Die Fahlenbacher Mühle ist ein typischer Familienbetrieb. Der 32-jährige Mühlenbetreiber Martin Hofmeir wuchs mit der Mühle, dem Getreide und dem Mehl auf und weiß, was – neben der Ausbildung – einen guten Müller ausmacht.

 

Was ist das Besondere am Berufsstand Müller?

Martin Hofmeir: Müller ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung! Müller ist man mit Leib und Seele – oder eben nicht. Mir wurde es glücklicherweise in die Wiege gelegt, so dass ich die Familientradition weiterführen darf. Grundsätzlich ist der Beruf des Müllers (ganz offiziell heißt er inzwischen „Verfahrenstechnologe/ in in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft“) sehr abwechslungsreich und vielseitig. Es ist eine Kombination aus vielen bekannten Berufen: Lebensmitteltechniker durch den Umgang mit Lebensmitteln, deren Qualität und Verarbeitung, zugleich ist man Mechaniker und Elektriker, da Reparaturen und Instandhaltungen an Maschinen und Anlagen ebenso selbst durchgeführt werden. Weiter wird ein sehr großer Wert auf die vorgelagerten und nachgelagerten Bereiche gelegt: Man ist als Müller auch ein halber Landwirt und auch ein halber Bäcker!

Gibt es einen täglichen Arbeitsablauf?

Hofmeir: Ja. Eine Mühle ist immer ein kontinuierlicher, durchlaufender Betrieb. Es gibt eine Tagesaufgabe, zum Beispiel wie viel Getreide und welches Getreide zu welchen Mehlen gemahlen werden soll, da auch täglich Kunden und Bäckereien beliefert werden müssen oder bei uns im Laden Verbraucher auch täglich einkaufen. Die Mühle läuft oft wesentlich länger bis tief in die Nacht als im Vergleich zu einem klassischen 8-Stunden-Arbeitstag, den man so kennen könnte. Man kann es auch so sagen: Wir Müller müssen genauso viel und oft mahlen, wie die Menschen alles wegessen können – und gegessen wird immer! Wenn es Richtung kältere Jahreszeit und gegen Weihnachten geht, sind wir nochmals mehr gefordert. Den Mehrverbrauch an Mehl wegen Plätzchen und Stollen merken wir schon deutlich.

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Die Fahlenbacher Mühle

Im Sommer zur Erntezeit kommen auch viele Landwirte mit ihrem Getreide direkt zur Mühle, so dass wir es in unseren Silos einlagern. Hier gibt es oftmals keinen Feierabend vor Mitternacht und durchgearbeitete Wochenenden sind auch dabei.

Also kein geregelter 8-Stunden-Tag?

Hofmeir: Den gibt es ausschließlich für die Angestellten. Als selbstständiger Mühlenbetreiber ist man weit mehr gefordert. Es heißt nicht umsonst: “Die laufende Mühle will seinen Herren ständig sehen!”. Zum Einstellen, Kümmern und Vorplanen gibt es in der Mühle immer etwas. Aber wie schon eingangs gesagt, den Mehraufwand macht man gerne und dafür ist man auch sein eigener Chef!

Wie behauptet man sich im täglichen Konkurrenzkampf mit Großmühlen?

Hofmeir: In der Theorie ist das einfacher gesagt, als man dann in der Realität umsetzen kann: Man muss schneller, flexibler, innovativer und auch kreativer sein als die preisdrückende Konkurrenz. Man muss für seine Kunden in sämtliche Richtungen “Mehrwert” schaffen und immer für sie da sein. Einfach mehr bieten, als “nur” Mehl liefern. Man könnte auch den Spruch vom “early bird” zur Verdeutlichung anbringen. Ein solcher kreativer und innovativer Schritt ist in unserer Mühle unsere eigene Marke “backdeinbrot.de”, wo man sich seine eigene Bio-Brotmischung nach individuellem Geschmack zusammenstellen kann. Auch unsere beiden Onlineshops auf www.kunstmuehle.de gehören zur geforderten Flexibilität und auch zum Komfort für den modernen Kunden von heute.

