Wenn es heißt „Aus und Vorbei!“, dann gibt es kein Zurück mehr. Zum Schluss machen gehört jedoch nicht nur Mut, sondern vielmehr ein gesundes Selbstbewusstsein.

Wenn eine Beziehung aus dem Ruder läuft, dann selten spontan. In der Regel sind gewisse Zeichen vorab erkennbar. Das Ende „bahnt sich an“. Leider werden diese Zeichen mindestens genauso oft ignoriert. Erst ab einem bestimmten Punkt, wenn eine Grenze überschritten wird, zieht einer der Partner die Reißleine. Für ihn fühlt sich die Trennung demzufolge wie eine Rettung an, für den anderen jedoch beginnt der Schmerz des Verlassenseins. Selbst bei angeblich einvernehmlichen Trennungen, wirkt immer einer von beiden als treibende Kraft. Und am Ende durchlebt das Paar getrennt und doch verbunden eine gemeinsame Erfahrung: Schluss machen ist die beste Chance, neu anzufangen.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Jede Beziehung durchlebt ihre Höhen und Tiefen. Liebesbeziehungen genau so wie Freundschaften, kollegiale Verhältnisse, Nachbarschaften, Familienbeziehungen und mehr. Wann immer Menschen sich miteinander verbunden fühlen, erzeugen sie auch Reibungspunkte. Diese werden zu mal mehr, mal weniger hitzigen Debatten oder entfachen gar ein wahres Inferno. Häufig leidet die Beziehung jedoch unter schlichtem Verschleiß, der fatalerweise nicht beachtet wird, bis es dann meistens schon zu spät ist.

Ein derartiger Prozess kann auch als toxische Beziehung beschrieben werden. Als würde ein Gift sich in die Gefühle und Gedanken graben und dort für Schmerz, Kummer und Leid sorgen. Das Ganze geschieht schleichend, beinah unbemerkt. Aber es gibt durchaus weitere Arten der Vergiftung, wie etwa jene, die abhängig bis süchtig machen, aber auch solche, die binnen weniger Augenblicke alles zerstören können.

Verschlissene Beziehungen

Umgangssprachlich ist häufig vom Verflixten Siebten Jahr die Rede. In der heutigen Gesellschaft beginnen die meisten Beziehungen jedoch schon nach nur einem Jahr zu bröckeln. Sobald sich der erste Zauber des Verliebtseins legt, die Phase des Umwerbens und Prahlens schwindet – und das wahre Ich der Partner sich offenbart. Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir uns beim Kennenlernen ein wenig verstellen. Wir wollen uns von unseren besten Seite zeigen, interessant wirken, begehrenswert und zuverlässig. Doch diese Fassade verschleißt, eben an bereits angedeuteten Reibungspunkten

5 Anzeichen dafür, dass ihr euch auseinander gelebt habt:

  • Das Interesse lässt nach, in dem Irrglauben bereits alles voneinander zu kennen.
  • Es mangelt an Respekt, weil dieser anfangs vom Flirten überschattet wurde und sich nun als unzureichend herausstellt. Je mehr Grenzen überschritten werden, desto mehr Respekt geht verloren und umgekehrt.
  • Das körperliche Begehren lässt nach, ist doch schon alles gesehen und erkundet. Der Partner verliert an Glanz. Dazu kommt der altersbedingte Verschleiß.
  • Aus Liebe wird Routine. Sicherheit geht vor Leidenschaft. Das tägliche „Liebe dich.“ verliert an Bedeutung und wird zur leeren Phrase. Der Glaube daran erlischt.
  • Tabuthemen, die anfänglich schon verschwiegen wurden, nagen weiterhin am Unterbewusstsein. Unausgesprochenes wird zum Geheimnis, hinter einer Mauer aus Ausreden, um intime Gefühle zu schützen – und sie wegzusperren.

Jeder dieser Verschleißerscheinungen breitet sich aus und befällt mehr und mehr Bereiche der Beziehung. Irgendwann sind die Materialien wie Liebe, Respekt, Begehren und Vertrauen soweit infiltriert, dass sie in sich zusammen brechen und keinen Halt mehr geben können. 

