Auf den Dächern vieler Städte herrscht ein emsiges Treiben. Während es auf dem Land immer schwieriger wird, die richtigen Plätze für die Bienenvölker zu finden, hat die Stadt so ihre Vorteile. Gut für die Bienen, und gut für uns.

An die Stiche in die Hand hätte er sich inzwischen gewöhnt, sagt Tobias Laub, er merke sie kaum noch. Aber den Kopfschutz trage er auch weiterhin, denn die Bienen reagieren schonmal recht hektisch, wenn sie sich in den Haaren verfangen. Der Imker lächelt, als wolle er sich für die Bienen deshalb entschuldigen und streicht sich unbewusst durchs Haar. Allerdings, so erzählt er uns weiter, arbeitet er, wie viele andere auch, inzwischen mit eher sanftmütigen Völkern. Wenn man nicht gerade eine Allergie hat, seien Bienenstiche eigentlich kaum ein Thema.

Andere Themen bewegen ihn im Moment wesentlich mehr, zum Beispiel seine Zertifizierung als Bio-Imker. Dabei geht es nicht nur um das Zertifikat der EU, sondern auch um die teilweise noch strengeren Bestimmungen des Verbandes. Tobias Laub ist als Imker Mitglied von Bioland, dem größten Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Die Vorgaben des Verbandes betreffen beispielsweise die ausschließliche Verwendung von Bioland-Wachs, von Naturholz und Naturfarben für die Bienenstöcke oder auch den Einsatz von natürlichen Mitteln wie etwa Ameisensäure gegen die gefürchtete Varroa-Milbe.

Dabei ist vieles von den Forderungen für ihn ohnehin selbstverständlich. Gerade die junge Imkergeneration ist viel stärker durch die Orientierung an Nachhaltigkeit und Naturbelassenheit motiviert, als die meisten der älteren Imker. Die Zeit ist eben eine andere geworden, sagt Tobias Laub. Und nicht immer braucht man nun gleich ein Zertifikat, um seine ökologische Motivation zu manifestieren. Aber wenn man das ökologische Imkern als Beruf ausübt, möchte man auch Teil des entsprechenden Wirtschaftskreislaufes sein und dem Verbraucher ersichtlich machen, für welche Prinzipien man einsteht. In Bioland-Honigkeksen hat eben auch Bioland-Honig drin zu sein.

Auf die Frage, wie man gerade als Stadtimker überhaupt auf das Bio-Level kommt, ernten wir ein abgeklärtes Lächeln. Zu oft hat der Imker diese Frage bereits beantwortet, und seine Argumente sind schon stichhaltig, sozusagen. Das Pollenangebot in der Stadt ist vergleichsweise groß, gut gemischt und vor allem pestizidfrei. Die Mischung aus großen Parks, typischen Kleingartenanlagen oder auch Flußauen bietet den Bienen oft viel mehr, als teilweise sehr monokulturell angelegte Feldwirtschaften. Klar, Rapsfelder bieten als sogenannte Massentracht viel Ertrag. Aber sie blühen nur kurze Zeit und danach herrscht Ebbe.

Und spätestens wenn bis zum Horizont nur Maisfelder zu sehen sind, ist für die Bienen nichts zu holen. Außerdem beginnt in der Stadt der Frühling eher, der Herbst geht später und der Honig ist zwar weniger sortenrein, aber immer ein Genuss. Und das wollen wir jetzt einfach mal so stehen lassen.

Mehr darüber, wieso Bienen für uns so wichtig sind und wie Ihr euch eine eigene Bienenbox für den Balkon basteln könnt, erfahrt Ihr auch in unserer Ausgabe, der Auszeit 04/2014.

Bildquellen: Auerbach Verlag