Wie regional ist heute noch das Geschäft?

Hofmeir: Sehr regional. Wir selbst legen besonderen Wert auf nachhaltige Lieferantenbeziehungen direkt aus der Nachbarschaft. Wir kennen alle unsere Landwirte persönlich. Mit einigen Höfen hat sogar mein Großvater schon zusammengearbeitet. Man kennt und schätzt sich, tauscht auch gern mal ein privates Wort aus. Auch der moderne Getreide-Erzeuger von heute will wissen, was mit seinen Produkten, die er fast ein Jahr lang auf seinem Feld gesät, gehegt, gepflegt und schließlich geerntet hat, so passiert und wo man sie verarbeitet dann auch wieder essen kann. Zudem gefällt mir persönlich an dieser regionalen Herkunft besonders, dass wir, wenn wir im Frühling mit dem Rad durch unsere Umgebung fahren, die Getreidefelder den verschiedenen Landwirten zuordnen können und das Korn beim Wachsen beobachten dürfen.

Ihr Mehl trägt unter anderem das Siegel “Geprüfte Qualität” – was bedeutet das?

Mühlenbetreiber Martin Hofmeir setzt auf Qualität durch Verbindung von Tradition, Regionalität und moderner Technik

Mühlenbetreiber Martin Hofmeir setzt auf Qualität durch Verbindung von Tradition, Regionalität und moderner Technik

Hofmeir: Das ist ein eigenes Siegel des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums für Forsten und Landwirtschaft. Es steht für totale Transparenz und Offenheit in allen Verarbeitungsstufen für den Endverbraucher. Jeder Teilnehmer, also Landwirt, Müller und auch Bäcker gleichermaßen, der das Siegel trägt, wird von einer offiziellen Kontrollstelle regelmäßig überprüft. Kurz gesagt, ist das “GQ”-Siegel eine Art Stempel für regionale Herkunft und transparente Verarbeitung von Qualitätsgetreide zu Qualitätsmehlen, so dass der Konsument ein gutes, vertrautes Stück Heimat von seinem Teller essen kann.

Sie mahlen auch Biomehl – warum nicht ausschließlich?

Hofmeir: Wir mahlen Biogetreide zu Biomehl – das Mehl ist schon unser fertiges Endprodukt. Das wird oftmals gerne im deutschen Sprachgebrauch verwechselt. Die Frage ist dennoch berechtigt: Es gibt Kunden, die ausschließlich Mehle aus biologischem Anbau haben wollen. Und es gibt Kunden, denen es generell wichtig ist, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. Nachdem nicht alle Erzeuger in unserer Umgebung Bio-Landwirte sind und wir auch allen Zielgruppen gerecht werden wollen, verarbeiten wir beides – regional konventionelles Getreide und biologisches Getreide. Und in alle unsere Mehle und Getreideprodukte lassen wir unser volles Herzblut und Engagement fließen. Bei uns kommt Qualität immer vor Quantität.

Ist Biomehl “besser” als das klassische Mehl?

Hofmeir: Rein ernährungsphysiologisch betrachtet gibt es keinen Unterschied. Es sind dieselben Inhaltsstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße, Vitamine oder Mineralstoffe in beiden Mehlen drin. Ganz objektiv betrachtet ist “bio” für unser Ökosystem natürlich besser, da keine anorganischen Dünger und keine chemischen Spritzmittel auf dem Feld eingesetzt werden. Auf der anderen Seite ist “bio” für den Landwirt wirtschaftlich schwieriger umzusetzen, da man weniger eingreifen kann und auch die Pflanzen etwa auf Trockenheit und Kälte stärker reagieren.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass beides – bio und klassisch – weiterhin gut nebeneinander existieren wird. Im Endeffekt ist es eine persönliche Entscheidung des Verbrauchers, was er bevorzugt. Viele leisten sich mit Bio auch mal etwas Besonderes. Wir sind auf jeden Fall für alle Kunden bestens gerüstet. Die heimische Landwirtschaft kann man mit dem bewussten Einkauf bei beidem unterstützen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Florian Pötzsch und Auerbach Verlag