Schon Asterix und Obelix wussten es: Suppe ist ein regelrechter Zaubertrank. Sie stärkt uns bei Krankheit, tröstet die Seele und löst Wohlbehagen aus, denn Suppe ist einfach auch ein Stück Kindheit!

Ursprünglich kommt die Bezeichnung Suppe aus dem Westgermanischen und leitet sich von dem Wort für „schlürfen“ her. Wenn die Germanen von „supp“ sprachen, dann meinten sie damit eine breiige Speise oder ein in Flüssigkeit eingeweichtes Brot. Auch heutzutage bezeichnet man eine flüssige bis dünnbreiige Warmspeise als Suppe, die entweder klar oder gebunden ist. Die Basis ist dabei immer eine Brühe. Zur Herstellung von Brühe oder auch Fond wird Rindfleisch, Huhn, Fisch, Wild und/ oder Gemüse im Verhältnis 1: 5 mit Wasser angesetzt, erhitzt und längere Zeit auf kleiner Stufe gekocht. Die dabei entstehenden klaren Suppen haben weniger eine nährende Wirkung, füllen jedoch den Magen und regen die Verdauung an. Wer seinem Hüftgold Adieu sagen will oder einfach die Fastenzeit nutzen möchte, der sollte deshalb Suppen in seinen Speiseplan einbauen. Möchtest Du den Stoffwechsel noch mehr anregen, kannst Du beim nächsten Mal ein Stück Ingwer und eine Chilischote in der Brühe mitkochen.

Gebundene Suppen werden mit einem Bindemittel, etwa Sahne oder Mehlschwitze, zubereitet und in fünf Unterkategorien eingeteilt: Püreesuppen, Cremesuppen, Schleimsuppen, Gemüsesuppen und gebundene Kraftbrühen.

Doch was wäre ein Teller Suppe ohne Einlage? Gerade klaren Suppen wird durch die richtige Zutat erst das gewisse Etwas verliehen. Dabei sind den Möglichkeiten fast keine Grenzen gesetzt. Von Nudeln über Klöße bis zu Croûtons und Backerbsen reicht das Angebot an schmackhaften Suppeneinlagen. Doch Vorsicht: Sie sind es auch, die aus einer gesunden, kalorienarmen Speise eine wahre Kalorienbombe machen können. Wer abnehmen möchte, sollte deshalb auf Gemüse und mageres Fleisch in der Suppe zurückgreifen

Vom Essen für Arme

Die Suppe ist beinahe so alt wie die Menschheit. Erste breiähnliche Gerichte wurden bereits in der Steinzeit verzehrt. Doch die Mesopotamier und Ägypter waren die ersten wahren Suppenköche der Welt. Auf ihren Feldzügen lernten die Römer die Vorzüge dieser Speise kennen und lieben und so kam sie mit den Soldaten vor circa 5 000 Jahren in Europa an. Im Mittelalter galt die Suppe, die hauptsächlich zum Frühstück auf den Tisch kam, als Arme-Leute-Essen. Die Zutaten waren noch recht spärlich und beschränkten sich auf Getreide, Wasser und Salz.

Mit der Beschreitung neuer Handelsrouten und dem Import von exotischen Gewürzen verhalf man auch der Suppe zu neuem Geschmack. Schon im 16. Jahrhundert war es am französischen und italienischen Hof üblich, herzhafte Brühen aus Fleisch zu servieren.

Aus der gutbürgerlichen Küche des 19. Jahrhunderts ist die Suppe als Vorspeise nicht wegzudenken. Aus den gehaltvollen Eintöpfen wurden jedoch leichte Suppen mit weniger Einlagen, denn die Suppe stand von nun an am Beginn des vornehmen Menüs. Sie sollte den Magen anregen, dabei jedoch nicht sättigen.

Hausfrauen und -männer von heute setzen Suppen nach wie vor als kostengünstige Speise ein. Sie eignet sich hervorragend, um Reste zu verwerten und viele Menschen innerhalb kürzester Zeit satt zu machen. Doch auch in Nobelrestaurants steht Suppe auf der Speisekarte, nennt sich dort Consommé, Bouillon oder Potage und wird aus erlesenen Zutaten hergestellt. Die Suppe ist also noch immer ein Gericht, das Arm und Reich verbindet.

 

Suppenliebhaber
Wusstest Du, dass in den USA jährlich 10 Milliarden Teller Suppe verzehrt werden? Amerikanische Frauen essen dabei doppelt so oft Suppe wie Männer. Kein Wunder also, dass dort auch der internationale Suppentag erfunden wurde. Der ist übrigens am 4. Februar, obwohl der Jänner in den Vereinigten Staaten als nationaler Suppenmonat gilt. Die beliebteste Suppe der Amerikaner ist Hühner-Nudelsuppe. Sie gilt als Seelentröster und Wunderheilmittel bei Grippe. In Deutschland verspeist übrigens jeder Einwohner im Durchschnitt 100 Teller Suppe pro Jahr.

 

Kunterbrunt

Das Suppe gesund und glücklich macht, dürfte nun kein Geheimnis mehr sein. Doch sie kann auch das Auge erfreuen, und dieses isst ja bekanntlich mit. Gerade in den tristen Monaten des Jahres gibt es praktischerweise auch die buntesten Suppen. Wer kann beim Anblick einer leuchtend-orangefarbenen Kürbiscremesuppe denn noch schlecht gelaunt sein, ganz gleich, ob es draußen stürmt und hagelt? Auch Rote Beete, Zucchini und Tomaten sorgen für einen Farbklecks auf dem Esstisch. Im Sommer verwöhnt ein Teller eiskalter Gurkensuppe Körper und Seele. Selbst Kinder, die Obst und Gemüse nur widerwillig essen und grünen Salat überhaupt nicht anrühren, können von den flüssigen Vitaminbomben nicht genug bekommen.

