Alleine sein kann sowohl schön als auch beängstigend sein, das hängt ganz davon ab, wie du dich dabei fühlst. Dabei ist es wichtig, ob du dich bewusst für die Einsamkeit entscheidest oder ob du in dieser unerwartet zurückgelassen wirst.  

Nicht jeder, der alleine ist, fühlt sich einsam. Im Gegenzug ist nicht jeder, der sich einsam fühlt, unbedingt alleine. Das Empfinden über diesen Zustand hängt unweigerlich von den Umständen ab, die dazu geführt haben und wie du diese individuell wahrnimmst. Prinzipiell ist das Gefühl alleine zu sein, tatsächlich eine sehr subjektive Einschätzung, die du – wie sollte es anders sein – eben nur alleine beziehungsweise für dich selbst festlegst. Niemand kann dir einreden, alleine oder einsam zu sein. Soweit die gute Nachricht. Andererseits können dich andere Menschen ungerechterweise leicht in diesen Zustand drängen. Zum Beispiel indem sie dich von sich stoßen oder zurücklassen.  

Zurückgezogen oder verstoßen: Einsamkeit kennt viele Formen 

Eltern, die ihre Kinder im Stich lassen, sei es nun Vater oder Mutter, zwingen ihrem Kind unweigerlich ein Gefühl der Einsamkeit auf. Denn niemand sonst kann diesen Platz je wieder einnehmen und die Leere füllen, die in die kleine, wehrlose Seele gerissen wurde. Das ganze Leben lang wird dieses Gefühl erst das Kind begleiten, dann den heranwachsenden Menschen und schließlich vielleicht selbst einen Elternteil. Ein derart tiefverwurzelter Schmerz lässt sich nicht so ohne weiteres ausradieren. Einige benötigen jahrelange Therapie, um überhaupt damit zurecht zu kommen und sei es nur einen Weg zu finden, ihn zu ertragen.

Tatsächlich ist es genau das, was die meisten Menschen mit ihrer Einsamkeit anfangen: Sie ertragen sie. Zu unmöglich scheint die Chance sich dagegen zu wehren, sie zu bekämpfen oder zu überwinden. Wie in einem Teufelskreislauf flüchten sich Betroffene dann immer weiter hinein in die Einsamkeit. In dem Glauben, etwas falsch gemacht zu haben, nicht liebenswert zu sein oder es nicht anders verdient zu haben, bestrafen sie sich selbst. Alte Freundschaften werden abgebrochen, neue gar nicht erst in Erwägung gezogen. Neben der Arbeit gibt es kaum soziale Kontakte und nach und nach breitet sich der Griesgram wie Gift im Herzen aus. Misstrauen, Verlustängste, Depressionen und gesundheitliche Folgen bis hin zur völligen Isolation sind leider keine Seltenheit.  

Wann macht alleine sein einsam? 

Womöglich gehörst du sogar zu den Menschen, die die Einsamkeit suchen. Sie als eine Art Zuflucht sehen, wo sie sich verschanzen wie hinter einer Mauer, nur um nicht noch schwerer verletzt zu werden. Während sich einige nur an diesen Ort zurück ziehen, um mal zu entspannen, alle Sorgen fallen zu lassen und sich dem eigenen Ich zu widmen, fliehen andere unbewusst immer tiefer in ihre Einsamkeit.

Zu lernen mit dem Alleinsein umzugehen, ist ein langwieriger Prozesse, der jedoch durchaus bewältigt werden kann und sich darüber hinaus positiv auflösen lässt. Denn wer mit sich selbst lange Zeit alleine ist, lernt sich von einer ganz neuen Seite kennen. Das kann natürlich zu inneren Konflikten führen, aber auch zu mehr Selbstachtung und Vertrauen in die eigene Persönlichkeit.

Ein noch heute präsentes Beispiel ist die Odyssee des Robinson Crusoe. Aus dem vertrauten Leben geschleudert und gestrandet auf einer verlassenen Insel, so kommen sich viele Menschen vor. Selbst in mitten des sozial durchstrukturierten Alltags. Die Geschichte um Robinson zieht sich über rund 28 Jahre. Der Leser erlebt zusammen mit dem Protagonisten die Höhen und Tiefen der Einsamkeit. Zwischen dem Rande des Wahnsinns, der unerträglichen Traurigkeit und einer immer währenden Hoffnung, entsteht etwas, das auf den ersten Blick unfassbar scheint: Der Eindruck, alleine zu sein könne glücklich machen und Zufriedenheit aufbauen. Wenn wir ein von Robinson lernen können, dann dass sich Einsamkeit überwinden lässt.  

