Die wenigsten Menschen üben den einst erlernten Beruf ihr Leben lang aus. Viele wechseln nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium sogar mehrfach die Tätigkeiten und Unternehmen. Die heutige Zeit bringt es mit sich, dass Arbeitnehmer sich immer wieder anpassen oder komplett umdenken müssen. Doch was passiert, wenn der momentane Beruf einfach nicht mehr zu einem passt?

Ist das der Fall, haben Arbeitnehmer mehrere Möglichkeiten. Je nachdem, wie die aktuelle Lebenssituation aussieht und was die finanziellen Möglichkeiten hergeben, muss gegebenenfalls ein neuer Beruf erlernt werden. Vielleicht kommen aber auch Weiterbildungen infrage, um neue Aufgabenbereiche übernehmen zu können. Was ein Arbeitnehmer in dieser Situation tun kann, sehen wir uns nun genauer an. 

Wie merkt man, dass der Beruf nicht mehr passt?

Sehr viele Arbeitnehmer haben phasenweise Probleme am Arbeitsplatz, sind unmotiviert oder fühlen sich unwohl. In vielen Fällen gehen solche Phasen auch wieder vorüber, wenn sich Umstände wieder verändern oder die Leidenschaft für den erlernten Beruf wieder aufflammt. Manchmal bedarf es nur einer neuen Tätigkeit, einer kurzen Auszeit oder einem klärenden Gespräch mit Kollegen oder Chef.

Was wäre aber, wenn dieser Zustand Monate oder gar Jahre andauert und die Unzufriedenheit immer mehr zunimmt? Wenn man sich beinahe schon krank fühlt oder krank wird, weil man sich dauerhaft schlecht fühlt? Es gibt klassische Anzeichen dafür, dass der eigene Beruf nicht mehr zu einem passt:

  • Das Aufstehen ist jeden Morgen eine Qual und der Gang zur Arbeit erfolgt nur widerwillig
  • In Stresssituationen auf der Arbeit macht sich schnell Überforderung breit
  • Der Sinn der Tätigkeit und manchmal sogar das ganze Leben wird hinterfragt
  • Auf der Arbeit kommt es immer wieder zu Problemen mit Kollegen oder Führungskräften
  • Die Motivation oder sogar Leidenschaft für die Arbeit fehlt seit langem vollständig
  • Krankmeldungen kommen immer häufiger vor 

Möglich wäre auch, dass man auf der Arbeit keine Perspektive mehr hat, keine weitere Verantwortung übertragen bekommt oder sogar von Kollegen gemobbt wird. Es gibt tatsächlich viele Anzeichen, dass der Beruf nicht mehr passt. 

Die Frage ist dann allerdings, ob ein Wechsel in ein anderes Unternehmen einen Unterschied macht oder ob ein neuer Beruf erlernt werden muss. Denkbar wäre auch ein Jobwechsel mit anschließender Weiterbildung, um neue Tätigkeiten übernehmen zu können.

Was sollten in einer solchen Situation die nächsten Schritte sein?

Ist bereits klar, dass eine Kündigung unausweichlich ist, sollte frühzeitig ein Plan erstellt werden, wie es weitergehen soll. Sofern die finanziellen Mittel für eine Auszeit nicht da sind, ist die Bundesagentur für Arbeit der beste Ansprechpartner. 

Zunächst sollte jedoch offen und ehrlich mit dem Chef gesprochen werden, falls dies noch nicht erfolgt ist. Möglicherweise ergeben sich dann doch noch ungeahnte Möglichkeiten. Ist dem nicht so, kann gegebenenfalls vereinbart werden, dass das Unternehmen eine Kündigung ausstellt. So würde die dreimonatige Sperrfrist beim Jobcenter entfallen, in der keine Leistungen bezogen werden dürfen. 

Muss der Arbeitnehmer die Kündigung doch selbst einreichen, kann zwar ein Antrag auf Arbeitslosengeld gestellt werden, Auszahlungen erfolgen aber erst nach drei Monaten. In jedem Fall sollte in der Anfangszeit zunächst eine Phase der Selbstfindung erfolgen. Die Zeit der Arbeitslosigkeit dient nicht nur dazu, Bewerbungen zu schreiben und an Maßnahmen des Jobcenters teilzunehmen. Im Gegenteil, man kann sich auch um sich selbst kümmern, Zeit mit Familie und Freunden verbringen und Hobbies nachgehen. Das ist für die psychische Gesundheit enorm wichtig. In vielen Fällen hat diese während der andauernden Unzufriedenheit bereits genug gelitten.  

