Eine Freundschaft zwischen Hund und Katze braucht manchmal viel Zeit, um sich zu entwickeln. Und sicher gelingt dies nicht immer, wenn in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gesammelt wurden. Doch tiefe Verletzungen können heilen, auch wenn sie eine Hundeseele betreffen.
Es ist eine erstaunliche Geschichte, die ich hier erzählen kann, denn niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass unser Labrador Pelle mit zehn Jahren eine Freundschaft mit einer Katze zulassen würde. Er war sein Leben lang ein regelrechter Katzenschreck, verjagte alle Katzen, Kätzchen und Schmusekater mit lautem Gebell, gepaart mit einer Aufregung und Empörung, die einem den Schreck in die Glieder fahren ließ. Da halfen auch kein gutes Zureden, keine Überredungkünste und keine Bestechungsversuche mit den tollsten Leckerlies – Pelle war einfach überzeugt davon, dass alles, was miaut, verjagt werden muss.
Misstrauen zwischen Katze und Hund
Als Welpe sah das natürlich anders aus. Da fand er Nachbars Katze super spannend und unternahm unzählige Annäherungsversuche am Maschendrahtzaun. Doch leider erntete er jedes Mal nur eine scharfe Kralle, die sich oftmals auf seiner empfindlichen Nase niederschlug. So kehrte er dann enttäuscht und verletzt mit blutigen Kratzern von seinen Spielversuchen zurück.
Irgendwann hatte er dann im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll und änderte seine Taktik. Er bellte laut mit seiner noch kindlichen Hundestimme und sorgte dafür, dass die Katze auf dem nächsten Baum verschwand. An dieser „frühhundlichen“ Prägung konnten wir leider über zehn Jahre lang nichts ändern und waren immer in Hab-Acht-Stellung, wenn es zu irgendwelchen Katzenbegegnungen kam. Für mich bedeutete es immer viel Stress und innere Anspannung, was der Sache natürlich in keiner Weise zuträglich war.
Was Hunde uns schenken:
– Ewige Treue
– Spielfreude
– Ausgelassenheit
– Lebensfreude
– Naturverbundenheit
– Regelmäßige Bewegung
– Trost und Verständnis
– Wärme und Geborgenheit
Wenn der Hund zum Katzenschreck wird
So war es auch keine große Freude, als in der ersten Unterkunft einer längeren Reise Katzen auf dem Balkon herumschlichen. Pelle rastete richtig aus und setzte sein bösestes Bellen auf, was als gestandener Labrador ehrlich gesagt geradezu angsteinflößend ist. Doch die Katzen wussten ja, dass die Balkontür dazwischen war und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Zum Glück waren wir hier nur eine kurze Zeit und wechselten dann in ein Ferienhaus mit Terrasse und Garten, wo wir einige Monate bleiben wollten, um Arbeit und Erholung zu vereinen.
Nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass es hier eine anhängliche Katze gab, die der vorherige Mieter wohl täglich gefüttert hat. Jedenfalls tauchte sie in regelmäßigen Abständen auf und schlich um unsere Beine, wenn Pelle nicht in Sicht war. Am Anfang hat es mich wirklich genervt, und ich ertappte mich dabei, wie ich sie links liegen ließ oder mit unwirschen Worten verjagte.

Die Katze schleicht sich ins Herz
Doch mit der Zeit schlich sich diese Katze, der wir den Namen Pitha gaben, ganz einfach still und leise in mein Herz. Sie umschmeichelte meine Beine beim Wäsche aufhängen, besuchte mich auf der Yogamatte bei meinen Übungen und wagte es eines Tages, auf meinem Bauch Platz zu nehmen, während ich auf der Liege lag und mich ausruhte.
Ich vergesse niemals, was dieses sanfte Schnurren in mir auslöste. Es breitete sich wohliger Frieden in mir aus, ich fühlte mich von der Wärme und dem Schnurren ganz behaglich und richtig wohl. In mir war nur noch Dankbarkeit, Liebe und Mitgefühl für dieses sanftmütige Wesen und ich genoss das Zusammensein mit Pitha in vollen Zügen. Denn diese Katze hatte Geduld mit mir. Sie kam einfach immer wieder, blieb aber auf Abstand, wenn es angemessen schien und kam näher, wenn ich bereit dafür war. Eine so feinfühlige Katze hatte ich zuvor noch nie erlebt.