Alleine mit dir selbst: So findest du deine innere Zufriedenheit 

War Robinson Crusoe nun allein oder einsam auf seiner Insel? Letzten endlich wurde er zwar gerettet, doch bis dahin war er tatsächlich auf sich gestellt. Während dieser Zeit war er gewiss beides. Einsam und allein. Und doch hat er nach anfänglichen Schwierigkeiten gelernt, das Beste daraus zu machen und sich selbst neu zu entdecken. Womöglich war dies sogar sein größtes Abenteuer.  

Im Gegensatz zu dem unerwünschten Zustand der Einsamkeit, wirst du wahrscheinlich auch oft den vielmehr aktiven Wunsch haben, aus dem Hamsterrad des Alltages auszubrechen und Ruhe zu finden. Bemerkungen wie „Lass mich allein“ oder „Ich will jetzt endlich meine Ruhe.“ fallen umso häufiger, je bedrängter durch dich von den ganzen Einflüssen, Belastungen und Anforderungen fühlst, die dich tagein tagaus strapazieren. Für einige scheint ein kurzer Urlaub die Lösung zu sein, doch reicht dir das langfristig? Wie kannst du lernen, Ruhe zu finden und diese auch zu genießen? Und das ohne schlechtes Gewissen wegen liegen gebliebener Aufgaben und dem Gefühl andere allein gelassen zu haben? Hier sind 10 Tipps, wie du Alleinsein in Zufriedenheit wandeln kannst.  

1. Alleine sein ist die Chance, dich selbst kennen zu lernen

Oftmals fürchten wir uns vor der Einsamkeit aus einem simplen Grund: Wir haben Angst, uns mit uns selbst auseinander setzen zu müssen. Wenn wir uns nicht über andere ärgern, den aufgestauten Frust nicht auf andere Sünder projizieren können, was bleibt uns dann noch? Genau, sich an die eigene Nase zu fassen.

Wenn du lernen willst, das Alleinsein zu genießen, wirst du zunächst mehr über dich selbst lernen müssen. Wer bist du? Wo sind deine Stärken, wo deine Schwächen? Stück für Stück kannst du dich in dein Inneres vortasten und erfährst, wer wirklich hinter der Maske steckt, die du sonst im Alltag trägst. All zu oft belügen wir uns selbst anstatt uns treu zu sein. Als Folge dessen verletzen wir uns sogar selbst beziehungsweise machen uns verletzbar. Ein falsches Wort im unpassenden Moment und schon spürst du es wie einen Messerstich im Herzen. Mit diesem Schmerz fühlst du dich dann allein gelassen. Doch dein Innerstes lässt dich nie allein. Wenn du lernst in dich hinein zu hören, wirst du merken, das in dir so viel mehr schlummert. Nun liegt es an dir, die Chance zu nutzen, zu erwachen.  

2. In der Ruhe liegt das Glück

 Natürlich kannst du nicht ungestört in dich hinein horchen, wenn um dich herum unzählige Geräusche, Forderungen und Stimmengewirr herrscht. Das Telefon klingelt, auf der Baustelle scheppert es, der Chef drängt mit Terminen und die Familie will versorgt werden. Dieser ganze Trubel, so sozial spannend er auch sein mag, kann dich ebenfalls in die Einsamkeit drängen, wenn du nicht lernst, dir hin und wieder eine Auszeit zu gönnen.

Findest du einen Platz und eine Zeit, wo du nur für dich bist und dich keiner störst, wirst du begreifen, wie erholsam Alleinsein ist. Niemand will etwas von dir, kein Bitten und kein Drängen, keine Ablenkungen. Zu hören ist nur dein eigener Atem, wie er nach und nach entspannter wird. Indem du dich bewusst für das Alleinsein entscheidest, empfindet du weder Einsamkeit noch Angst, sondern kannst den Moment tatsächlich genießen und zum Krafttanken nutzen.  