Nichtsdestotrotz muss auch ein beruflicher Neustart gewagt werden.  

Berufliche Perspektiven finden

Das Arbeitsamt wird jeden Arbeitslosen zunächst in den alten, erlernten Beruf zurück vermitteln wollen. Das bedeutet, dass Unternehmen mit offenen Stellen dieser Art gesucht werden und Bewerbungen geschrieben werden müssen. Sollte dieser Weg jedoch aussichtslos sein oder besonders lange andauern, müssen Alternativen ermittelt werden. Ein offenes Gespräch mit dem Sachbearbeiter kann helfen. Viele Arbeitslose müssen an diversen Maßnahmen teilnehmen, um den Wiedereinstieg in den Job zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Möglicherweise kommen in dieser Situation Weiterbildungen infrage, die neue Tätigkeiten und somit mehr Möglichkeiten mit sich bringen. Soll es aber eine ganz neue berufliche Tätigkeit sein, sind Umschulungen eher ein Thema. Möglicherweise ist es auch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, in den alten Job zurückzukehren.

Dank Umschulungen wird ein neuer Beruf erlernt, der nichts mit dem alten Beruf zu tun haben muss. Auch diese werden bedingt durch die Arbeitsagentur gefördert, also bezuschusst oder gar vollständig finanziert. Natürlich kommt hier auch nicht jede beliebige Umschulung infrage, aber vielleicht ist ja ein passender Job dabei. Praktika könnten dabei helfen herauszufinden, welcher Job zu einem passt. Auch bei der Suche nach Praktikumsplätzen unterstützt das Arbeitsamt in der Regel.

Jeder, der diesen Weg geht, muss sich allerdings über eines im Klaren sein: Sowohl Weiterbildungen als auch Umschulungen erfordern die Bereitschaft, über einen längeren Zeitraum hinweg zu lernen und sich neues Wissen anzueignen. Als Umschüler wird man im Grunde in die Zeit der Ausbildung zurückversetzt und wird währenddessen klassische Azubi-Aufgaben übernehmen. 

Je nach Alter ist dies nicht für jedermann eine Option. Bestenfalls sollte man sich diesem Umstand bereits vor einer Kündigung bewusst sein und wissen, ob man sich darauf einlassen kann. Das Jobcenter wird diese Bereitschaft in jedem Fall fordern, damit auch eine Finanzierung der jeweiligen Maßnahme erfolgt.

Wie sieht die Zukunft bestenfalls aus?

Mit der Hilfe des Arbeitsamts werden stets entsprechende Maßnahmen durchgeführt, um relativ schnell wieder in einen Beruf zurückzufinden. Ob das letztendlich der erlernte Beruf ist oder ob dank Weiterbildungen neue Fähigkeiten erworben wurden, ist situationsabhängig. 

Wenn der einst erlernte Beruf nicht mehr zu einem passt, ist eine Umschulung auf jeden Fall das Best Case Szenario. Eine völlig neue Tätigkeit zu erlernen, wird anfangs sicherlich schwer, lohnt sich aber. Einige Umschüler werden sogar vom Umschulungsbetrieb im Anschluss als Arbeitnehmer übernommen, was in den meisten Fällen ein glücklicher Umstand ist. Das Ziel, aus dem alten Beruf zu entfliehen, ist damit geglückt. Somit kann positiv in die neue berufliche Zukunft geblickt werden.

Fazit

Die Erkenntnis, dass der einst erlernte Beruf nicht mehr zu einem passt, ist sicherlich für viele Menschen hart. Sie ist jedoch der Start in eine neue Zukunft. Ob der Weg dahin allein oder mit Unterstützung und über Weiterbildungen oder Umschulungen gegangen wird, ist stets abhängig von der eigenen Situation. Möglich ist es in jedem Fall, einen neuen Beruf zu erlernen. 

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