Toxische Beziehung – Ende durch Vergiftung

Eine toxische Beziehung entwickelt sich meistens parallel zum Verschleiß. Die also ohnehin angeschlagene Partnerschaft ist obendrein anfällig für giftige Bemerkungen, Gerüchteküchen und Suchtprobleme. Gifte werden injiziert beziehungsweise verabreicht, um jemanden zu schaden, zu schwächen oder abhängig zu machen. Dies kann unbewusst geschehen, wie etwa durch Medien, aber durchaus auch in voller Absicht, beispielsweise dank eifersüchtiger Freunde:

  • Werbebotschaften, Filme und andere Medien suggerieren unerreichbare Ideale, wie eine Partnerschaft (oder auch das Single-Leben) sein sollte. Die Ansprüche an dich selbst sowie an deinen Partner werden damit irrational und zum Problem.
  • Angeblich gut gemeinte Ratschläge von Eltern und Freunden lösen Streit in eurer Beziehung aus, selbst wenn die Lösung gar nicht zum Problem passt. Selbst dann, wenn ihr gar kein Problem hattet.
  • Deine Schwächen werden ausgenutzt und lassen dich abhängig werden, von falschen Hoffnungen, die dir Schutz und Stärke versprechen. Die Enttäuschungen darüber bis hin zu Depressionen und dazwischen immer wieder eine Funke Hoffnung zerstören dich nach und nach.

Eine toxische Beziehung zu heilen mag im Anfangsstadium noch möglich sein, vorausgesetzt die Symptome werden rechtzeitig erkannt und therapiert. Wenn du die Vergiftung jedoch unentwegt hinnimmst, riskierst du weitaus mehr als nur deine Beziehung. Nämlich auch dich selbst.

Zerstörte Beziehungen – Ist das Ende unvorhersehbar?

Neben all den bereits erwähnten Ursachen gibt es noch plötzliche Einschnitte im Leben. Hier werden keine Grenzen überschritten – sie werden förmlich niedergerissen. Es trifft dich völlig unvorbereitet und ohne jede Vorwarnung. Dennoch kann nur eine sinnvolle Konsequenz folgen, damit du wieder aufstehen und weiterleben kannst: Schluss machen, um dich selbst zu retten.

  • Auf Grund eines Vertrauensbruchs: Dein Partner hat dich betrogen, durch Fremdgehen, emotionale Untreue oder weil er dich anderweitig hintergangen hat, beispielsweise dir dein Geld klaut, Versprechen bricht oder Geheimnisse über dich preisgibt – Dinge, womit du nie gerechnet hättest.
  • Durch Schicksalsschläge: Schwere Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen, womöglich gar des gemeinsamen Kindes, Traumata, Naturkatastrophen und andere dramatische Einschnitte, die dir den Boden unter den Füßen wegziehen und dabei dich und deine Beziehung zerstören. Sie sind unverzeihlich und es wird Zeit brauchen, dies zu verarbeiten. Womöglich musst dazu allein sein.
  • Chaos Lebenssituation: Kündigung, Jobangebot im Ausland, ungewollte Schwangerschaft, spirituelle Offenbarung und so manch andere Gründe können dich schlagartig ereilen, so dass dir kaum Zeit bleibt, dich darauf vorzubereiten. Du musst eine Entscheidung treffen, und sei es im Zweifelsfall gegen die Beziehung.

Derart gravierende Ereignisse treten häufiger auf, als es uns lieb ist. Nicht immer ist die Beziehung stark genug, so etwas auszuhalten. Vielleicht willst du aber auch durch die Trennung nur deinen Partner vor dir schützen. Oder dich vor ihm. Manchen Herausforderungen muss man sich eben alleine stellen. 

Schuldfrage bei Trennungen

Wer sich trennt, wird an den Pranger gestellt. Das scheint zumindest die Devise in gewissen Familien- und Freundeskreisen zu sein. Und das in einer Gesellschaft mit überwiegend Singles, Alleinerziehenden und Geschiedenen. Offensichtlich ist es vielen Mitmenschen ein inneres Bedürfnis, bei den Beziehungen anderer mitzumischen. Sie verkoppeln gerne, geben ungefragt Beziehungstipps und wissen natürlich, wer zu wem am besten passt. Damit lenken sie sich wunderbar von ihren eigenen Beziehungsproblemen ab und vermeiden es, selbst an den Pranger gestellt zu werden.

