Bis um Horizont ist die Erde mit Lila bedeckt. So sieht es in Südfrankreich aus, wenn der Lavendel seine blauen Knospen zur Sonne reckt. Dort wird die duftende Heilpflanze angebaut und dann zu uns gesendet. Wir legen ihn meist in kleine Duftsäckchen, um Motten fern zu halten und unsere Wäsche duften zu lassen. Doch der Lavendel kann mehr als das. Er besitzt eine lange Tradition und vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Der duftende Verführer

Ludwig XIV. tauchte einzelne Ähren des Lavendel in Ambra und sandte sie an schöne Frauen, die er gern als Bettgefährtin neben sich hätte. Fühlten diese sich dem König zugeneigt, nahmen sie eine der blauen Ähren in Gegenwart Ludwigs in den Mund. Somit wurde der Lavendel als ein Zeichen der Einladung und der Antwort genutzt. Doch Lavendel war vor allem auch als Heilkraut hoch angesehen. Hildegard von Bingen nannte den Lavendel Muttergotteskraut, weil er die jungen Damen von Unkeuschheit abhalten sollte.

Außerdem wirkt er gut bei dem Befall von Läusen und kann auf schmerzende Wunden gelegt werden. Seine antibakterielle und schmerzlindernde Wirkung war sogar bei den Soldaten bekannt. War im Krieg das Desinfektionsmittel ausgegangen, so wurde eben der Lavendel herangezogen. Lavendel beruhigt aber auch die Gemüter. Leidet man unter Nervosität oder Schlaflosigkeit, so reichen ein Duftsäckchen oder ein paar Tropfen des blauen Krautes auf das Kopfkissen, um wieder beruhigt einzuschlafen.

Für Außen und Innen

Früher wie heute ist der Lavendel aber vor allem für seinen betörenden Duft bekannt, und es hat eine lange Tradition, dass seine Blüten und Blätter in das warme Wasser für Bäder gelegt wurden. Kommt doch schon sein Name von dem lateinischen Wort lavare, das Waschen bedeutet. Bereits die Ägypter und Römer wussten um diese schönen Genussmomente und erfreuten sich an einem wohlig warmen Bad mit dem angenehmen Duft des Lavendels, der beruhigt und gleichzeitig die Haut pflegt!

Die blau blühende Pflanze ist jedoch nicht nur für eine äußerliche Behandlung zu gebrauchen, sondern kann auch herzhafte und süße Speisen aufpeppen. Es gibt Essig, Öl oder auch Soße aus Lavendel. Auch als Gewürz ist er anzutreffen, beispielsweise findet man in der raffinierten Mischung Kräuter der Provence neben Thymian und Rosmarin auch Lavendel. Wie Thymian, kann der Lavendel auch als Tee genossen werden. Und selbst den Naschkatzen ist er als Bestandteil verschiedenster Süßigkeiten ebenfalls nicht unbekannt.

Das Seelenkraut Lavendel

Das blaue Kraut ist aber auch in der Homöopathie und im Okkultismus zu finden. Lavendel hat eine starke Wirkung auf den Geist, weswegen es auch Seelenkraut genannt wird. Lavendelöl beruhigt die Psyche, sollte diese von Angst, Ruhelosigkeit oder Nervosität geplagt sein. Es vertreibt negative Gedanken und bringt den Seelenhaushalt wieder in Ordnung. Dabei öffnet Lavendel auch den Blick für Neues. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass das blaue Wunderkraut bereits im Mittelalter gegen böse Geister in Schlüssellöcher oder vor die Haustür gestreut wurde. Gute Hexen beschützte es und böse hielt es fern.

Die Wunderpflanze

Lavendel ist eine sehr vielfältige Pflanze. Er ist Heilkraut für Geist und Körper. Dabei wirkt er gar nicht wie ein Medizinpräparat, sondern ist im Gegenteil sehr schön anzusehen. Man kann ihn auch einfach in eine Vase auf den Tisch stellen oder anderweitig als Dekoration verwenden. Wenn man ihn dann auf dem Tisch stehen sieht, denkt man gar nicht, was alles in ihm steckt.

Bildquellen: Frances Schlesier