Mein Superfood im Februar ist das Fasten! Und damit bin ich nicht alleine, gerade zu Jahresbeginn steht Fasten ganz oben auf der Hitliste der heißesten Trends. Wie kommt es, dass inzwischen Millionen von Menschen in Deutschland – übrigens ist die Mehrheit der Fastenden weiblich – regelmäßig auf den Genuss von fester Nahrung verzichten? 

Ich wollte vor drei Jahren zum ersten Mal im Selbstexperiment herausfinden, warum Fasten immer beliebter wird. Dabei bin ich ganz sicher nicht der Typ Frau, die bei jedem Trend unbedingt mitmachen muss. Aber so unglaublich viele meiner Freundinnen haben mir vorgeschwärmt, wie gut sich das Fasten anfühlt. Also habe ich mich auch in das „Abenteuer Verzicht“ gestürzt.

Glücklich über den Verzicht

Wissenschaftlicher Fun Fact: Wenn die Entscheidung zum Entschlacken und Fasten auf Freiwilligkeit beruht, stuft unser in der Hirnrinde liegendes Bewertungszentrum den Nahrungsentzug als nicht bedrohlich ein. Das wiederum bedeutet, dass keine Stresshormone ausgeschüttet werden, sondern höchst willkommene Glückshormone – diese Erkenntnis verdanken wir übrigens dem Neurobiologen Gerald Hüther. Das emotionale High beim Fasten hängt also (auch) von der bewussten und freiwilligen Entscheidung für diesen Weg ab.

Natürlich schwimme ich nicht pausenlos in einer rosa Welle aus Glücksgefühlen, wenn ich faste. Es gibt auch Phasen, in denen ich mich frage, warum ich mir das eigentlich antue. Aber diese Tiefs lassen sich überwinden. 

Sei nicht so streng

Ich übe mich mindestens einmal im Jahr im Verzicht, nicht nur um die Folgen der Weihnachts- und Silvesterkalorien abzubauen. Ich sehe das eher ganzheitlich und nachhaltig. Denn mein Ziel ist eine gesunde und damit selbstwertschätzende Lebensweise, die ich das ganze Jahr praktizieren möchte. Meistens bin ich darin erfolgreich, aber selbstverständlich gibt es auch bei mir Ausreißer. Meine größten drei Schwächen heißen Schokolade, Schokolade und Schokolade …

Nicht zu streng mit mir selbst zu sein ist mein Credo! Wenn ich Appetit auf die mit Abstand genialste Süßigkeit der Welt bekomme, dann gönne ich mir einfach ein paar Stücke davon. Auf diese Weise kommt es erst gar nicht zu einem Heißhunger darauf. Natürlich gilt das nur für die Zeit außerhalb meiner persönlichen Fastenzeiten. Während der Fastenphase ist Schoki selbstverständlich tabu.

Frühjahrsfasten

Warum ist Fasten gerade im Frühling so beliebt und sinnvoll? Die neue Jahreszeit beeinflusst nicht nur die Natur, sondern auch unseren Körper, Seele und Geist fühlen den Impuls für die Neugestaltung des Lebens. Im Winter war es wichtig, den Körper warm zu halten, um dieses Ziel zu erreichen, ernähren wir uns in der kalten Jahreszeit meist mit deftigen und sehr fetthaltigen Speisen. Diese angesammelte Energie, Schlacken (und Kilos!) kannst du nun im Frühling leicht mit Heilfasten und Bewegung abbauen. Die ganzheitliche Reinigung für Körper und Seele schwingt im Gleichklang mit der Erneuerung der Natur im Frühling. In diesem Zeitfenster befinden wir uns also mit dem Heilfasten in vollkommener Harmonie mit Mutter Erde.

Fasten als Entgiftungsmethode

Damit ich jeden Tag gesund lebe, musste ich mein persönliches Maß finden, bei dem ich mich wohlfühle und trotzdem möglichst wenig an Stoffen zu mir nehme, die den Körper belasten. Und dabei sind wir bei den Giften und Schlacken angelangt, die man beim Fasten loswird. Mit dem Begriff „Schlacken“ sind Stoffe gemeint, die rein biologisch gesehen gar nichts in unserem Körper zu suchen haben, zum Beispiel bestimmte Gifte wie Pestizide oder synthetische Chemikalien. Gifte wie Alkohol, Koffein und Nikotin belasten unsere Leber, den Darm und die Nieren ebenfalls über Gebühr. Dazu gesellen sich giftige Stoffe aus Luft, Kosmetika und Kleidung.

Als wenn das noch nicht genug wäre, belasten wir unseren Körper mit Gewohnheiten, die der Gesundheit abträglich sind. Wir bewegen uns zu wenig, leiden unter Stress und schlafen zu wenig. Findest du dich in dieser Beschreibung wieder? Wenn ja, dann ist jetzt der geniale Zeitpunkt um etwas zu ändern. Aber sei dabei geduldig mit dir: lieber jeden Tag eine kleine Verbesserung, als alles mit einem Hauruck-System ändern, was meist zum Scheitern verurteilt ist.