Grundsätzlich schuldest du jedoch niemandem Rechenschaft. Außer dir selbst gegenüber und deinem (Ex-)Partner. Trotzdem ist die toxische Beziehung nicht sofort mit der Trennung zu Ende. Sie kann sich durchaus auf deine Beziehungen zu Verwandten, Freunden und Kollegen ausbreiten. Nicht zuletzt weil du selbst das Gift noch in dir trägst und es gelegentlich verströmst.

Die Folgen deiner Trennung

Die Folgen sind zum Beispiel offener Hass, Verbitterung und Rachegelüste. Womöglich entwickelt sich für dich das gegnerische Geschlecht schon rein aus Prinzip zum Feinbild. Die sitzen gelassene Freundin macht auch noch energisch mit. Im Gegenzug erntest aber vielleicht auch du Hasstiraden und feindselige Angriffe. Freunde deines Ex-Partners schließen dich fortan aus, weil sie meinen so Stellung beziehen zu müssen. Oder die Schwiegereltern überschütten dich mit Anschuldigungen und Vorwürfen, während du womöglich selbst noch mit den Folgen deiner Entscheidung ringst.

Das Pendant dazu sind das stille Leiden und die gepflegte Langeweile. Bei einer Trennung ziehen sich manche Menschen lieber völlig zurück und isolieren sich von sämtlichen Beziehungen. Diese Mauer zu durchbrechen ist alles andere als leicht für Außenstehende. Und irgendwann geben sie eventuell ganz auf. Es kann allerdings auch vorkommen, dass du bewusst ausgeschlossen und gemieden wirst, um dich mit Einsamkeit zu strafen. Ob du es verdient hast oder nicht, spielt solchen Menschen gar keine Rolle – es dient lediglich dem Zweck, dass sie sich selbst stärker fühlen können. Zum Glück kannst du getrost auf derartige Persönlichkeiten verzichten und musst schon gar nicht selbst so sein.

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Letztlich solltest du dir bewusst machen, dass wir bei Trennungen zwar immer nach einem Schuldigen suchen, dabei aber wertvolle Zeit und Energie vergeuden, die wir für Lösungen und neue Wege bräuchten. Darum suche nie nach Schuld. Trifft selbst-bestimmend deine Entscheidung und stehe dazu.

Warum ist es trotzdem oft so schwer Schluss zu machen?

Solange du kein gewissenloser Egoist bist, wird es dir immer schwer fallen, Schluss zu machen. Das ist gut so. Andernfalls würden Familien noch viel schneller auseinanderbrechen als ohnehin schon, unzählige Scheidungskinder aufwachsen und Menschen im Alter vereinsamen. Was dich und andere zurückhält, sind essentielle Werte wie Gewissen, Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Beschützerinstinkt, Ehre oder auch, um ganz ehrlich zu sein, pure Angst.

In einer Generation, in der Scheidung auf keinen Fall zur Debatte stand, wurden Beziehungen bis zum bitteren Ende durchgehalten. Nicht selten handelte es sich dabei eher um verhasste Partnerschaften denn um die wahre Liebe – aber nur so konnten die Ideal-Vorstellungen dieser Menschen umgesetzt werden, besser gesagt, den äußeren Schein wahren. Die Nachfahren deren rebellieren nun dafür umso mehr, wollen sich nicht mehr binden, nicht ohne zu prüfen, ob sie nicht etwas besseres finden. Heute stehen wir zwischen Bindungsschwierigkeiten, Vertrauensproblemen und Verlustängsten. Willkommen im Paradoxon. Du siehst, das nein sagen lernen kann in Bezug auf eine langjährige Beziehung ziemlich schwer sein.

Wie entscheide ich mich, ob das Ende der Beziehung die beste Lösung ist?

Gute Frage. Am besten selbst. Je mehr du dich von den Ratschlägen und Idealen anderer beeinflussen lässt, desto schwieriger wird es für dich, eine klare Entscheidung zu treffen, vor allem eine, die du hinterher nicht bereust. Denn irgendwann wird der Punkt kommen, an dem du dir vorwirfst „Warum habe ich nur damals auf andere gehört?!“. Was wussten die schon, was du wirklich brauchst und was dir wichtig ist. Darum ist es so nötig, selbst-bestimmend zu entscheiden.

