer wieder gekauft, wenn die Muster mir gefielen. Ich liebe es, ansprechende Stoffe anzufassen und mir auszumalen, aus ihnen etwas Schönes zu nähen.

Allerdings bin ich dabei in keiner Weise ein Profi. Ich bevorzuge einfache Dinge wie Tischdecken, Herzanhänger oder Kissenbezüge. Als die Kinder klein waren, kamen natürlich noch Nikolausstiefel oder ähnliches hinzu. Doch nun sind sie erwachsen und Enkelkinder noch nicht in Sicht. Wir wohnen und arbeiten unter einem Dach, weshalb die meiste Zeit über viel Trubel und Aktion bei uns vorherrscht. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber ein Wochenende allein zuhause ist einfach sehr selten und auch mal schön.

Ja, ich holte also die Nähmaschine hervor, setzte mich davor und brauchte tatsächlich eine Weile, um mich wieder mit allen Funktionen vertraut zu machen. Doch schließlich hatte ich den Bogen raus, die Maschine ratterte, der Stoff glitt über den Tisch und ich war selig wie ein Kind. Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass mich diese Stunden des Nähens so glücklich machen würden. Ich verlor das Gefühl für Raum und Zeit, unser Hund lag neben mir und schlief – das monotone Rattern schien ihn tatsächlich genauso zu entspannen wie mich… Denn das war ein wundervoller Effekt: Mein Kopf war leer, die Gedanken plötzlich still, ich tauchte ein in den Augenblick, war einfach nur mit dem Nähen beschäftigt. Eine tiefe Zufriedenheit breitete sich in mir aus, als ich am Abend die Nähmaschine wieder an ihren Platz stellte.

Lass dich inspirieren

Diese Liste soll dir Anregungen geben, dich an frühere Hobbies zu erinnern. Hast du folgende Tätigkeiten geliebt?

– Handarbeiten wie Stricken, Häkeln, Nähen, Sticken, Filzen
– Malen, Zeichnen, Mandalas ausmalen, Malen nach Zahlen
– Musizieren, tanzen, singen
– Lesen, Kreuzworträtsel, Puzzlen
– Kartenspiele, Brettspiele nach eigenen Regeln
– Sport, Bewegung, Seilspringen, Hula Hoop
– Yoga, Meditation, Qi Gong
– Handwerken wie Holzarbeiten, Plastizieren, Goldschmieden
– kreatives Tun wie Perlen aufziehen, Seife machen

Wenn es bei dem einen oder anderen Beispiel „Klick“ gemacht hat, und du spürst, das wäre wieder was für dich, trage es gleich ein, damit es nicht wieder in Vergessenheit gerät. Und überlege, wie und mit wem du das zeitnah wieder neu anfangen willst und wirst.Sie bereinigen eine belastende zeitliche Brücke in die Vergangenheit, machen Sie wieder frei für willkommene Erinnerungen.

Da gehen noch mehr Hobbies!

Ich bekam Lust auf mehr. Warum sollte ich nicht auch dem Stricken wieder Raum und Zeit schenken? Wie hatte ich diese Tätigkeit geliebt! Schon als Kind und Jugendliche hatte ich große Freude daran, Tiere, Schals, Mützen oder anderes zu stricken. Später fertigte ich sogar Pullover an. Ich erinnere mich noch an regelrechte Strick-Orgien mit befreundeten Familien bei unseren Urlaubsreisen mit dem Wohnwagen. Was entstanden da für einzigartige Modelle mit teils recht komplizierten Norweger-Mustern. Du siehst, ich schwelge schon wieder in der Vergangenheit und tauche ein in die Magie dieser besonderen Zeit…

Dem Spaß am Hobby und mir folgen

Ich machte mich also auf den Weg in die Abteilung eines großen Einrichtungshauses, das gerade mit einer besonderen Rabattaktion auf seine Angebote aufmerksam gemacht hatte. Und was soll ich sagen: Ich kam in einen absoluten Kaufrausch. Denn was ich hier an unterschiedlichen Wollarten fand, war wirklich fantastisch. Tja, und da jede Wolle unterschiedlich dick war, brauchte ich natürlich noch die jeweils passenden Nadeln. Auch diese fand ich auf Anhieb und kam glücklich und erfüllt mit einer großen, prall gefüllten Tasche zuhause an. Allerdings dauerte es noch einige Zeit, ehe ich mich ans Werk machte, denn das Wochenende war einfach zu schnell vorbei und der Alltag mit all seinen Aufgaben lenkte mich wieder und wieder von meinem Vorhaben ab.

Fang doch einfach gleich an! – Mandala ausmalen

Nimm dir doch einfach die Zeit, das Mandala am Ende des Artikels nach deinen Farbwünschen auszumalen. Für eine Extraportion Motivation hier noch die positiven Auswirkungen dieser Tätigkeit. Mandalas ausmalen bewirkt:

– Steigerung der Konzentration
– Abbau von Stress und Anspannung
– Förderung der Kreativität
– Stärkung von Geduld und Ausdauer
– Zentrierung und inneres Gleichgewicht
– Ruhe und Ausgeglichenheit

Vielleicht inspiriert dich das Ausmalen dazu, dir gleich einen Vorrat an wunderschönen Vorlagen anzulegen. Entsprechende Malbücher findest du in unserem Shop: www.auszeit-webshop.de

Begeisterung steckt an

Doch eines Abends war es soweit! Ich saß auf dem Sofa und kam mit der Freundin meines Sohnes über Handarbeiten ins Gespräch. Wir tauschten uns aus, was bei ihr in der Schule vermittelt wurde und mir wurde deutlich, dass es heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist, die Grundlagen der Handarbeit zu lernen. Stricken und Häkeln gehörte zum Beispiel nicht dazu. Ich erzählte von meinen früheren Strick-Orgien und sie bekam sofort strahlende Augen. Als sie erfuhr, dass ich bereits Wolle und Nadeln gekauft habe, wuchs die Neugier ins Unermessliche. Ich holte also meine neuen Schätze hervor und bot ihr an, sie in die Kunst des Strickens einzuweihen. Was dann geschah, war einfach wundervoll. Ich entdeckte gemeinsam mit ihr das Stricken auf eine neue Weise wieder und war überrascht, wie leicht es mir von der Hand ging.