3. Wenn dich das schlechte Gewissen plagt …

Während du dich nun aufs Sofa zurück gezogen hast, sind aber alle anderen da draußen und erleben Abenteuer und tolle, neue Geschichten. Du nicht. Schon meldet sich dein innerer Kritiker mit dem schlechten Gewissen und will dir einreden, du würdest alles verpassen. Doch stimmt das? Was verpasst du denn? Und willst du überhaupt bei allem dabei sein?

Wäre es nicht viel sinnvoller, genau zu selektieren, was dir wichtig ist? Setze bewusst Prioritäten und nimm an den Aktivitäten teil, die dir wirklich Spaß machen und auf die du dich freust, und sei es nur weil die Menschen, die mitmachen, dir besonders am Herzen liegen. Wenn du aber ohnehin keinen Enthusiasmus hast, loszuziehen oder zum hundertsten Mal in dasselbe verqualmte Lokal zu gehen – dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du dir stattdessen eine Auszeit gönnst.  

4. Lerne wieder gerne alleine zu sein

Das schlechte Gewissen auszuschalten ist der erste Schritt in die richtige Richtung, wieder gerne alleine zu sein. Du verpasst nichts, im Gegenteil, du gewinnst etwas. Nämlich neue Kraft und Zufriedenheit. Nicht umsonst heißt es „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Genau hier kannst du Energie tanken, Entspannung finden und mal dein ganzes System herunter fahren, reinigen und neu starten.

So wird das Alleinsein zur regelrechten Verwöhnbehandlung. Dazu kannst du dir dein eigenen Spa zu Hause einrichten oder gehst auf Wanderschaft, und sei es nur ein kurzer Spaziergang. Zurückgezogenheit ist etwas, das du dir gönnst, das dir gut tut. Nicht mehr und nicht weniger. Lass dir von niemandem einreden, dir würde etwas entgehen. Wer immer nur versucht andere Länder und andere Sitten kennen zu lernen, der verpasst es, sich selbst zu kennen. Und damit die interessanteste Person überhaupt. Schließlich werden wie nie so viel über andere Persönlichkeiten erfahren, wie über unsere eigene. Du wirst bestimmt ab und zu erschrocken, aber hauptsächlich positiv überrascht sein, was sich alles in dir verbirgt.  

5. Räume mit den Vorurteilen dir selbst gegenüber auf

Unter innerer Reinigung verstehen viele neuerdings auf die Darmgesundheit abzielende Detox-Therapien oder Heilfasten. Dabei muss auch deine Seele hin und wieder gereinigt werden, um nicht unnötige Lasten beziehungsweise Belastungen wie Müll auf sich zu laden. Seelischer Ballast lässt sich allerdings nicht so einfach über Bord werfen, auch nicht heraus kehren und schon gar nicht lässt er sich von probiotischen Bakterien beeindrucken.

Für eine gründliche Aufräumaktion deines Inneren gehört das Alleinsein dazu. Nur so schaffst du ideale Bedingungen, um dich richtig zu konzentrieren und dich mit deinem Ballast auseinander zu setzen. Sogar die auferlegten Einsamkeit, so unleidlich sie auch auf dich wirkt, ist eine großartige Chance, dich zu reinigen. Was ist nicht unbedingt wichtig und kann vergessen werden? Welche Themen müssten vielleicht unbedingt aufgearbeitet werden und wo sind noch offene Fragen, die gelöst werden sollten?

Während solcher tiefgreifenden Phasen, in denen du ganz mit dir selbst beschäftigt bist, darf keiner stören. Immerhin gräbst du in den Abgründen deiner Seele und bist in dem Moment absolut angreifbar. Denn je tiefer du gräbst, desto mehr Gefühle und Erinnerungen wühlst du auf. Womöglich wirst du einiges nach vielen Jahren ganz neu betrachten und empfinden. Früher hast du zum Beispiel eine Tat bereut, die dir heute durchaus nachvollziehbar vorkommt oder du hast jemand anderen verurteilt, den du mittlerweile besser verstehen kannst.  

6. Beachte den Ausstieg und werde nicht einsam

Wenn alleine zu sein einsam macht: Den Übergang bekommen viele gar nicht mit, dabei gibt es eine klare Grenze zwischen dem bewussten Alleinsein und der Einsamkeit, die man unter ungewollten Umständen empfindet. Wer sich jedoch zu sehr an dem Alleinsein erfreut, gerät mitunter unbeabsichtigt in die Einsamkeit ohne davon Kenntnis zu nehmen. Manch einer glaubt dann auch noch, es sein schon zu spät. Aber das ist es nie. So wie es Wege gibt, die in die Einsamkeit führen, gibt es auch welche wieder heraus.

