Können wir uns vorstellen, dass wir alle Musik sind? Jeder für sich eine eigene Sinfonie, die unablässig aus allen Zellen tönt? Dass jedes Lebewesen dieses Planeten, der Planet selbst und das gesamte Universum ein gigantisches Orchester sind, welches eine Fülle aus Melodien und Klängen hervorbringt?

Der Gedanke, dass alles Klang ist und folglich auch wir Klang sind, ist eigentlich nicht neu. Unsere Sprache zeugt zumindest von einem alten Wissen über die Musik in und um uns, denn in unserem Sprachgebrauch hat der Klang eine direkte Beziehung zu Befindlichkeiten und Zuständen unseres Seins.

Gut gestimmt

Wenn wir verstimmt sind, mag keine rechte Freude aufkommen, wenn die Stimmung auf einer Party gut ist, kommen die Menschen dort gut miteinander aus. Wir gehen davon aus, dass etwas „stimmt“, wenn es unserer Wahrheit entspricht. Die Stimmung ist ein Begriff aus der Musiklehre. Sie definiert, in wie fern Intervalle in einem harmonischen Verhältnis mit einander schwingen. Pythagoras hat vor 2500 Jahren das Modell der Sphärenharmonie entwickelt, in der er aus den Schwingungsverhältnissen der Himmelskörper untereinander Harmonien ableitet, die sowohl in der Musik als Intervalle als auch in der Natur als Proportionen vorkommen.

Der bekannte Jazzmusiker und Musikwissenschaftler Joachim-Ernst Berendt ging bereits in den 1980er Jahren mit seinem Werk „Nada Brahma, die Welt ist Klang“ eingehend und wissenschaftlich fundiert auf dieses Phänomen ein und definiert den Begriff des „Universums als Musikinstrument“. Dennoch wird diese Erkenntnis noch oft belächelt und in die Esoterik-Schublade verbannt, obwohl bereits zahlreiche Forschungen belegen, dass sogar unsere Zellen singen, und zwar je nach Zustand gut oder schlecht. Kranke Zellen schreien, Krebszellen machen Lärm, und gesunden Zellen singen ihr Lied und klingen – der Sphärenharmonie entsprechend – harmonisch.

Klänge fühlen

Da uns die Wahrnehmungsorgane fehlen, Frequenzen außerhalb des Hörspektrums und Amplituden unterhalb der Hörschwelle wahrzunehmen, brauchen wir allerdings technische Hilfsmittel, um diesen Klängen lauschen zu können. In der University of California in Los Angeles hat man solche Hilfsmittel entwickelt und lauscht singenden Hefezellen und lärmenden Krebszellen. Die Forschung belegt, dass gesunde Zellen besser und harmonischer klingen als kranke schwache Zellen.

Wir sind Klang

Es singt und tönt also in uns und um uns herum. Mit der Erkenntnis, dass wir ein schwingendes und singendes Orchester mit Billionen Einzelmusikern sind, kann uns bewusst werden, dass wir als Wesen einen (wenn auch unhörbaren) Gesamtklang in die Welt bringen, der je nach Gesamtzustand des Orchesters eine bestimmte Gesamtstimmung erzeugt. Unser gegenüber wird dies vermutlich nicht hören, aber (zumindest unbewusst) wahrnehmen und damit in Resonanz sein oder auch nicht.

Musik und Klang im hörbaren Bereich bekommt durch diese Erkenntnis eine neue Dimension. Die direkte Auswirkung von Musik auf unser Befinden hat jeder schon mal erfahren, aber die Vorstellung einer direkten Auswirkung auf unsere Zellen fällt vielen noch schwer. Dabei ist das Prinzip recht leicht mit dem physikalischen Prinzip der Resonanz zu erklären. Wenn wir nun davon ausgehen, dass unsere Organe und Zellen in bestimmter Art und Weise harmonisch miteinander schwingen, wenn sie gesund sind, und dissonant schwingen, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten sind, liegt es nahe, dass wir mit Klängen direkt in das Schwingungsgeschehen auch auf körperlicher Ebene eingreifen können.