Allerdings machte ich einen entscheidenden Fehler: ich verzichtete auf die empfohlene Maschenprobe … Naiverweise war ich der Meinung, es müsste doch auch mit dem richtigen Augenmaß gelingen, die korrekte Maschenzahl für das Rückenteil einer Strickjacke zu wählen. Nun gut, die Erfahrung lehrte mich etwas anderes. Nach der dritten Reihe dehnte sich die gesamte Angelegenheit auf eine XXXL-Größe, die mir leider gar nicht zusagte und (im wahrsten Sinne des Wortes) überhaupt nicht passte. Also durfte ich meine gerade hochmotiviert angefertigten Strickkünste wieder aufribbeln. Dies war eine echte Geduldsprüfung, da es eine so feine, wuschelige Wolle war, die sich ständig verknotete oder verfilzte. Doch schließlich war es geschafft und beim zweiten Versuch passte die Breite dann auch, da ich die Maschen vorher pingelig abgemessen und gezählt hatte…

Übrigens beherrschte „meine Schülerin“ das Stricken sofort und kam flott voran. Voller Stolz präsentierte sie mir das Ergebnis des ersten Abends. Ich war begeistert und wir setzten unsere gemeinsamen Strick-Sessions regelmäßig fort. Neben schönen Gesprächen genossen wir auch Momente der Stille, in denen nur das Klappern der Nadeln oder das Schnarchen unseres Hundes zu hören war. Beide waren wir fasziniert von der besonderen Atmosphäre, die jedes Mal entstand. Auch hatten wir das Gefühl der inneren Zufriedenheit, Freude und Ausgeglichenheit. Später schaute ich einmal nach, welche Wirkungen denn das Stricken erwiesenermaßen hat und war wirklich beeindruckt.

Stricken tut uns gut

Tatsächlich hat das Stricken viele positive Effekte, die sich sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Ebene beziehen. Durch die gleichförmige Wiederholung der Tätigkeit wird der Körper in einen natürlichen Entspannungszustand versetzt, bei dem sowohl der Blutdruck als auch die Herzfrequenz sinkt. Diese repetiven Bewegungen sind sogar mit Meditationstechniken zu vergleichen. Außerdem werden Neurotransmitter für Serotonin aktiviert, die Glücksgefühle auslösen. Gleichzeitig sinkt der Anteil an Stresshormonen beträchtlich, was natürlich zu einem entspannten Allgemeinzustand beiträgt. Kein Wunder also, dass wir das Stricken so gerne tun.

Zusätzlich wird das Gehirn stimuliert und beide Gehirnhälften in einen Trainingszustand versetzt – die Konzentration und das Erinnerungsvermögen steigt. Neben einer Verbesserung der Koordination und Feinmotorik werden auch die Hand- und Armmuskeln trainiert. Und – das habe ich ja selber erlebt – es wird Geduld, Ausdauer und Durchhaltevermögen gefordert. Dies wiederum führt zu Stolz und stärkerem Selbstwertgefühl. Denn wer das fertige Strickobjekt in den Händen hält, hat wirklich viele Stunden Zeit und Nerven investiert.

Herzanhänger nähen

Dieser Herzanhänger kann per Hand oder mit der Nähmaschine angefertigt werden. Male einfach ein Herz auf ein Papier, schneide es aus und lege es auf einen Stoff deiner Wahl. Fertige zwei identische Stoffherzen an und lege sie mit der schönen Seite aufeinander. Nähe nun die Seiten zusammen und lass oben genug Platz, um das Herz umzudrehen, so dass die schöne Seite nach außen zeigt. Fülle es mit Watte oder getrockneten Lavendelblüten und nähe es zu. Wähle ein schönes Band und befestige dies am Herzen. Schon ist der wunderschöne Anhänger fertig.

Meine Hobbies und ich – eine niemals endende Reise

Ich bin sicher noch nicht am Ende mit dem Ausgraben vergangener Lieblingsbeschäftigungen. Da wäre noch das Trampolin, das auf eine Wiederbelebung wartet – optimal, um beschwingt in den Tag zu starten (wenn da nicht der innere Schweinehund wäre, der immer wieder Gründe findet, warum es zeitlich gerade nicht passt). Ach ja, und Holzarbeiten habe ich auch so gerne gemacht. Mit der Laubsäge am Küchentisch lassen sich wunderschöne Dinge kreieren – herrlich! Oder Mandalas ausmalen wäre doch auch mal wieder schön… Du siehst, wenn man erst einmal anfängt zu graben, kommen so einige Dinge zutage, die ins jetzige Leben integriert werden könnten – Dinge, die uns gut tun und die unser Herz wieder eines kleines Bisschen jünger werden lassen.

Antje Tittelmeier

Die Autorin, Physiotherapeutin und Gesundheitsexpertin arbeitete viele Jahre in der eigenen Praxis. Als Filmproduzentin hat sie das Magazin GesundheitsTipp.TV ins Leben ge-rufen, in dem hilfreiche Tipps für eine gesunde Lebensweise vorgestellt werden.

www.gesundheitstipp.tv

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