Allerdings interessierte ich mich mein Leben lang auch mehr für Hunde und hatte auch in meiner Kindheit einen Hund, der mich ins Erwachsenenalter begleitete. Dieser stammte aus dem Tierheim und hatte wohl auch unschöne Erfahrungen mit Katzen gesammelt. Jedenfalls war er auf diese nicht gut zu sprechen. Tja, man sagt ja auch, dass man entweder Hunde oder Katzen liebt. Ich war also immer der absolute Hundefreund und bin auch bis heute dankbar und glücklich, einen Hund als Familienmitglied zu haben. Doch nun kann ich sagen, dass die Katze Pitha mein Herz erobert hat. Dies geschah wie beschrieben Schritt für Schritt über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
Gleichzeitig versuchte Pitha auch, sich unserem Hund Pelle anzunähern. Und obwohl er zunächst sein extrem einschüchterndes Verhalten an den Tag legte, gab sie einfach nicht auf.
Was Katzen uns schenken:
– Inneren Frieden
– Wärme und Geborgenheit
– Verspieltheit
– Anmut
– Geheimnisvolles
– Sanftheit
– Ruhe und Gelassenheit
– Selbstvertrauen
Katze und Hund trainieren
Meinem Mann imponierte das Verhalten der Katze. Er vermittelte zwischen den beiden und trainierte geduldig mit Pelle, der sich anfangs kaum unter Kontrolle halten konnte, wenn Pitha in Sichtweite war. Doch mein Mann hatte große Ziele. Täglich versicherte er mir: „Warte ab, eines Tages werden die beiden zusammen kuscheln.“ Ich war skeptisch und fand diese Vorstellung geradezu absurd, denn schließlich blieb Pelle nur einigermaßen ruhig, wenn man ihm seine Lieblings-Leckerlies direkt unter die Nase hielt und er keinen Blickkontakt zu Pitha hatte. Der gesamte Hundekörper war gespannt wie ein Flitzebogen und eine winzige Irritation reichte aus, um das gewohnte Muster des Verjagens mit Hundegebell auzulösen.
Ich hielt mich während des Trainings bewusst woanders auf, denn meine eigene Anspannung konnte ich nicht wirklich auflösen. Zu groß war meine Angst vor einer erneuten Eskalation. Ehrlich gesagt hatte ich auch große Zweifel, dass der Plan meines Mannes aufging. Natürlich war die Vorstellung grandios, dass Pelle eines Tages mit Pitha auf der Hundedecke lag, doch mein Verstand zeigte mir einen Vogel. Das konnte doch nicht funktionieren!

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Auf dem Rücken der Tiere
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Der Wandel zum Schmusehund
Aber eines Tages war es dann soweit: Wir machten uns bereit für den täglichen Morgenspaziergang, und Pitha saß wie so oft auf dem Fenstersims neben der Eingangstür. Ich erschrak kurz und heftig, als Pelle auf sie zustürzte und wollte ihn schon laut ermahnen. Doch es geschah etwas Unglaubliches: Pelle begrüßte Pitha fröhlich und steckte seine Nase übermütig in ihr Fell. Die Katze guckte genauso verdutzt wie ich und traute dem Frieden nicht recht. Sie blieb wie versteinert sitzen, während Pelle wie selbstverständlich Richtung Gartentor lief, um seine Runde mit mir zu drehen.
Von nun an war der Bann gebrochen. Beide unternahmen immer wieder Annäherungsversuche, die so ulkig anzusehen waren, dass wir uns köstlich amüsierten. Pitha schmiss sich so manches Mal an Pelle heran, landete dabei auf der Hundedecke und wollte sicher mit ihm kuscheln. Sie verstand nicht, warum der große weiche Hund wie von der Tarantel gestochen hochschreckte und das Weite suchte. Sie fand auch Gefallen daran, Verstecken mit Pelle zu spielen. Am liebsten kroch sie unter seine Decke und linste mit ihren großen Augen darunter hervor. Pelle ließ sich auf das Spiel ein und suchte tatsächlich seine neue Freundin ausdauernd und mit wachsender Begeisterung. Wenn Pitha ihr Kuschelbedürfnis geschickt anbahnte, indem sie einfach zum in der Sonne dösenden Pelle schlich und sich langsam und vorsichtig an ihn lehnte, kam es sogar zu sehr gemütlich anzusehenden Begegnungen.
Nur das Raufen kann Pelle ihr einfach nicht beibringen. Herumtollen wie mit seinen Hundefreunden ist mit ihr einfach nicht drin. Nach mehreren aussichtslosen Versuchen hat er es aufgegeben, sie zum Spielen und Toben zu animieren.
