Kennst du das, wenn dir jemand zu einem deiner Probleme einen Rat gibt und du antwortest „Ja, ich weiss, aber …“. Manchmal stecken wir irgendwo fest, ohne einen Ausweg zu sehen. Wir wissen zwar, dass uns diese Situation nicht gut tut oder dass uns das Problem, mit dem wir kämpfen, richtig fertig macht. Trotzdem fühlen wir uns nicht in der Lage, eine Veränderung zu erreichen.

Wenn dann jemand mit einem Rat kommt oder besserwisserisch seinen Senf dazu gibt, verteidigen wir unser Problem sogar noch. Wir verteidigen unsere Realität, die wir ja eigentlich selbst nicht mögen. Das hört sich im ersten Moment paradox an und nicht unbedingt clever von uns 😉 Aber hast du dir in diesem Moment schon einmal die Frage gestellt, welcher Wert diese Situation oder dieses Problem für dich haben?

Wie wertvoll ist mein Problem?

Alles, was wir nicht loslassen möchten, an dem wir festhalten, auch wenn es uns ganz offensichtlich nicht gut tut, hat seinen Grund. Wir sehen darin nämlich trotz allem einen bestimmten Wert. Beispielsweise Heisshungerattacken. Jeder von uns weiss, dass sie unserem Körper nicht gut tun und trotzdem gibt es diese Momente, in denen du am liebsten den ganzen Kühlschrank plündern würdest und dennoch weißt, dass du nicht satt werden wirst. Was ist für dich also der Wert an diesen Attacken? Bekommst du sie dann, wenn du eine innere Leere füllen möchtest? Oder ist es der Wert der Belohnung durch Essen, den du irgendwann einmal gelernt hast?

Oder du steckst in einem Job fest, der dir absolut nicht gefällt, in dem du dich nicht wertgeschätzt fühlst und schaffst es trotzdem nicht, zu kündigen. Anstatt dich über dich selber zu ärgern, frage dich, welchen Wert dieser Job für dich hat. Bringt er dir die Sicherheit der monatlichen Lohnzahlung? Gibt es Arbeitskollegen, mit denen du gerne deine Zeit verbringst? Oder weißt du, dass dir die Arbeit grundsätzlich leicht von der Hand geht und du den Job zur vollsten Zufriedenheit deines Chefs erledigst?

Anerkenne den Wert deiner Realität

Wenn wir eine unangenehme Situation verändern möchten, bringt dies nicht nur Erleichterung. Oftmals macht uns die Veränderung auch Angst. Zwar ist die aktuelle Situation oft kaum auszuhalten, aber sie ist immerhin bekanntes Terrain. Die Veränderung hingegen bringt Unbekanntes mit sich und wer springt schon mit einem Freudenschrei in den leeren Raum?

In erster Linie: Verurteile dich nicht für dein Verhalten. Gerade in Situationen, die uns belasten, die immer wiederkehren und in denen wir uns hilflos verstrickt fühlen, brauchen wir unsere eigene Geduld und einen liebevollen Umgang mit uns selbst. Anerkenne den Wert, den deine Realität für dich hat. Versuche herauszufinden, welcher Art dieser Wert ist. Ist es Sicherheit, die du dir wünschst? Oder brauchst du Wertschätzung? Was ist es an deinem Problem, dass es trotz allem so wertvoll macht?

Sobald du diesem Wert auf die Spur gekommen bist, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Beispielsweise beim Job, den du nicht kündigen möchtest – und eben eigentlich doch: Kannst du dir einen neuen Job suchen und den alten erst dann kündigen, damit du die Sicherheit der Lohnzahlung nicht verlierst? Oder kannst du deine Arbeitskollegen auch privat treffen? Was, wenn du dich ab heute und gleich sofort selber wertschätzt? Du bist genau richtig, so wie du bist! Den Wert, den wir in einem Problem sehen, finden wir möglicherweise auch in einer anderen Situation, in einer bestimmten Beziehung oder sogar in uns selber. Dadurch können wir ihn vom Problem ablösen und sind wieder frei darin, unangenehme Situationen loszulassen und zu verändern.

Ich wünsche dir viel Kraft, Geduld und Liebe.

Nadine