Der Mond taucht in vielen Geschichten, Liedern und Mythen auf. Aber für was steht er? Welche Seite unseres Herzens bringt er zum Klingen? Was kannst du vom Mond lernen? Begeben wir uns also auf eine kleine, unterhaltsame Reise zum Mann im Mond …

Letztens ertappte ich mich beim Betrachten des Mondes, wie ich mich fragte, was der Mond jetzt ist. Ist er der kleine Bruder oder die Schwester der Sonne? Keine einfache Frage zu beantworten. Auf der einen Seite die warme, strahlende Sonne und auf der anderen Seite der kühle, nachdenkliche Mond.

Ich lag nachts in meinem Schlafzimmer und schaute auf den Mond. Vor meinem inneren Auge trieben die Personen, die mir nahe standen, vorbei. Ich sah in Gedanken meine Schwester, wie sie auf Arbeit mit ernstem Blick rüber zu ihren Klienten schaute. Sie strahlte eine weise Aura aus, die gut zum Mond passen würde. Als ich an meinem Bruder dachte, musste ich schmunzeln. Er war ein Lebenskünstler und besaß ein einnehmendes Lächeln. Er war der Sonnenschein unter uns Geschwistern. Während ich halb träumend zum Mond hoch schaute, wechselten die Gesichter wie die Mondzyklen ab.

Ich kam zu dem Entschluss, dass es egal ist. Beide mochte ich und der Mond konnte beides sein. Manchmal ernst oder traurig und dann wieder nett lächelnd. Manchmal so berührend romantisch und manchmal eher unterkühlt und ein bisschen unheimlich. 

Lerne Neues über den Mythos Mond

Schon hunderte Generationen vor uns sahen im Mond mehr als nur ein Leuchten am Nachthimmel. In vielen Mythen stellen die Gläubigen den Mond zum Beispiel als die Muttergöttin oder Himmelskönigin dar. Sie verkörpert den ewigen Rhythmus, das immerwährende Werden, die Erneuerung und die Erleuchtung. Ihr Schein bringt Licht ins Dunkel. Sie ist Herrscherin über Gezeiten, Regen, Wasser und Jahreszeiten.

In vielen Religionen wird zum Mond gebetet oder ihm werden Opfergaben dargebracht. Früher beteten Schwangere zu Maria für eine gute Geburt und im Hinduismus werden Shashthi Gaben dargebracht. Die Chinesen wiederum erzählen sich die Geschichte vom Hasen im Mond, der mit einem Mörser das Lebenselixier erschafft. Beim Mondfest in China werden Laternen mit Sprüchen aufgehangen und die ganze Familie feiert zusammen. Im Sudan beteten die Nuer zur Nyedang, der Tochter des Himmelsgeistes für ein friedliches Leben. Sie rieben sich Asche auf die Stirn und warfen Reis in die Höhe mit der Anrufung von Nyedang.

Es gibt viele weitere Geschichten und Riten zum Mond. Jede Kultur besitzt ihre eigene und soll ein andermal erzählt werden.

Mondgesichter

Oder auch der Mann im Mond genannt. Er findet sich in vielen Kulturen, wo er in der Folklore festgehalten wird. Die Entstehung ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Menschen in der Lage sind, in Mustern ein Bild zu sehen. Dieses Phänomen wird Pareidolie genannt. Bei dem Mond sind die großen Krater verantwortlich, dass Menschen Muster in ihnen erkennen. Es werden diverse Gesichter von Männern und Frauen darin erkannt. Andere sehen einen Hasen oder einen alten Mann, der Holz trägt.

Die Kraft des Mondes verstehen lernen

Der kleine Mond hat enorme Kräfte. Mit dem bloßen Auge sieht er durch die Entfernung zu der Erde klein aus. Er besitzt ein Viertel der Erdmasse und zieht bei seinen Umrundungen leicht an der Erde. Auf diese Weise entsteht Ebbe und Flut. Das passiert zweimal am Tag, weil die Erde sich um die eigene Achse dreht. Viele Menschen glauben, dass diese Kraft Einfluss auf ihren Schlafrhythmus hat. Sie schlafen schlechter oder beginnen zu schlafwandeln. Vielleicht denkst du, dass der Mond den Menschen mit seinen 75 Prozent Wasser beeinflusst. Oder dass dich Bachblüten besser schlafen lassen, vorausgesetzt, du erntest sie in der passenden Mondphase – so sagt man. Da mag durchaus etwas dran sein.

