Grün und rund, klein oder gar länglich – in einem Kohlkopf steckt sehr viel Energie. Energie, die für uns so lebenswichtig ist. Von Vitaminen bis Mineralstoffe bietet uns das vielfältige Gemüse so ziemlich alles, was eine gesunde Ernährung ausmacht. Mit Kohl kann der Winter kommen!

Geliebt, verspeist, gefürchtet. Gekocht, geschmort, gegart. Landet er im Topf, so hat er die bittere Prüfung schon hinter sich und wurde für gut befunden. Lecker wird er durch die Hand des Kochs und verzaubert die Mägen. Ein göttlicher Genuss in aller Munde.

Gott und Kohlkopf

Zeus klopft an die Tür, doch niemand antwortet ihm. Auch am nächsten Haus findet er kein Glück. Und so zieht er weiter bis ans Ende der Stadt, bis er eine kleine, karge Hütte erreicht. Er bittet den alten Bauern und seine Frau um eine Rast, und kaum, dass er sich versieht, werden ihm Speisen zubereitet und Wein gereicht. Kein geringerer als der Kohlkopf aus dem Garten und die Gastfreundschaft der beiden Alten stimmen Zeus so gnädig, dass er ihr Haus in einen Tempel verwandelt, nachdem er den Rest der Stadt mit einer großen Flutwelle straft. Nicht als arme Bauern, sondern als Hüter des Tempels leben die beiden zusammen und in Eintracht ein glückliches Leben. Als ihre Zeit gekommen ist, scheiden sie nicht gänzlich von der Welt: Sie verwandeln sich in eine Eiche und eine Linde, die ihre Äste miteinander verzweigen und werden, so vereint, ein Teil der Erde.

Und Tschüss, Erkältung

Doch auch Körper und Geist werden mit einer guten Mahlzeit vereint. Gerade im Winter ist es also wichtig, eine ausgewogene, gesunde und trotzdem leckere Ernährung in unseren Alltag zu bringen. Schnupfen und Heiserkeit, Schlappsein und Müdigkeit ade – jetzt kommt der Kohl! In ihm steckt nämlich alles, was der Körper braucht, um fit und munter durch die dunkle Jahreszeit zu kommen. Die Vitamine A-K machen ihn zu einer der gesündesten Gemüsesorten. Und auch Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Magnesium, Phosphor, Eisen und Natrium liefern die beste Grundlage für eine gesunde Lebensweise. Dass Kohl im Winter so verbreitet und fast in jedem Kochtopf zu finden ist, liegt nicht nur an der Vielfalt seiner Nährstoffe. Gerade die kalten Temperaturen sind es, die ihn besonders aromatisch und kräftig im Geschmack machen, was wiederum dem Spaß und dem Genuss entgegenkommt, die zu einer gesunden Ernährung einfach dazugehören.

Geschichtsträchtig

Aber wo kommt der kleine Alleskönner eigentlich her? Sein Vorfahre war der Wildkohl, aus dem verschiedenste Kohlsorten im Laufe der Jahrhunderte, gar Jahrtausende, entstanden und gezüchtet worden sind. In China wurden bestimmte Sorten zum Bestandteil der täglichen Ernährung und die alten Griechen erklärten den Kohl neben dem reinen Genuss auch zu einer Heilpflanze. Das zu der Kreuzblütler-Familie gehörende Gemüse wurde von den Römern kultiviert und im Garten angepflanzt. Aus den Blättern wurden dann köstliche Eintöpfe oder Suppen zubereitet. Schon bald wurden Methoden entwickelt, den Kohl haltbar zu machen. Mediziner und Heiler des Mittelalters hingegen sahen nicht nur den großen Nutzen in der Küche, sie machten sich sogar das hohe Aufkommen von Senfölen zu Nutze, die sie vor allem zur Hautreinigung verwendeten.

Macht man einen weiten Sprung in der Geschichte, verliert das Kohlgemüse zunächst an eben gewonnenem Charme. In den Zeiten der Weltkriege hatte er keinen guten Stand auf dem Speiseplan. Zwar war er eines der wichtigsten Hauptnahrungsmittel, aber wahrscheinlich genau aus diesem Grund der Bevölkerung über. Nach und nach gewinnt nun das Vitaminwunder wieder die Anerkennung, die es mit den reichhaltigen Nährstoffen verdient hat.

Wahres Multitalent

Über alle Jahrtausende hinweg nutzten Menschen die wirksamen Eigenschaften des Kohls, um Schmerzen zu lindern oder Verletzungen bis zur Heilung zu versorgen. Da waren Kohlwickel und Heilverbände an der Tagesordnung, die auf gereizte oder entzündete Körperstellen gelegt wurden. Neben der rein äußerlichen Heilwirkung der Kohlpflanzen steht die innere Anwendung. So behauptete bereits Aristoteles, dass das Verspeisen von Kohl am Tage nach dem Gelage Wunder wirkt. Der unbeliebte Kater wird ganz einfach ausgespült und Kopf und Körper sind wieder frei und frisch. Selbst Unterleibsschmerzen wurden in der Antike mit Kohl behandelt.

