Den eigenen Weg zu finden ist ein Kunststück, das Menschen wohl vor tausenden von Jahren ebenso fasziniert hat wie heute. Gnothi Seauton – erkenne Dich selbst, sagten die alten Griechen. Wie aber können wir heute unseren Weg finden?

Ehrlich zu sich selbst zu sein. Das ist der erste, wichtigste und missverständlichste Schritt. Denn wir mögen denken, dass wir etwas zur Sinnhaftigkeit unseres Lebens unbedingt brauchen. Diesen Mann. Jenen Job. Das Haus auf dem Hügel. Und haben wir es dann, sind wir weiter unerfüllt. Daher Schritt Eins: Radikale Ehrlichkeit zu sich selbst!

Ein-zwei Ratgeber kaufen. Man muss das Rad ja nicht neu erfinden. Und Ratgeber können helfen. Aber nicht zehn oder zwanzig – ein oder zwei, die einen ansprechen. Mir halfen die Bücher von Jane Roberts oder auch Ein Kurs in Wundern. Jeder sollte schauen, was ihn ganz persönlich anspricht.

Was zum nächsten Schritt führt: Der Intuition vertrauen! Das ist der echte Weg zum Selbst. Ob nun die Intuition Erfahrungen aus vergangenen Leben entspricht (das Deja-Vu) oder sich aus anderen Quellen speist, ist dabei zweitrangig. Der leisen Stimme zu vertrauen, die Einem sagt: Geh dahin! Auch wenn man nicht weiß, warum oder weshalb – das ist weise.

Mut zu Neuem haben. Offen bleiben, Dinge ausprobieren – nicht um des Sammelns von spirituellen Erlebnissen willen, sondern um sich bereichern, inspirieren zu lassen. In der Inspiration liegt nämlich auch etwas, was den eigenen Weg erleuchtet. In einem simplen Zeichnenseminar kann sich plötzlich etwas entschlüsseln, was man vorher nicht sah.

Hat man etwas gefunden, was einem hilft, sich selbst zu spüren und bei sich zu sein, klar zu sein (sei es Yoga, Feldenkrais, Meditation oder was immer), dann sollte man dabei bleiben, solange es einen anspricht. Es werden Phasen kommen, in denen es nervt – dann muss man Durchhaltekraft haben. Flatterhaftes Wechseln von Gurus und Methoden verlängert den Weg.

Sich nicht entmutigen lassen! Es werden auch Stolpersteine und öde Phasen auf dem Weg sein – das ist normal. Vergleichbar dem Jakobsweg, wenn er durch die Meseta führt. Es ist hart – langweilig – und anstrengend. Dann sollte man (wie im Leben auch) nicht den Mut verlieren. Sich auf das Ziel ausrichten, das man hat. Befreiung. Liebe. Wahrheit etc.

Hat man einen Menschen seines Vertrauens gefunden, einen Guru oder Ratgeber oder Freund, so vertraue man auch dessen Urteil – solange man merkt, dass es der eigenen Entwicklung dient. Ein echter Ratgeber (d.h. ein guter) macht das, was er macht, nicht um des eigenen kleinen Egos willen, sondern um andere zur Freiheit zu führen. (Echte Ratgeber sind daher auch schwer zu finden).

Sich Auszeiten gönnen! Sehr, sehr wichtig – nicht ausbrennen, nicht verbissen werden auf dem eigenen Weg. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und ein Fischer führt auch nicht jeden Tag sein Boot auf’s Meer. Also auch locker bleiben – die schönen Dinge genießen, wenn dazu Gelegenheit ist. Sich nicht jeden Tag auf das Meditationskissen quälen.

Lachen und genießen können. Eng mit dem anderen Hinweis verknüpft. Wer über sich und seine Anstrengungen auch lachen kann, kommt schneller voran. Ich habe eine Bekannte, die erzählte mir lachend, wie sie nach der Meditation ganz in sich versunken und den schönen Himmel betrachtend über eine Wiese ging – und dort in die Hinterlassenschaft eines Hundes trat. Worüber sie herzlich lachen musste.

Der letzte Schritt: Nicht verzweifeln! Die spirituelle Weg zu sich ist hart. Es werden wie gesagt Stolpersteine, Hürden und Hindernisse auftauchen, die es zu überwinden gilt. Dort nicht zurückzuweichen – nicht aufzugeben und dran zu bleiben – das macht den Meister und die Meisterin aus.

Und am Ende findet man sich selbst. Und auch wenn man viele Umwege nahm – sie führen alle letztendlich zum Ziel.

Bildquellen: Raphael Hilliger