Aber die Gründe, die zu einem schlechten Schlaf führen, sind vielfältig, also nicht immer ist der Mond daran schuld.

Mondschein-Romantik erleben

Die Romantik liebte den Mond und machte ihn darum zum Objekt der Begierde. In den Erzählungen und Dichtungen fanden die Leser ihre Ruhe, um über das Leben nachzusinnen. Sie mochten zum Träumen anregen und von den Fesseln des Tages befreien. In ihnen trafen sie Verstorbene wieder oder fanden die Liebe ihrer Träume.

Wie ein Symbol des Märchenhaften erscheint er in den Geschichten und erfüllt deine tiefen Sehnsüchte des Geistes. Als Gegenentwurf einer rationalen Welt schaffst du es, in eine andere Welt zu entfliehen. Wo du auf Fabelwesen und auf eine lebendige Natur triffst. An einem See magst du deine Traumprinzessin oder Traumprinzen finden. Die Tiere laden dich in ihr Reich ein und alles ist wie in einer Märchenwelt, die vom Mondschein beleuchtet wird. Ist dein Begehr, dort länger zu verweilen, wird es dich verändern, denn diese Welt ist nicht für Sterbliche gemacht. Uns gehört der Tag, eigentlich. Aber die Nacht im Mondschein teilen wir uns mit den Wesen aus unserer Fantasiewelt, im Guten wie im Bösen.

Ob es das gedämpfte Licht des Mondes ist, das unsere romantische Zweisamkeit noch ein Stück romantischer macht, oder ob es geheimnisvolle Schatten sind, die uns frösteln lassen, der Mond ist immer dabei. Wir schöpfen Kraft aus seinen Geschichten und er warnt uns vor den Gefahren der Welt.

Mondgottheiten

Es gibt zahlreiche Gottheiten, die dem Mond zugesprochen werden. Sogar mehrere verschiedene in einer Religion. Das Geschlecht variiert von Glaube zu Glaube. In der einen Kultur wird der Mond als Frau verehrt und in der anderen als Mann. Die Aspekte bleiben gleich und unterscheiden sich in den Geschichten. Es geht hauptsächlich um den Zyklus des Lebens und der Wiederkehr des Mondes. Ihm wird mystisches Wissen nachgesagt und er wird als Herrscher der Nachttiere angesehen. Wie sein Zyklus kann er als weise und gutmütig angesehen werden und ebenso als dämonisch und düster in seinem Abstieg.

Des Mondes dunkle Seite kennenlernen

Pink Floyd sangen in ihrem Song „Brain Damage“ einst: „I’ll see you on the dark side of the moon“. Es geht mit dem abnehmenden Mond hinab in die Unterwelt, in das Unterbewusstsein. Die dunkle Seite ist die Seite, die wir nicht sehen können. Der Mond braucht für seine eigene Umdrehung die gleich Zeit, wie die Erde zu umkreisen. Darum sehen wir immer die gleiche Seite. Eine Seite ist nie für immer im Dunkeln. Es ist der Platz für Geheimnisse, Grabstätte der Gespenster und Geburtsstätte aller möglichen Verschwörungstheorien, beliebte Sujets in Hollywoods Filmstudios …

Das Sinnieren über die dunkle Seite des Mondes macht den Gedanken an das Unterbewusstsein interessant. Aus unserer Perspektive liegt es ja im Dunkeln. Wenn der Neumond naht und der Mond langsam für uns unsichtbar wird, bescheint die Sonne die andere Seite mit ihrem Licht. Was würden wir entdecken, wenn wir in unser Unterbewusstsein in dieser Helligkeit sehen könnten? 

In den Mythen steigen die Götter in die Unterwelt und holen wahre Schätze hervor. Dies ist gleichzusetzen mit dem Mondzyklus, der das Verlassen der Unterwelt durch den werdenden Mond symbolisiert. Am Ende steht der Vollmond, der die ganze Weisheit darstellt.