Im Idealfall gelingt es dir aber rechtzeitig, den richtigen Moment für den Ausstieg abzupassen und aus dem Alleinsein wieder in das soziale Miteinander zurück zu kehren. Dazu musst du lernen, wann es dir genug ist. Verschiebe gewisse Auseinandersetzungen mit deinem Inneren auf eine andere Gelegenheit. Du brauchst nicht ungeduldig zu sein oder befürchten, zu selten Ruhe zu finden, wenn du dir regelmäßig Zeit für dich nimmst. Entwickle ein eigenes Ritual, dann fällt es dir auch weniger schwer die Grenzen zu ziehen. So kannst du dich bequem zwischen den „Welten“ hin und her bewegen, ohne ungewollt in die Einsamkeit zu entgleiten.  

7. Nutze dein privates Alleinsein als Ausgleich

Alleinsein ist ein hervorragender Gegenpol zum Überangebot der Gesellschaft. Von morgens bis abends strömen Meinungen, Kaufempfehlungen, Forderungen und Wünsche auf dich ein. So schnell kannst du sie gar nicht einordnen, da kommt schon der nächste Besserwisser und will dich beeinflussen. Weghören ist nicht immer möglich, manche Bemerkungen gehen vielleicht bei einem Ohr rein und beim anderen gleich wieder raus. Und doch hinterlassen sie Eindrücke, ob dir das nun passt oder nicht. Selbst Kommentare, die du gar nicht wissen wolltest, geschweige denn dir gefallen, können dich den ganzen Tag über aufregen. Als wären sie ein Ohrwurm, der sich in deinen Verstand frisst.

Um von all dem ausreichend Abstand zu gewinnen, kannst du das Alleinsein nutzen. Manche verschanzen sich in Büchern, andere setzen sich Kopfhörer auf, wieder andere vertiefen sich in Hobbys – was auch immer dir gut tut. Alleine zu sein kann viele Formen haben und nicht immer ist dieselbe für jede Situation geeignet. Aber du kannst lernen, dich selbst aus jedem Moment zu nehmen und bei Bedarf immer einen Ausgleich finden, wenn du ihn brauchst.  

8. Finde deine eigenen Formen des Alleinseins

Außer Musikhören und Lesen gibt es noch eine Menge weitere Möglichkeiten sich kurzzeitig zurück zu ziehen. Manchmal genügt es schon, wenigstens ein paar Minuten abzuschalten und sich nicht um die Belange anderer zu kümmern.

Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist das Smartphone. Ständig kommt eine Nachricht an, eine Email oder Hinweise aus den Apps und unweigerlich widmest du dich dem Handy statt der eigentlich anliegenden Aufgabe. Willst du lernen, das Alleinsein positiv wahrzunehmen, muss auch mal das Handy abgeschaltet werden. Und sei es nur für eins, zwei Stunden, in denen du einfach mal nicht erreichbar bist. Das ging doch früher auch. Irgendwie.

Zufriedenheit im Alleinsein finden, heißt auch sich selbst entbehrlich zu machen. Manche Aufgaben können delegiert werden, andere lassen sich verschieben oder kombinieren. So schaffst du dir den Freiraum, den du brauchst. Du musst nicht permanent für alle da sein und alles richtig machen. Es ist dein gutes Recht, dir die Freiheit zu nehmen, auch mal alleine zu sein. In welcher Form auch immer. Sei es ein Projekt, an dem du in der Garage bastelst oder dein Garten, den du pflegst – wo und womit du dich eben wohl fühlst.  

9. Alleine sein als Initiation

Das kurzzeitige Abschalten in anstrengenden Alltagssituation wird dir bald nicht mehr reichen. Zwar kannst du schnell neue Kraft tanken, aber diese ist schon bald wieder aufgebraucht und der Stress beginnt von Neuem. Für nachhaltige Ruhe und Zufriedenheit empfiehlt es sich, bestimmte Initiationen zu wählen.