Kurioserweise glauben wir, wenn wir eine Beziehung beenden, würden wir uns gegen etwas entscheiden, gegen den Partner und die Beziehung. Gegen die Vergangenheit und die weitere seelische Misshandlung. Gegen Gift und Verschleiß.

Tatsächlich aber entscheidest du dich für etwas. Für dich und deine Zukunft. Für eine neue Chance. Dafür, dich selbst besser kennen zu lernen und neue Wege zu beschreiten.

Folglich musst du “nur“ abwägen, welche Option für dich spricht. Abwägen heißt an dieser Stelle.

3 Fragen, bevor du Schluss machst

  1. Betrachte die Situation mit Abstand. Schlaf drüber, nimm dir ein paar Tage frei, verreise oder leg wenigstens das Smartphone beiseite und schalte bewusst sämtliche Ablenkungen ab.
  2. Ergründe deine wahren Gefühle, nicht nur die momentanen. Wie hat es sich einst angefühlt, als ihr zusammen gekommen seid, was ist davon noch übrig, was hat sich verändert?
  3. Werde dir deiner Ziele bewusst: Kann es überhaupt so weiter gehen? Wo willst du hin, wer sein und was erreichen? Könnte das mit deinem jetzigen Partner funktionieren oder willst du ihn gar nicht dabei haben?

Wenn du deine Entscheidung triffst, sei vor allem eins: Ehrlich. Das heißt, die knallharte Wahrheit ertragen, auch wenn sie schmerzt. Falsche Hoffnungen und leere Versprechen bringen dich nicht weiter, sie würden nur das Unvermeidliche hinauszögern. Das wäre weder deinem Partner noch dir selbst gegenüber fair.

Reduziert ausgedrückt gleicht die Überlegung derer, ob du deine Lieblingsjeans behalten solltest, die dir gar nicht mehr passt. Gleichsam passt die Beziehung nicht mehr zu dir. Vielleicht engt sie dich ein und kneift und zwickt überall, so dass du kaum noch Luft bekommst. Vielleicht ist sie aber auch derart ausgeleiert, dass sie dir keinen Halt mehr bietet und du dich unsicher fühlst. Klar, du könntest sie einfach beiseite legen in der Hoffnung, dass sie eines Tages wieder wie angegossen sitzt. Ist aber unwahrscheinlich. Und auch nicht gerade die feine Art.

Es bringt auch nichts sich jeden Tag aufs Neue hineinzuzwängen und unwohl zu fühlen. Am Ende zerreißt womöglich etwas oder verliert den Halt an dir und ihr steht beide völlig kaputt und ungeschützt da. Dann lieber die Hose weggeben. Zu jemand anderem passt sie (also eigentlich dein Partner) garantiert einwandfrei. Und auch du findest eine neue Lieblingsjeans. Bis dahin darfst du dich ruhig in deiner eigenen Haut wohl fühlen.

Checkliste für richtige Schluss-Macher

Wenn du es dennoch ganz genau wissen willst, dann hilft dir folgende Checkliste weiter:

  • Du willst früh so schnell wie möglich weg und abends ungern nach Hause. Wann immer es sich anbietet, wählst du die Abwesenheit und bist lieber ohne deinen Partner.
  • Wenn dich etwas bedrückt oder du ein besonders aufregendes Erlebnis hattest, erzählst du davon zuerst einem Freund oder Verwandten, viel später deinem Partner und dann auch nicht so ausführlich. Du fragst auch weder nach seiner Meinung noch nach seinem Rat.
  • Wenn du etwas für deinen Partner machst (Kochen, Bügeln, Einkaufen, Steuererklärung, …), dann erscheint dir dies ungemein lästig, du bist nicht richtig bei der Sache und willst einfach nur schnell fertig werden.
  • Du meidest körperlichen Kontakt. Umarmungen fühlen sich wie eine Gefangennahme an, der Kuss zielt lieber auf die Wange anstatt auf den Mund und Geschlechtsverkehr ist eher eine Pflichtkür, aber kein Vergnügen. Du kannst dich besser überwinden, wenn du dabei an jemand anderen denkst.
  • Wenn dein Partner lacht, steckt es dich nicht mehr an, wenn er weint, berührt es dich nicht mehr. Ist dein Partner wütend, versucht du ihn nicht mehr zu besänftigen. Wenn er Angst hast, bleibst du zwar stark aber bietest ihm keinen Trost. Und ebenso verhält er sich dir gegenüber.