Harmonie erzeugen

Wenn unser Orchester nicht mehr ganz so harmonisch klingt, weil einige Musiker vielleicht etwas müde sind, können sie von Klang und Musik wieder „harmonisiert“ werden, was im weitesten Sinne bei einer Klangtherapie geschieht. Hierbei wird der Körper (und natürlich auch unsere nichtphysischen Körper) einem starken Klangfeld ausgesetzt, z. B. erzeugt durch Gongs und Klangschalen, oder es werden Klangstäbe und Klangschalen direkt auf den Körper gelegt und gespielt. Zahlreiche Neu-Entwicklungen von therapeutischen Instrumenten wie etwa Klangstühle- und -liegen, das Chakraphon von Joga Dass, das Körpermonochord, den Kristallklangschalen und vielen anderen zeugen davon, dass das Forschungsfeld, welche Klänge wie und wo am besten wirken, noch lange nicht erschöpft ist.

Dass das sichtbare und das hörbare harmonische Empfinden miteinander im Verhältnis stehen, wurde beispielsweise vom japanischen Forscher Masaru Emoto eindrucksvoll visuell festgehalten. Er untersuchte die Wirkung von Musik auf Wasser, indem er gefrorene Wasserkristalle fotografierte, die zuvor im noch flüssigen Zustand unterschiedlichen Klängen ausgesetzt wurden. Emotos Forschung ging allerdings weit über den Klang hinaus, es ging ihm darum, dass alle Informationen, insbesondere auch geistige (z. B. Absicht) und emotionale (z. B. Wut) Informationen, eine Wirkung ausüben. Hier wird es richtig interessant, scheint doch die Verbindung von Klang als reine akustische Schwingung mit der (unhörbaren) Schwingung von geistiger Haltung und Intention ein noch weitaus größeres Potential zu haben.

Arbeiten mit Klängen

Fast alle alten Kulturen verwendeten Klänge und Gesang, um ihre Absicht in Ritualen und Zeremonien zu verstärken. Dass Klang als Träger von nicht hörbaren Informationen dient und diese auch mit abgespeichert werden, haben Jonathan und Andi Goldmann in einem Experiment eindrucksvoll belegt und in ihrem Buch „Tantra des Klangs“ beschrieben. Sie nahmen mit einem Recorder Meeresrauschen dreimal hintereinander auf, wobei die erste Session von einer Gruppe Meditierender begleitet wurde, die bewusst ihre Liebe in das Meeresrauschen sendeten, das zweite Mal mit der gleichen Gruppe, die sich in Hassgefühle vertiefte, und ein drittes mal ohne menschliche Begleitung.

Die drei Aufnahmen, die sich akustisch nicht voneinander unterschieden, wurden anderen Menschen während eines kineosologischen Muskeltests vorgespielt. Das Ergebnis: Bei Aufnahme 3 war erwartungsgemäß eine leichte Stärkung der Testpersonen festzustellen, was auf die stabilisierende Wirkung der Naturgeräusche zurückzuführen ist. Bei Aufnahme 1 war die Stärkung der Testpersonen jedoch deutlich ausgeprägter, während beim Abspielen der zweiten Aufnahme eine deutliche Abnahme der Muskelkraft weit unter Normalniveau messbar war. Die Autoren leiten daraus die Formel Frequenz + Intention = Heilung ab.

Das bedeutet, dass nicht nur der Klang an sich wirkt, sondern auch die Intention und das geistige Potenzial des Ausführenden. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass der Klang die Intention verstärkt und in die Zellen einschwingt, somit also ein mächtiges Werkzeug ist, Absicht zu manifestieren. Wem man sich bei einer Klangreise anvertraut, sollte also mit Bedacht gewählt werden.

Ein Satz aus der Bibel, der für mich diese Dimension des Klangs verdeutlicht: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Verstehen wir den Begriff „Wort“ als „in Klang gefasste Intention“, wird deutlich, dass dieses Duo der Anfang ist von allem was ist, der Beginn der Schöpfung. Jeder möge sich in dieses Mantra vertiefen und seine Bedeutung in sich selbst zum Klingen bringen.

Bildquellen: Auerbach Verlag