Der Mann im Mond

Als ich meine Freundin in einem Café traf, erzählte ich ihr von meiner Begegnung mit dem Mann im Mond. Sie schüttelte den Kopf und meinte, dass das, was ich gesehen habe, auf Wunschdenken beruht. Ein Zusammenspiel einer optischen Täuschung, verursacht durch die Krater und Linien auf der Mondoberfläche. Ich hielt an meiner Behauptung fest und schlürfte voller Unmut an meinem Kaffee.

Denn ich habe ihn wirklich gesehen, wie er lächelnd über den Himmel zog und schimmernde Träume aufhängte. Sie leuchteten in bunten Farben und ich brauchte nur die Hand ausstrecken, um mir einen herunter zu pflücken. Die Entscheidung fiel mir äußerst schwer, da es viele waren. Während ich wartete, kam der Mann im Mond zu mir und hielt an einer Silberschnur einen Traum für mich. Verblüfft schaute ich ihn an und fragte ihn, ob der für mich ist? Er nickte mit einem wissenden Lächeln und ich fühlte mich in diesem Moment richtig wohl. Aber gut, manche Träume solltest du deiner Freundin besser nicht erzählen.

Bekannteste Mondmotive aus der Kunst

Erst mit der Perfektionierung des Fernrohrs durch Galilei bekamen die Menschen eine neue Sicht auf den Mond. Dies veranlasste einige Künstler, den Mond zu malen, wie er wirklich aussah beziehungsweise wie sie ihn jetzt völlig neu wahrnahmen. Casper David Friedrich malte den Mond als rundes Gestirn, dessen Rand von der Sonne beschienen wie eine Sichel glänzte. In van Goghs berühmten „Sternenhimmel“ werden der Mond und die Sterne zu Feuerbällen. Und bei Max Ernst wurde der Mond zur metaphysischen Ebene, die das Traumhafte und Unterbewusste verdeutlichte.

Der Mond beschützt unseren Schlaf

Jeder von uns kennt den Mond als das Symbol für das Zu-Bett-Gehen. Draußen ist es dunkel, der Mondschein legt sich wie eine aus silbernem Licht gewebte Bettdecke über die Welt. Wir verkriechen uns im warmen Bett und hoffen auf schöne Träume. Bei dem Gute-Nacht-Symbol werden die meisten das Lalelu-Kinderlied im Ohr haben. Es ist eines der bekanntesten Schlaflieder. Durch das Lied verstehen wir, dass es eine Schlaf- und Wachzeit gibt. Kinder fragen sich, was passiert, wenn sie schlafen gehen. Eine Unterscheidung zwischen Traum und Realität fällt ihnen schwer.

Der Mond als Beschützer des Schlafes hilft den Kindern, diesen Aspekt des Lebens besser zu verstehen. Ihr ursprünglicher Name lautet Wiegenlied und geht bis ins 13. und 14. Jahrhundert zurück. Damals waren sie nicht besonders kindgerecht. Die Lieder, die wir heute kennen, stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie geben das Gefühl, das alles gut wird und seine Ordnung hat. Der Mond strahlt Ruhe und Frieden aus. Er bescheint die Welt mit seinem silbrigen Licht, sodass sich nichts in der Dunkelheit verliert. Wie ein leises und schönes Nachtlied im Zimmer unserer Kindheit – oder unserer Kinder.

Ein paar Tipps

Bring ein bisschen mehr Mond in dein Leben: Nimm zum Beispiel an einem Vollmondfeuer teil, das auch in unseren Breiten eine lange Tradition hat. Im Internet findest du Hinweise auf Termine großer Feuer oder auch Tipps, wie du dein eigenes gestaltest. Oder schaue in den Mondkalender, um Empfehlungen zum Thema Gesundheit und Ernährung zu erhalten. Mache beispielsweise Yoga zu verschiedenen Mondzyklen. Vielleicht ist es auch eine gute Idee – falls es nicht zu kalt ist – wieder einmal einen schönen romantischen Mondspaziergang zu machen, am besten zu zweit …

Robert Flugmann

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