Was Hunde uns sagen würden:
– Genießt euer Leben
– Nehmt es nicht so schwer
– Ruht euch einfach mal aus
– Nehmt euch Zeit zum Spielen
– Geht öfter mal raus
– Trefft euch mit Freunden
– Seid eurer Familie treu
– Haltet immer zusammen
Katze und Hund beim Essen
Als Labrador ist Pelles wichtigster Zeitraum am Tag die Essenszeit. Er hat eine innere Uhr, die ihm genau mitteilt, wann die Mahlzeit dran ist. Punkt 18 Uhr schaut er sehnsüchtig auf seinen Futternapf und hofft, dass er gefüllt wird. Einmal hat Pitha es gewagt, sich seinem leckeren Mahl zu nähern – da war es mit dem Schmusehund-Verhalten aber sofort vorbei! Pelle zeigte sich wieder als Katzenschreck der heftigsten Sorte und wird seitdem beim Fressen von seiner neuen Freundin Pitha in Ruhe gelassen.
Bei der Zubereitung unserer Mahlzeiten sind sich die beiden dann wieder einig. Sie finden es wohl unverschämt, dass wir so oft etwas für uns zu essen vorbereiten und sie nichts davon abbekommen. Pitha schaut sehnsüchtig vom Fenstersims in die Küche und beobachtet, was es dort leckeres zu sehen gibt und Pelle liegt auf dem Küchenteppich und hofft, dass vielleicht doch von Zeit zu Zeit etwas herunterfällt.

Der Höhepunkt der tierischen Reise
Inzwischen ist der Höhepunkt der Entwicklung erreicht: Pelle stört es nicht, dass Pitha auf meinem Schoß sitzt und ich sie streichle. Er reagiert nicht eifersüchtig, sondern tut so, als sei es das Normalste der Welt. Einmal lag ich auf der Liege in der Sonne, da spürte ich, wie sich Pelle an mein Fußende legte und es sich kurz danach Pitha auf meinem Bauch gemütlich machte.
Das war die Krönung einer langen Entwicklungsreise! Ich bin sehr stolz auf meinen Mann, der dieses Ergebnis mit seiner Geduld, seinem Glauben und viel Duchhaltekraft erreicht hat. Es durfte tiefe Heilung geschehen in dieser Zeit. Pelles Hundeseele ist im Frieden mit der Vergangenheit und auch in mir durfte Entspannung und Liebe in Bezug auf Katzen zurückkehren. Niemals hätte ich geglaubt, dass ein Hund mit zehn Jahren diesen Prozess schaffen würde. Auch auf ihn bin ich unsagbar stolz. Pitha war die richtige Katze am richtigen Ort zur perfekten Zeit. Wie wundervoll, dass wir gemeinsam wachsen und reifen durften. Mein Herz ist voller Dankbarkeit, dass diese Geschichte geschehen ist und unser Leben so bereichert hat.
Was Katzen uns sagen würden:
– Macht euer Ding
– Nehmt euch Zeit für euch
– Seid stolz und selbstbewusst
– Bleibt verspielt und neugierig
– Erkundet die Welt
– Achtet auf euren Körper
– Seid sanftmütig
– Nehmt euch Zeit zu kuscheln
Das Wunder der Tierfreundschaft
Diese Geschichte zeigt, dass das Leben immer wieder Wunder für uns bereit hält und scheinbar Unmögliches möglich werden kann. Mich hat das Erlebnis wirklich staunen lassen, was geschehen kann, wenn wir den Mut haben, Dinge für möglich zu halten und Raum für Entwicklung geben. Außerdem habe ich noch bewusster spüren gelernt, wie Hunde und Katzen ticken und welche Geschenke sie für uns Menschen bereitstellen. Mit ihren Eigenarten und ihrer wachen Präsenz zeigen sie uns viel auf, was wir von ihnen lernen können. Das wichtigste ist wohl, im Augenblick zu leben, gelassen zu bleiben und Freude zu empfinden.
Antje Tittelmeier
Antje Tittelmeier
Die Physiotherapeutin mit Ausbildungen in Yoga, Ayurveda, Shiatsu und Fußreflexzonentherapie arbeitete über 14 Jahre in eigener Praxis. Sie gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Autorin, Coach und Kursleiterin weiter. Als Filmproduzentin liegt es ihr am Herzen, Gesundheitsthemen im Videoformat zu verbreiten. So hat sie das Magazin „GesundheitsTipp.TV“ ins Leben gerufen, in dem hilfreiche Tipps und Informationen zu gesunder Lebensweise vorgestellt werden.
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