Wie mache ich Schluss? Zwischen Rosenkrieg und Friendzone

Wenn du deiner Beziehung ein würdevolles Ende setzen willst, dann immer zuerst innerlich. Triff deine Entscheidung: „Jetzt ist Schluss! Ich mach das nicht mehr mit. Ich will einen neuen Weg gehen.“ Diese Entscheidung, selbst-bestimmend und ehrlich, solltest du unbedingt verinnerlichen, bevor du sie in die Tat umsetzt. Daraus schöpfst du das Selbstvertrauen für die kommenden Nachbeben. Und die wird es geben, auf die ein oder andere Art und Weise.

Eine Beziehung zu beenden tut beiden Partnern weh. Und wenn dich der Abschied nicht schmerzt, dann war es auch keine Beziehung.

Stefan Goedecke

Jene Nachbeben, Folgen und Nebenwirkungen hängen sehr stark wiederum von der Art und Weise ab, wie du Schluss machst. Nicht immer ist Feingefühl gefragt, doch ein hohes Maß an Empathie hilft dir, die Dinge gewissenhaft und sanft zu regeln. Vor allem auch um deiner selbst Willen. Zum Beispiel um bereits erläutertem Pranger zu entgehen, aber auch um mit dir selbst hinterher im Reinen zu sein. Dich wird zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gefühlschaos ereilen, aber es soll dich schließlich nicht überwältigen. Von daher ist der bedachte Weg meistens (!) der beste. 

Letztlich kannst du das Ende noch so gut planen und vorbereiten, kommen sehen und abwägen – unweigerlich ist da aber noch eine andere Person involviert, deren Reaktion du vielleicht weniger gut einkalkulieren kannst. Immerhin habt ihr euch im Laufe der Jahre entzweit und seid euch fremd geworden. Wie geht man mit so jemandem um? Wohl wissentlich, dass nach wie vor ein gewissen Maß an Vertrautheit herrscht, aber womöglich auch Wut und Eifersucht.

So nimmst du deinen Partner im letzten Gespräch mit

Sei versichert, dass du nur dir selbst und deinem Partner gegenüber Rechenschaft schuldest. Und genau da setzt du an. Erkläre deine Gedanken und Gefühle so weit, dass sie nachvollziehbar sind, jedoch nicht so intim, dass du dich verletzbar gibst. Das hast du nicht nötig. Erkläre auch, warum es deiner Meinung nach wichtig ist, sich zu trennen und halte dabei konsequent an deinen Grenzen fest. Zeige offen und ehrlich, was für eine Persönlichkeit du geworden bist (oder noch werden willst) und dass diese nicht mehr in die jetztige Beziehung passt. Und ganz wichtig: Bleib standhaft. Nutze dein Selbstbewusstsein, um zu deiner Entscheidung zu stehen. Jetzt klein beizugeben würde dich zurück mitten in Verschleiß und Gift katapultieren. Und die Reaktionen deines nunmehr Ex-Partners können durchaus unterschiedlich ausfallen und keine davon ist leicht zu ertragen: 

  • Er könnte zornig werden, rasend vor Wut und dich versuchen einzuschüchtern. Perfekt, damit weißt du umso mehr, dass deine Entscheidung richtig ist.
  • Er könnte dir ein schlechtes Gewissen einreden, Vorwürfe machen und an dein Pflichtgefühl appellieren. Aber du hast deine Wahl mit bedacht getroffen und stehst dazu, sogar zu deinem Gewissen.
  • Er könnte dich anflehen zu bleiben, hilflos wirken und seine Existenz von dir abhängig machen. Du bist nicht verantwortlich für sein Glück. Das ist jeder selbst. So auch du für dein eigenes. 
  • Er könnte versuchen, dich zu bekehren, dir Hoffnung zu machen und dich mit Versprechen überschütten. Das hattet ihr alles schon und es hat nicht geholfen. Du brauchst keine Hoffnung, du nimmst die Glück selbst in die Hand.
  • Er könnte dich auch ignorieren und so tun, all sei ihm all dies egal und er wolle sich sowieso schon längst trennen. Die womöglich unerwartet schmerzvollste Reaktion. Aber auch eine, die deine Entscheidung bestätigt.

