Trotz Partner und jahrelanger Beziehung, empfindest du Einsamkeit in der Ehe? Wenn ihr vielmehr nebeneinander als miteinander lebt und euch als Paar kaum noch etwas zu sagen habt, verschanzt du dich in deiner eigenen kleine Welt und trägst deinen Kummer allein. Doch du kannst diese Einsamkeit überwinden.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Zu Beginn euer Beziehung habt ihr gewiss viele Höhen aber auch so manche Tiefen durchlebt und seid aneinander sowie miteinander gewachsen und gereift. Doch mit der Zeit gibt es immer wieder Phasen, in denen sich Eheleute trotz Partnerschaft einsam füllen. In der Regel sind dies kurzweilige Momente, wie etwa wenn einer von beiden auf Geschäftsreise ist oder im Krankenhaus liegt. Hierbei führt die räumliche Trennung zum Alleinsein. Das musst nicht unbedingt negativ sein, im Gegenteil. Auch in einer Beziehung tut es gut, hin und wieder Freiraum zu haben. Wenn jedoch zu der Ferne ebenso soziale Kälte kommt, wird aus dem Zustand des Alleinseins schnell ein Gefühl der Einsamkeit.

Vielleicht ist dein Partner während der Vorbereitungen für ein Arbeitsprojekt derart in Gedanken versunken, dass er dich beziehungsweise die Familie kaum noch wahrnimmt. Wenn er dann verreist, kommt es dir so vor, als sei es ihm egal, wie du alleine zurecht kommst. Anstatt das Thema anzusprechen, frisst du deinen Ärger in dich hinein. Bei seiner Rückkehr bist du längst an dem Punkt, an dem du deinen guten Willen gegen Frust, Wut und Schuldzuweisungen eingetauscht hast. Entsprechend zurückweisend fällt deine Begrüßung aus und damit fühlt sich womöglich dein Partner wiederum einsam und nicht willkommen.

Aus solchen kleinen, scheinbar schnell wieder überwundenen Szenarien, wächst mit jedem neuen Anflug von Ärgernis das Gefühl der Einsamkeit. Das Entscheidende ist nicht das Alleinsein müssen, sondern was du dabei empfindest. Bleiben diese Gefühle ungelöst, entwickelt sich zunehmend eine Distanz zwischen euch als Paar.

Die großen und kleinen Einsamkeiten

In einer Partnerschaft entsteht Einsamkeit in erster Linie durch mangelnde oder falsche Kommunikation. Die typischen Gendervorurteile, beispielsweise dass Frauen viel zu viel belangloses Zeug plappern würden und Männer sowohl wortkarg als auch emotionsreduziert seien, treffen in Wahrheit so gut wie nie zu. Jeder Mensch geht nur anders mit Worten und Gefühlen um. Manche Männer zögern monatelang das „Ich liebe dich“ hinaus – doch dann gilt es bis auf Widerruf. Dagegen kann ein tagtägliches Liebesversprechen schon beinah wertlos wirken, obgleich beide Varianten äußerst intensiv gemeint sind.

Ähnlich abstrakt kommunizieren Paare aneinander vorbei. Selbst wenn eine Bemerkung Freunden oder Kollegen gegenüber fällt, kann diese vom Partner falsch aufgegriffen werden. Kommt es dir dann nicht auch manchmal so vor, als würdet ihr nicht die gleiche Sprache sprechen?

Diese kleinen Einsamkeiten im Moment wirken auf den ersten Blick harmlos. Dann könnt ihr eben nicht über denselben Witz lachen oder habt nicht den gleichen Musikgeschmack. Was soll’s. Wenn du dich dann aber nach langer Zeit voller Stress und Herausforderungen wieder auf einen entspannten Abend mit deinem Partner freust und ihr wieder völlig unterschiedlich reagiert, wird aus der Vorfreude Enttäuschung. Unabhängig davon, ob du es hättest besser wissen müssen.

So kannst du dir selbst beim gemeinsamen Filmabend einsam vorkommen. Irgendwann gehört ihr vielleicht sogar zu den Paaren, die getrennt ausgehen, weil sie unterschiedliche Interessen verfolgen. Oder die in verschiedenen Zimmern schlafen, weil sie unterschiedliche Schlafenszeiten haben. Was definiert euch dann noch als Paar? Oder seid ihr eher Wohngemeinschaft, bei jeder seine eigene Lebensweise hat? Und seine eigenen Form der Einsamkeit.

Aus Einsam wieder Zweisam machen

Der erste Schritt zur Lösung eurer Einsamkeit ist das Erkennen, dass sie euch überhaupt betrifft. Als Tabuthema wird sie viel zu oft verleugnet oder nicht ernst genug genommen. Dabei gefährdet jede kleine wie große Einsamkeit eure Ehe. Anfangs nur als kleine Risse im Mauerwerk eurer Beziehung, wird nach und nach der Wall zerbröseln. Vertrauenslücken entstehen und schlimmstenfalls bricht alles in sich zusammen. Jede Beziehung muss gepflegt werden, kleine Lecks sind zügig zu reparieren, sprich wieder gut zu machen. Nur so kann sich euer Schaffenswerk ein Leben lang halten.

Wenn die Einsamkeit bereits fortgeschritten ist, muss wohl eher eine gründliche Sanierung her. Paartherapien, bei denen euch eine neutrale Person durch die Gespräche moderiert, können helfen, wieder einen gemeinsamen „Wortschatz“ aufzubauen. Womöglich hat dir dein Partner schon die ganze Zeit versucht, etwas klar zu machen, du hast seine Andeutungen aber nie richtig verstanden. Umgekehrt hast du vielleicht sehr direkt Probleme angesprochen, er wusste aber nicht mit welcher Priorität er sie lösen sollte oder inwieweit sie ihn mit betreffen. Ein „Übersetzer“ (also der Paartherapeut) kann dann wahre Wunder wirken. Freunde oder Verwandte würden aufgrund ihrer Beziehung zu euch immer für eine von beiden Parteien sprechen.

Ihr wollt euch lieber selber helfen und wieder annähern?

Probiert folgende Übung, um eure Einsamkeit in der Ehe in Zweisamkeit zu verwandeln:

Schreibt eure drei wichtigsten Bedürfnisse nieder. Sprich das, was euch wirklich auf der Seele brennt. Versucht, euch kurz und präzise zu fassen, damit keine falsche Interpretation möglich ist.

Tauscht eure Notizen aus und versucht den nächsten Monat bewusst an Hand der Hinweise eures Partners an euch und der Beziehung zu arbeiten.

Die Notizen behaltet ihr dabei stets bei euch, in der Hosentasche oder im Portemonnaie.

Das Ganze könnt ihr pro Monat wiederholen und neue Stichpunkte verfassen. Es dürfen ruhig auch Kleinigkeiten sein, die euch stören.

 


 

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Bildquellen: Jasmine Wallace Carter von Pexels