Wenn sich die Liebe trotz aller raffinierter Verführungsversuche nicht erfüllt, hofft so manche Frau auf die Wirkung eines Liebestranks. Dabei musste sie durchaus um ihr Leben fürchten, wenn sie der Liebe auf die Sprünge helfen wollte. 

Die Liebe ist manchmal verzwickt, erst recht, wenn der Angebetete die eigenen Gefühle nicht erwiedert. Vor allem Frauen griffen daher gern auf einen besonderer Trick zurück: die verführerische Wirkung von Liebestränken. Viele sehen in solch einem Getränk zwar nur den allerletzten, verzweifelten Ausweg, um doch noch ans Ziel zu kommen. Doch in der Liebe sind ja bekanntlich alle Mittel erlaubt, oder? Vielleicht helfen ja doch ein paar Tropfen Tinktur im Wein? Oder wäre eine Tasse Zaubertee besser? Möglicherweise löst ein solcher Liebestrank ja wirklich den Knoten und lässt den Angebeteten in ewiger Liebe entflammen? Wer weiß das schon? Es wird so vieles angeboten, irgendetwas muss doch dran sein, mag so manche Frau denken.

Ein Tropfen Liebe

Aber wirken diese Liebestränke auch wirklich? Und kann man überhaupt an der Seite eines Mannes glücklich werden, der einen nur liebt, weil er quasi verhext wurde? Bevor man einen Liebestrank verwendet, gibt es einiges zu bedenken. Möglicherweise hilft hier ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit. Der berühmteste Liebestrank der Geschichte ist mit Sicherheit der, den Isolde für Tristan zusammenbraute. Er trank davon und vergaß die ganze Welt um sich herum. Statt Isolde an den König zu überreichen, was eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, behielt Tristan sie für sich. Im Liebesrausch schien der Rest der Welt zu verschwinden. Doch am Ende starben Tristan und Isolde nach einem recht kurzen gemeinsamen Glück.

Ihre Liebe war zwar wunderschön, aber ein Happy End gab es nicht. Sie wurden nicht gemeinsam alt. Nicht einmal eine Hochzeit war Tristan und Isolde vergönnt. Dafür schuf Wagner über diese uralte Legende einer großen Liebe die wahrscheinlich mächtigste Liebesmusik, die der Menschheit bekannt ist: „Versinken, ertrinken, unbewusst, höchste Lust“. Schöner und gewaltiger kann Liebe nicht sein! Und das alles dank eines mysteriösen Kräutertees. Donizetti hat in seiner Oper („Der Liebestrank“) Isoldes scheinbaren Erfolg mit dem Liebestrank augenzwinkernd auf die Schippe genommen: So glaubt ein einfältiger Bauer namens Nemorino felsenfest an Isoldes und Tristans Glück und kauft sich eine Flasche Liebestrank, um die reiche Gutsbesitzerin Adina zu erobern.

Als er plötzlich erbt und reich wird, umschwärmen ihn die Damen. Nemorino denkt nun, der Trank sei daran schuld, denn obwohl das ganze Dorf von seiner Erbschaft weiß, hat er selbst noch nichts davon erfahren. Zum Glück gibt es ein Happy End, Nemorino und Adina werden ein Paar. Allerdings ohne Liebestrank. Das viele Geld hatte Adina plötzlich die Augen geöffnet. Zurück bleibt die Frage: Hat es denn nun wirklich jemals einen erfolgreichen Liebestrank gegeben? Man kennt einige Rezepte aus dem alten Ägypten und dem antiken Griechenland. Von Erfolgen steht allerdings nichts in den Büchern. Auch die Hexen und Alchimisten im Mittelalter brauten gerne verschiedene Tränke und Tinkturen. Ob sie allerdings auch gewirkt haben, bleibt ein Geheimnis. Sicher ist dagegen, dass Frauen, die aus Sehnsucht nach Liebe einen Tee mischten, ihr Leben riskierten. Denn so manche Frau endete deshalb als Hexe auf dem Scheiterhaufen.