Es ist mittlerweile erwiesen, dass Farbe unseren Gemütszustand beeinflusst. Das gilt nicht nur für Wandfarben und Kleidungsstücke, sondern auch für Nahrungsmittel. So stärkt Gelb die Nerven und fördert die Konzentration, Rot regt die Verdauung an und Orange vertreibt depressive Stimmungen. Es kann also nicht schaden, vermehrt farbenfrohe Gemüsesuppen auf den Tisch zu bringen. Ein weiteres Plus: Die bunten Farben werden durch sekundäre Pflanzenstoffe hervorgerufen, die wichtig für unseren Nährstoffhaushalt sind. Um den Körper also abwechslungsreich mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralien zu versorgen, isst man sich am Besten durch die ganze Farbpalette des Regenbogens.

Um die Welt

Ganz gleich, ob im hohen Norden oder am Äquator: Es gibt vermutlich kein Land, das keine Nationalsuppe besitzt. Oft gibt es sogar, je nach Region, mehrere davon:

Wer schon einmal in Österreich auf Urlaub war, der weiß vermutlich, dass die klare Rindssuppe aus der Wiener Küche nicht wegzudenken ist. Fritatten, Grießnockerl und Leberknödel gehören dort zum Sonntag wie das Amen zum Gebet. Am weltberühmten Opernball hingegen isst die feine Gesellschaft um Mitternacht traditionell die Gulaschsuppe, ein treues Überbleibsel aus Österreichs k. u. k.-Zeit.

Aus Russland kommen sowohl Borschtsch als auch Soljanka. Borschtsch wird aus roten Rüben hergestellt und mit Schmand und Küchenkräutern verfeinert. Soljanka enthält Kraut, saure Sahne und Gurkenlake.
In den heißen Abendstunden Spaniens erfreut sich vor allem Gazpacho besonders großer Beliebtheit. Diese kalte Suppe aus rohem Gemüse, klassischerweise aus Gurken, Tomaten, Paprika und Knoblauch, kühlt und erfrischt.

Wenn Sie jetzt denken, dass in heißen Regionen die Suppe bevorzugt kalt auf den Tisch kommt, dann irren Sie sich. Gerade in den tropischen Ländern Ostasiens sind heiße und vor allem scharfe Suppen besonders gerne gesehen. So isst man in Vietnam mit Vorliebe eine kräftige Rindsbrühe mit Reisnudeln namens Pho. Garniert wird sie mit frischen Kräutern, Zwiebeln, Pilzen und höllisch scharfen Chilis. In Thailand wiederum verfeinert man die Hühnersuppe gerne mit Kokosmilch und Fischsoße.

Der aus Mexiko stammenden Kuttelsuppe „Menudo“ sagt man eine ganz besondere Wirkung nach. Sie wird als ideales Mittel gegen den Kater nach einer langen Partynacht gefeiert.

Einen ganz besonderen hohen Stellenwert haben Suppen in Japan. Ganz gleich ob Ramen, Soba oder Udon – diese Nudelsuppen findet man im Land der aufgehenden Sonne an jeder Straßenecke. Sie werden mit Genuss und gerne auch lautem Schlürfen verzehrt.

Suppenkult(ur)

Gerade in Japan ist um Suppenküchen ein regelrechter Kult ent-standen. Ihnen wurden nicht nur Gedichte und Lieder gewidmet, um sie drehen sich ganze Comicbücher und sogar Spielfilme. Doch auch die westliche Welt hat die Suppe längst zum Kulturgut erhoben. Dem Künstler Andy Warhol hat eine einfache Suppendose zu Weltruhm verholfen, als er sie 32 Mal auf Leinwände malte. Als man ihn fragte, weshalb er die Dose so oft verewigt hatte, antwortete er: „Ich habe diese Suppe jeden Tag zu Mittag gegessen, 20 Jahre lang!“.

Die bereits erwähnten Asterix und Obelix wurden vom Druidenmeister Miraculix stets mit ihrem Zaubertrank versorgt, der ihnen im Kampf gegen die Römer half. Und was war dieser Zaubertrank? Richtig, Suppe! In einem anderen bebilderten Werk für Kinder ist ebenfalls die Rede von Suppe und wie der Verzicht darauf dem Körper schaden kann. Die Rede ist natürlich vom Suppenkasper. Heinrich Hoffmanns tragischer Held stirbt bereits nach fünf Tagen ohne die bekömmliche Kraftbrühe. Da sieht man es: Suppe ist nicht nur Kult, sie ist auch gesund!

 

Verrückte SuppenTraditionelle Suppen werden immer aus regionalen Lebensmitteln hergestellt. Kein Wunder also, dass es in manchen Ländern Rezepte gibt, die für uns verrückt klingen. Während man in unseren Breitengraden Huhn, Rind und Gemüse verkocht, kommen am Fuße des Kilimandscharo Bananen, Bohnen und Erde in den Topf. Eine der teuersten Suppen der Welt stammt aus China und besteht vor allem aus ganzen gekochten Vogelnestern, die sich vollständig auflösen und der Suppe die typische Konsistenz geben. Der Preis für eine Schüssel Vogelnest-Suppe liegt zwischen 30 € und 1100 €. Preislich übertroffen wird dieses Gericht von der Tigerpenissuppe. Hier liegt der Preis bei 400 € pro Portion. Auch wenn Tiger vom Aussterben bedroht sind, so kann man auf manchen Märkten leider noch immer ihr Fleisch kaufen.

 

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin, das noch viele weitere tolle Themen für Euch bereithält.

 

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Bildquellen: Photo by Monika Grabkowska on Unsplash