Dazu musst du nicht blauäugig Reißaus nehmen und dich in Abenteuer stürzen, sondern kannst dich anfangs führen lassen bis du soweit bist, den Ritus alleine durchzuführen. Das können zum Beispiel Angelausflüge sein, ebenso wie alleine auf die Jagd gehen. In beiden Fällen bist du draußen in der Natur, abgeschottet vom Alltag und musst dich sowohl auf deine Selbstbeherrschung konzentrieren als auch auf dein Ziel.

Ein weiterer sehr guter Weg, Alleinsein zu lernen und die Zufriedenheit dankbar anzunehmen, ist der Aufenthalt in einem Kloster. Dorthin kannst du dich zeitweilig zurückziehen und im Kreise der Gemeinschaft zu dir selbst finden. Es droht dir keine Einsamkeit und wenn du soweit bist, kannst du dich jederzeit aus dem Alleinsein wieder lösen und später nach Belieben dahin zurück kehren.  

10. Übe es, richtig allein zu sein

Wenn du bislang fast ausschließlich in sozialen Bindungen verpflichtet warst, und (mal abgesehen vom Schlaf) kaum alleine warst, solltest du nicht gleich ins kalte Wasser springen. So groß die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden auch sein mag: Alleinsein will gelernt sein. Unter anderem um eben jene tragische Erfahrung der Einsamkeit zu vermeiden. Wer richtig allein sein kann, dem wird eine aufgezwungene Einsamkeit, beispielsweise durch den Verlust eines geliebten Menschen, zwar genauso heftig treffen, aber der Weg hinaus wird leichter sein.

Dazu kannst du dich in bestimmten Institutionen und von entsprechenden Lehrern anleiten lassen. Meditation kannst du zum Beispiel in vielen Einrichtungen erlernen und später für dich selbst durchführen.

Andererseits kannst du lernen, ungewollte Einsamkeit in friedliches Alleinsein zu verwandeln. Dazu musst du dich von Schuldfragen lösen, deine Seele reinigen und einen Weg finden, deine negativen Empfindungen in positive Glaubenssätze aufzulösen.  

10 wirksame Übungen, um sich im Alltag auf sich selbst zu konzentrieren 

Neben dem zeitweiligen Komplett-Ausstieg aus dem Alltag (z.B. reisen, wandern, angeln, jagen, ins Kloster gehen) gibt es zahlreiche Übungen, die du jederzeit anwenden kannst, um zumindest einen Moment lang für dich alleine zu sein. Diese kannst du nahezu in jeder Situation nutzen und so Stress abbauen, Konflikte entschärfen und vor allem Kraft tanken. Integriere die Übungen in deinen Alltag, die dir am besten zusagen und für dich angenehm sind. Damit du es genießen kannst alleine zu sein, unabhängig und frei.  

1. Abschalten und im Hier leben

Läuft bei dir immer der Fernseher zum Essen, dein erster Blick früh morgens geht automatisch zum Handy neben deinem Kopfkissen, die Tageszeitung liegt gleich als nächstes griffbereit und im Auto läuft das Radio? Schalte alles mal ab. Vor allem in den ersten Stunden des Tages und gleichermaßen wenigstens eine Stunde vor dem Schlafengehen solltest du die Zeit nutzen, dich von der ganzen Überreizung zu befreien.

Nachrichten aus aller Welt lassen dich womöglich eben jene negative Form der Einsamkeit spüren. Bist du doch so weit weg vom Geschehen und machtlos gegen die Ungerechtigkeiten, die überall passieren und gleichermaßen unbeteiligt an den Erfolgen anderer. Dabei hast du deine eigene Welt, auf die du dich konzentrieren solltest, an der du Teil hast und in der du tatsächlich etwas bewirken kannst. In deinem unmittelbaren Umfeld gibt es garantiert auch Ungerechtigkeiten, gegen die du vorgehen kannst sowie Erfolge, an denen du beteiligt bist.  

2. Durchatmen und im Jetzt ankommen

Wenn um dich herum plötzlich Ruhe herrscht – was hörst, siehst und spürst du dann? Stimmen in deinem Kopf? Deinen Atem? Und wie die Brust sich bei jedem Zug hebt und senkt? Konzentriere dich genau darauf. Wie sich die Nasenflügel weiten, die Energie dich durchströmt und dich nach und nach erwärmt. Halte für einen Moment inne und sei einfach nur da. Lass die Gedanken schweifen, halte sie nicht fest. Lass den Atem und deine Energie fließen. Dieses sogenannte autogene Training kannst du in wenigen Sitzungen im Kurs lernen und solltest es danach regelmäßig verinnerlichen.