Gut möglich, dass dein Ex-Partner auch nach und nach verschiedene Reaktionen zeigt, mit denen du umgehen musst. Bedenke immer, dass du dich selbst-bestimmend trennst – er dagegen nicht zwangsläufig auch. Das sorgt für Frust, Angst und Unsicherheit. Eine nicht zu unterschätzende Mischung, von der du allerdings Abstand halten solltest, um dich zu schützen. Dein Ex wird die Trennung mit der Zeit überwinden, selbst eine Entscheidung treffen und daran wachsen. Du wirst dann kein Teil seines Lebens mehr sein, sondern dein eigenes neues Leben führen.

5 No Gos beim Schluss machen

Um gefährliche Reaktionen möglichst zu vermeiden, und zwar solche die sowohl für dich selbst als auch andere gefährlich werden können, gibt es ein paar No Gos zu beachten:

  • Verstecke dich nicht hinter Lügen. Du kannst gewisse Details verheimlichen, aber lüge nie bei einer Trennung. Diese Anmaßungen werden ans Licht kommen und können dir noch bitterlich schmerzhaft zur Last werden.
  • Bewahre die Privatsphäre. Schluss machen via SMS, Social Media, einen Freund schicken oder mitten in der Öffentlichkeit, ist nicht nur feige, sondern kann einen echten Rosenkrieg provozieren. Eure Beziehung war Privatsache und so schließt ihr auch ab. Privat. Das heißt auch, dass dein Ex-Partner zuerst von der Trennung erfährt, nicht seine Familie oder Freunde.
  • Vergiss den Quatsch mit „Lass uns Freunde bleiben.“ Das wäre keine Trennung, sondern die Warteschleife. Die Friendzone. Die aussortierte Lieblingsjeans im dunklen Eck des Kleiderschranks. Sobald du auch nur einen winzigen Hoffnungsschimmer auf Versöhnung zulässt, fesselt du deinen Ex-Partner an eine für dich bereits angeschlossene Beziehung. Du wirst deinen Weg ohne Backup gehen müssen.
  • Gleich einen neuen Partner? Damit büßt du prompt an Glaubwürdigkeit ein. Mal abgesehen davon, wie das wohl auf deinen Ex und alle anderen wirken muss – was ist aus dir und deiner Entscheidung geworden? Wenn du dich für dich selbst entscheidest, dann nimm dir auch die Zeit dafür. Direkt ein neuer Partner hätte nur den faden Beigeschmack des Lückenfüllers.
  • Die Schwäche des Partner ausnutzen ist das absolute No Go. Eine Beziehung beenden, während der andere krank ist, gerade betrunken von seiner Geburtstagsparty kommt, um jemanden trauert oder mitten in euren Hochzeitsvorbereitungen vertieft ist – nicht gut. Genauso wenig solltest du ihn soweit treiben, dass er von sich aus einen Schlussstrich zieht, nur damit du nicht schuld an der Trennung bist und dich selbst besser fühlen kannst. Als hätte das jemals funktioniert. Ihr würdet nicht nur beide leiden, sondern auch alle, die euch nah stehen.

Jedes Ende ist ein neuer Anfang …

Es gibt ein Bleiben im Gehen,
ein Gewinnen im Verlieren,
im Ende einen Neuanfang.

aus Japan

So lautet eine japanische Volksweisheit und bringt damit auf den Punkt, was jeder Trennung entspringen kann. Auch wenn du deinen Ex-Partner nie wieder sehen solltest, bleiben euch Erinnerungen erhalten, daran was ihr einmal füreinander wart. Ihr gewinnt Raum für neue Gefühle, von denen ihr ein einige verloren geglaubt hattet, die aber, wenn ihre Zeit gekommen ist, neu entfachen. Beim nächsten Mal wird es sich anders anfühlen, besser, echter.

Und erst durch das Ende, kannst du einen Neuanfang wagen. Du bist nun frei, um eine wahrhafte Beziehung zu dir selbst aufzubauen und selbstbewusst zu wählen, mit wem du deinen Weg künftig weiter gehen möchtest.

Weiterlesen auf Papier:

Die Auszeit zum Thema Loslassen und Neuanfang