Gerade das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres nutzen viele Menschen, um Bilanz zu ziehen und zugleich neue Vorsätze zu fassen. Nicht selten löst der Rückblick auf das, was erreicht, erfüllt oder aus den Augen verloren wurde, Frustration aus.

„Man sollte nicht zu streng mit sich ins Gericht gehen. Dauerhaft hohe Ansprüche an sich selbst zu haben, kann Stress auslösen. Und dieser kann bekanntlich krank machen. So steigert er zum Beispiel das Risiko für Depression, Burnout und chronische Erschöpfung“, sagt Dr. med. Hannes Horter, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Weserbergland und der Oberberg Tagesklinik Hannover. „Stattdessen kann man das Umsetzen von Vorsätzen als einen phasenhaften Prozess verstehen, bei dem eben auch mal mehrere Versuche nötig sind, bis er gelingt“, rät Dr. Horter.

Sorgenspirale zum neuen Jahr stoppen

Steigende Energiekosten und Erderwärmung, der andauernde Krieg und politische Umbrüche – neben dem Jahresrückblick setzt auch der Ausblick auf alles Bevorstehende für das Jahr 2023 vielen Menschen zu. „Wer sich ständig sorgt, versucht mental belastende Themen zu bewältigen. Wer die Angst- und Sorgenspirale jedoch nicht stoppt, läuft Gefahr, eine Angststörung oder eine Depression zu entwickeln“, weiß Dr. Horter. Den Medienkonsum zu beschränken und zeitlich zu begrenzen, kann hier schon ein erster hilfreicher Schritt sein. Auch rational zu hinterfragen, wie wahrscheinlich es ist, dass das Befürchtete eintritt, kann Sinn machen, um sich nicht in Ängsten zu verlieren.

Umgehen mit Angstattacken

Angst schützt. Es ist jedoch belastend, wenn man in völlig unbegründeten Situationen Angst empfindet und wenn diese Angstzustände das Tun und Handeln lähmen und zu einer Dauerbelastung werden. „Wenn Ängste unbeherrschbar werden, Sorgen und Ängste das Leben bestimmen und plötzlich Angst- oder Panikattacken auftreten, kann es sich um eine Angststörung oder Angsterkrankung handeln. Deshalb sollte man sich an eine Expertin oder einen Experten wenden, wenn man merkt, dass Ängste und Sorgen nicht mehr aufhören und sogar das alltägliche Leben einschränken“, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiter.

Angst vor der Angst verlieren

Angststörungen lassen sich in der Regel sehr gut durch geeignete Psychotherapien behandeln. „Die meisten Betroffenen verlieren ihre ‘Angst vor der Angst’ und verhindern oder durchbrechen damit den Teufelskreis von Vermeidungsverhalten”, weiß Dr. Horter. „Sollten die Ängste dennoch sporadisch erneut auftreten, erreichen wir häufig mit nur wenigen weiteren Sitzungen und der selbstständigen Anwendung von förderlichen Denk- und Verhaltensweisen rasch einen Rückgang der Krankheitssymptome (Remission)“, erklärt der Chefarzt.

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