Neuanfang mit Bedacht

Beim Fasten schenke ich mir ein deutliches Plus an Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Dieser Weg wirft Fragen auf, die sich um meine zukünftige Gestaltung des Lebens drehen. Ich spüre, wie unzufrieden ich mit manchen Dingen und Situationen bin und möchte so einiges ändern. Nach meinem ersten Fasten habe ich den Fehler begangen, alles auf einmal ändern zu wollen, und es hatte sich eine Menge auf meiner To-Do-Liste angesammelt. Aber das hat nicht funktioniert, eine Freundin gab mir dann den Tipp, mich auf einige wenige Dinge zu fokussieren. Und dieser Tipp war Gold wert, durch das Setzen von Prioritäten bleibe ich konsequent bei den aktuell für mich wichtigsten Lebensaufgaben. Ich verzettel mich nicht mehr und sehe schneller Erfolge.

Niemand kann an 1 000 Baustellen gleichzeitig erfolgreich sein. Mein Weg zu mir selbst und zu einem gesunden Lebensstil nach dem Fasten ist ruhiger und fokussierter geworden. Im letzten Jahr lag mein Fokus auf Bewegung und inzwischen möchte ich nicht mehr auf Joggen und Yoga verzichten!

Die Zeit danach

Mir fällt es gerade in der ersten Zeit nach dem Fasten sehr leicht, einen gesunden Lebensstil beizubehalten. Mein Geist ist dann noch so frisch und berührt vom Verzicht, ich bin immer noch so nahe bei meiner Seele und ihren wirklichen Bedürfnissen. Da ist es für mich easy, auf all die Dinge zu verzichten, von denen uns die Werbung einreden will, wir könnten nicht ohne sie leben. Um in diesem Zustand zu bleiben, schreibe ich Tagebuch, auch schon während der Fastenkur. Dann kann ich später nachlesen, wie ich in dieser Zeit gestimmt war. Und nicht nur der mentale Bereich, auch die Umstellung der „normalen“ Ernährungsgewohnheiten nach dem Heilfasten auf ein möglichst gesundes Level fällt in dieser Zeit recht leicht. Nutze auch du den Zauber des Anfangs und den Spirit des nachhallenden mentalen Fasten-Hochgefühls.

An der Quelle des Fastens

Ich muss schon sagen, ich bin den beiden großen Wiederentdeckern des Fastens, also Dr. med. Otto Buchinger und Dr. med. Hellmut Lützner richtig dankbar! Ohne die Beiden wäre ich nie darauf gekommen, wie viel Spaß es machen kann, zu fasten und gesund zu leben! Dabei ist es schon einige Zeit her, seitdem die beiden Mediziner dem Fasten in Europa zu einem Comeback verhalfen. Bereits vor 100 Jahren gründete Doktor Buchinger eine Fastenklinik in Bad Pyrmont. Fun Fact am Rande: Die Bewohner des Örtchens Bad Pyrmont machten sich in der Anfangszeit der Klinik lustig darüber, dass dort Gäste beziehungsweise Patienten für den Aufenthalt zahlten, ohne Verpflegung zu bekommen.

Das Fasten nach Buchinger gehört übrigens noch heute zu den beliebtesten Arten des Fastens. Präzise gesagt wird diese Methode Heilfasten genannt und bedeutet den Verzicht auf feste Nahrung. Erlaubt sind flüssige Nahrungsmittel, wie Gemüse- und Obstsäfte und Gemüsebrühe. Aber auch bei den Getränken gilt ein Limit von etwa 500 Kalorien am Tag. Buchinger sah das Fasten als ganzheitlichen Prozess, deshalb sollte schon nach seiner Lehre der Fastende jeglichen Stress vermeiden und sich möglichst viel entspannen.

Neben dem Heilfasten gibt es noch einige andere Fastenformen, zum Beispiel das Null- beziehungsweise Wasserfasten. Bei dieser extremen Form sind ist nur die Aufnahme von Wasser oder Kräutertee erlaubt. Mediziner raten davon ab.

Gemäßigter ist da schon das Fasten nach Hildegard von Bingen, oder die Fastenkur, die F. X. Mayr entwickelt hat. Bei beiden Varianten sind Kalorien in Maßen erlaubt, sogar in Form von Obst und Getreide.

Deine eigene Fasten-Methode

Ich bevorzuge das Heilfasten nach Buchinger. Aber welche Methode für dich am besten geeignet ist, das musst du selbst herausfinden. Meist ist die Art die richtige, von der man beim Lesen darüber spontan denkt: Ja, das kann ich mir vorstellen, auf diese spezielle Art zu fasten.