Die Kunst der Alchemie

Dabei sollen sogar einige Fürsten und Könige auf Liebestränke zurückgegriffen haben, wenn
die Angebetete trotz der hohen Stellung ihres Galans kein Interesse zeigte. Diese adligen Herren wandten sich mit ihren Problemen aber nur selten an „Hexen“, sondern gingen mit Vorliebe zu einem Alchimisten. Hoch in der Gesellschaft angesehen beschäftigten sie sich mit den merkwürdigsten Dingen, darunter auch die zu jener Zeit populäre Frage, wie man mithilfe des mysteriösen Steins der Weisen echtes Gold herstellen kann.

Und selbst die Idee von einem Elixier für die Unsterblichkeit stieß auf ernsthaftes Interesse von Seiten der fürstlichen Gönner. Einige pflegten in ihrer Gier nach Gold und Unsterblichkeit sogar eine Freundschaft mit dem Alchimisten, der dann auch wegen Liebestränken zu Rate gezogen wurde. Diese waren auch wesentlich handfester als die Tees der Frauen. In einem Rezept heißt es, man solle eine Haselnuss mit seinem „eigenen Wasser“, also dem Urin, übergießen, dann in die Sonne stellen und schließlich noch mit Schnaps aufgießen. Ob es geholfen hat, weiß man nicht. Die Angebetete bekam aber zumindest einen Rausch vom Alkohol.

Äpfel und Wein

Leider sind heute nur noch wenige Rezepte bekannt, denn die Zutaten, die Alchimisten und auch sogenannte Hexen verwendeten, waren äußerst geheim. Interessanterweise sollen jedoch der Apfel und die Apfelblüte eine große Rolle gespielt haben, da der Apfel seit Adam und Eva als Frucht der Verführung galt. Auch Paris überreichte im antiken Griechenland der schönen Aphrodite einen Apfel als Beweis dafür, dass sie die schönste unter den drei Göttinnen war. Als Dank erhielt er von ihr per göttlichem Einschreiten Helenas unsterbliche Liebe – und löste damit bekanntlich den Trojanischen Krieg aus. Auch diese Liebeszauber-Geschichte endete also ausgesprochen tragisch.

Auch ganz normaler Wein und Schnaps galten schon immer als sehr hilfreiche Liebestränke. So wussten Frauen schon seit der Antike, dass jeder Verführungsversuch mit einem Glas Wein besser gelingt. Ein guter Rotwein scheint deshalb der häufigste Liebestrank überhaupt zu sein. Wein soll dabei auch dann helfen, wenn das Gefühl der Liebe schon längst da ist, die Lust jedoch nachgelassen hat. Im 19. Jahrhundert gesellte sich zum Wein auch noch der verführerische Champagner. Beide haben nachweislich einen positiven Einfluss auf das Liebesleben. Allerdings nur dann, wenn er in Maßen getrunken wird. Denn bei mehr als einem kleinen Glas sind sowohl Wein als auch Champagner nur noch schlaffördernd.

Liebestränke zum Kaufen

Einige niedergelassene „moderne Hexen“ brauen Getränke, in denen z.B. ein Schamhaar mitgekocht wird. Die meisten auf Märkten angebotenen Getränke sind jedoch Teemischungen mit Zimt, Ingwer, getrockneten Äpfeln, Orangenschalen und je nach Geschmack anderen Kräutern.Es gibt auch Tränke, die sehr exotische Inhaltsstoffe wie Macisblüte und Sabalpalme beinhalten. Viele der zum Kauf angebotenen Tees versprechen heute nicht mehr, dass ein Nicht-Verliebter plötzlich in Liebe entflammt. Sie sind eher dazu geeignet, bereits bestehende Beziehungen mit einem originellen Tee zu festigen. Andere Liebestränke werden zusammen mit Liebeszaubern angeboten, kleinen Amuletten oder kleinen Sprüchen, die dann Wunder wirken sollen.

Dieser Artikel stammt aus dem „AUSZEIT-Magazin

 

Bildquellen: © Stephan Krause