Eine gute Alternative zur heißen Kohlsuppe im Winter ist der Kohlsaft. Anfangs etwas eigen, kann der Saft zur Lieblingsmöglichkeit der schnellen Vitaminzufuhr werden. Gerade die enthaltene Folsäure sowie Glucosinolate gelangen zielgerichtet und mit Wirksamkeit in den Körper. Dabei werden nicht nur Entzündungen gehemmt, es kommt dazu noch zur verbesserten Verdauungstätigkeit.

Saures Kraut

„Eben geht mit einem Teller, Witwe Bolte in den Keller, dass sie von dem Sauerkohle, eine Portion sich hole“, so Wilhelm Busch in seinem Kinderbuchklassiker „Max und Moritz“. Denn auch der Dichter und die beleibte Witwe wussten schon, wie köstlich Kohl in seinen verschiedensten Facetten sein kann. Die Idee für das Sauerkraut ist nicht, wie viele denken, einem Deutschen in den Schoß gefallen. Es waren die Chinesen, die einen Weg fanden, das Gemüse haltbar zu machen. Verantwortlich dafür sind Milchsäurebakterien, die Kohlenhydrate zu Milchsäure umwandeln. Diese wiederum wehrt ungewollte Mikroorganismen ab und konserviert den Kohl. Vorteile sind dabei die schonende Behandlung, bei der viele Nährstoffe erhalten bleiben und die umweltfreundliche Nutzung, da weder Energie zum Einkochen, noch zum Einfrieren benötigt wird. Der Kohl wird sehr bekömmlich und wirkt sich förderlich auf die Darmflora aus.

Wer jetzt denkt, da muss es einen Haken geben… Nein! Den gibt es nicht. Denn neben all den Vitaminen, Mineralien und äußerst wirksamen Heilfunktionen ist Kohl so kalorienarm, dass man sich einfach nur satt essen kann ohne über lästige Pfunde nachdenken zu müssen.

 

Grünkohl

oder auch… Krausekohl, Braunkohl, Winterkohl
Erntezeit: Ende Oktober bis Februar
wichtigste Nährstoffe: Vitamin A und C, Calcium, Kalium, Phosphor
Besonderes: Spätes Ernten macht den Grünkohl besonders lecker. Durch kühle Temperaturen wird der Stoffwechsel in der Pflanze verlangsamt und der Zuckerspiegel steigt an. Der Kohl verliert zunehmend seine bittere Note.

 

Weißkohl

oder auch… Weißkraut, Kappes, Kopfkohl
Erntezeit: ganzjährig
wichtigste Nährstoffe: Vitamin C und E, Kalium, Eisen, Calcium
Besonderes: Der gewonnene Saft aus Weißkohl regt vor allem durch bestimmte Eiweißbausteine die Verdauung an. Magenschmerzen werden gelindert und Entzündungen im Körper abgebaut.

 

Rosenkohl

oder auch… Brüsseler Sprossen, Sprossenkohl, Brüsseler Kohl
Erntezeit: Oktober bis März
wichtigste Nährstoffe: Vitamin A, B6 und C, Kalium, Phosphor, Calcium
Besonderes: Das Vitamin B6 regt die Eiweißverdauung an und trägt zur Ausschwemmung von Ödemen bei.

 

Rotkohl

oder auch… Blaukraut, Rotkraut, Blaukohl
Erntezeit: Juli bis Dezember
wichtigste Nährstoffe: Vitamin B6, C und E, Calcium, Magnesium, Eisen
Besonderes: Rotkohl – wie auch Erdbeeren, Johannisbeeren und Rotwein – enthält den sogenannten Pflanzenfarbstoff Anthocyan, der eine antioxidative Wirkung entfaltet und Entzündungen mindert.

 

Wirsingkohl

oder auch… Wirsing, Welschkraut, Welschkohl
Erntezeit: Mai bis Februar
wichtigste Nährstoffe: Vitamin B6, C und E, Kalium, Calcium, Magnesium
Besonderes: 100 g kalorienarmer Wirsing decken nahezu ein Viertel des Tagesbedarfs an Folsäure ab. Seine zarten Blätter sind ausgesprochen mild im Geschmack.

 

Chinakohl

oder auch… Japankohl, Pekingkohl, Selleriekohl
Erntezeit: Mai bis Dezember
wichtigste Nährstoffe: Vitamin C und K, Kalium, Calcium, Magnesium
Besonderes: Der Kohl ist leicht bekömmlich und besticht mit seiner extrem geringen Kalorienanzahl.

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin.

Bildquellen: Frances Schlesier