Die Wahl der Methode hängt auch vom bisherigen Lifestyle ab. Wenn du bislang relativ viele giftige Genussmittel und ungesunde Nahrung zu dir genommen hast, dann möchtest du vielleicht erst einmal richtig „Großreinemachen“. Dagegen ist nichts einzuwenden, so lange du dich dabei wohlfühlst. Ansonsten rate ich immer zur Strategie der kleinen aber nachhaltigen Schritte. Jedes Fasten ist ein Entgiften, also ein Detox-Prozess. Du kommst deinem Ziel also mit jedem kleinen Verzicht näher. Dabei gibt es wenig „Richtig“ oder „Falsch“. Abgesehen von extremen Nullfastenaktionen oder anderen Fastenarten, von denen dir dein Arzt sicher abrät, gibt es kein „Falsch“. Alles ist richtig, wenn es sich für dich in dem Moment gut und richtig anfühlt. Du musst auch nicht zwangsweise Kalorien zählen, um auf keinen Fall über die empfohlene Menge von 500 Kalorien täglich zu kommen. Wenn dein Körper dir signalisiert, dass er noch eine kleine Energiezufuhr braucht, dann gönne ihm diese einfach. In Extreme zu verfallen ist in den meisten Fällen kein guter und achtsamer Weg.

Falls du zu den ehrgeizigen Leuten gehörst und doch mit dem Nullfasten liebäugelst, dann denke bitte an den Jojo-Effekt. Der schlägt nämlich gerade bei dieser radikalen Form des Fastens gerne hinterher zu. Beim maßvollen Heilfasten ist die Jojo-Gefahr nur sehr gering, vor allen Dingen dann, wenn du nach dem Fasten zu einem gesunden Lebensstil findest, der viel pflanzliche Lebensmittel, viel Bewegung und Schlaf und wenig Stress beinhaltet.

Wie sieht eine Standard-Fastenkur aus?

Du startest mit Entlastungstagen. Das sind ein bis zwei Tage vor dem Fastenbeginn, in denen du nur noch leichte Kost zu dir nimmst. Mit leichter Kost ist Reis, Getreide, Gemüse oder Obst gemeint. Beim nächsten Schritt, der Darmreinigung, gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Manche halten sie für unbedingt notwendig, andere meinen, man kann getrost darauf verzichten. Du musst herausfinden, welche Methode für dich richtig ist. Dann kommen die eigentlichen Fastentage, die etwa 5 bis 7 Tage dauern sollten. In diesen Tagen ist nur flüssige Nahrung erlaubt, in Form von Kräutertees, durchgesiebter Gemüsebrühe und stillem Wasser. Entspannung und Bewegung stehen dabei an erster Stelle im Tagesablauf. Nach dem Fastenbrechen kommen die Aufbautage. Gewöhne deinen Körper mit leichter Kost und kleinen Portionen wieder an die Normalität.

Das Hungergefühl bekämpfen

Nun möchte ich Dir noch meine Geheimtipps für erfolgreiches Fasten verraten! Der erste: Keine Ausnahmen! Nichts zu essen ist viel leichter, als zwischendurch kleine Ausnahmen zu machen. Das Hungergefühl also auf keinen Fall mit einem Snack bekämpfen, sondern lieber viel trinken. Tees sind ja ohne Grenze nach oben erlaubt! Und viel zu trinken ist neben dem hungerstillenden Effekt auch immens wichtig für den Abbau der Giftstoffe aus dem Körper.

Auch Bewegung und andere Ablenkungen machen das Fasten leichter. Allerdings solltest du auf keinen Fall Leistungssport machen oder dich auf andere Weise körperlich zu sehr verausgaben. Mache lieber ein paar entspannende Yogaübungen oder einen wohltuenden Spaziergang durch den Wald.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim „Abenteuer Fasten“!

Meine Lieblings-Fastensuppe

Ich liebe diese Suppe, sie schmeckt nicht nur aromatisch. Mir ist es auch wichtig, dass sie nur regionale und saisonale Zutaten enthält.

Zutaten:

1 Möhre
2 mittelgroße Kartoffeln
1 halber Bund Frühlingszwiebeln
1 Esslöffel getrocknete Schnittlauchröllchen
1 Teelöffel Kümmel oder Majoran, je nach individuellem Geschmack

Die Zubereitung:

Die Möhre, die Frühlingszwiebeln und die Kartoffeln waschen und putzen. Eventuell schälen. Mit einem halben Liter Wasser auf dem Ofen aufsetzen. Kümmel oder Majoran hinzufügen und das Ganze mindestens eine halbe Stunde auf kleiner Flamme kochen lassen. Anschließend die Suppe durch ein Sieb abgießen. Damit sich die köstlichen Geschmacksstoffe lösen, solltest du die weichen Bestandteile im Sieb gründlich ausdrücken. Die klare Gemüsebrühe nun mit den Schnittlauchröllchen bestreue

Rebecca Mantell

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