Vielleicht entdeckst du dann sogar einige Blockaden in deinem Energiefluss. Rückenschmerzen, müde Füße, herunterhängende Schulter oder ein Druckgefühl in der Stirn – all das sind Folgeerscheinungen von Stress, die du im Alltag derart verdrängst, dass du sie erst im Zustand des Alleinseins wahrnimmst. Das kann natürlich in der ersten Zeit unangenehm sein, bist du es schaffst diese Blockaden zu lösen. Je öfter du dir Auszeiten gönnst, tief durchatmest und einfach mal nichts anderes machst oder bist als pure Existenz, desto besser kannst du deine Energie wieder fließen lassen.  

3. Meditieren, wann und wo immer dir danach ist

Bei Meditation denken viele an spirituelle Kurse, geführt von einem Guru. Jeder Teilnehmer sitzt brav auf seiner Yogamatte und im Hintergrund spielt ein CD-Player Meeresrauschen. Vielleicht ist er auch nur kaputt …

Meditieren kann jedoch unterschiedlichste Formen annehmen und geschieht manchmal völlig unbewusst. Häufig werden Menschen, denen es so geht, Tagträumer genannt. Gerade Kinder träumen oft ganz ungezwungen vor sich hin, zum Teil komplett abwesend. Sie werden dann ermahnt, besser aufzupassen. Dabei sollten wir Erwachsene diesen Zustand keinesfalls unterbinden, sondern uns sogar ein Beispiel daran nehmen. Auch das ist Meditation. Die Gedanken schweifen lassen, sich selbst aus der Situation herausnehmen, in aller Ruhe entspannen.

Und sei es, während du im Supermarkt in der Schlange stehst. Anstatt dich über die Kassierer aufzuregen, nutze den Augenblick zum Meditieren. Beispielsweise könntest du in aller Ruhe deine Hände betrachten. Wie fühlen sich sich heute an? Liegen sie verkrampft um den Griff des Einkaufswagen und haben schon die Geldbörse parat? Lass alles einmal los, lockere deine Finger. Einen nach dem anderen. Konzentriere dich auf deine Wahrnehmung ohne dich von der Einkaufssituation stören zu lassen. Dann bist du allein mitten in einer Menschenmenge.

Solche kleinen Momente kannst du auch jederzeit am Arbeitsplatz, beim Kochen oder im Bus einbauen. Es müssen ja nicht immer deine Hände sein. Wann hast du dich zuletzt deinen Füßen gewidmet, deinem Bauch oder dem Nacken? Genau so gut kannst du auch den Träumer in dir wieder entdecken und ein paar Minuten auf Fantasiereise gehen. Vielleicht entdeckst du in deiner Umgebung ein ansprechendes Motiv, das dich inspiriert oder eine vertraute Melodie. Forme sie in deinem Inneren zu einer Geschichte oder lass abstrakte Szenen daraus entstehen. Wenn du deinem Unterbewusstsein freie Hand beim Meditieren lässt, erfährst du viele ungeahnte Vorlieben von dir.  

4. Definiere dich selbst, aber nicht über andere

Wenn du mit dir alleine bist, entstehen zum Teil sehr intime Gedanken. Geheimnisse, die du mit niemandem sonst teilen würdest, die aber ein wesentlicher Teil von dir sind. Positive wie auch negative Eigenschaften machen deine Persönlichkeit aus. Wie andere dich wahrnehmen, mag in dem Moment ausnahmsweise mal nicht von Bedeutung sein. Keiner kennt dich so ausführlich wie du dich selbst.

Durch Selbstachtung, Achtsamkeit und Aufrichtigkeit dir gegenüber, hast du einen guten Ansatz zu definieren, wer du wirklich bist. Je öfter du dein Inneres analysiert und interpretierst, umso besser kannst du zum Beispiel einschätzen, wie bestimmte Situationen dich beeinflussen werden beziehungsweise wie du darauf reagieren wirst. Gerätst du leicht in Rage oder bist du perplex bei verbalen Angriffen?

Hin und wieder mit dir alleine zu sein, kann dir helfen zu entscheiden, wer du in solchen Momenten bist. In dir steckt garantiert mehr Mut als du dir zutraust. Zuneigung und Hingabe, die nur den richtigen Menschen sucht. Aber auch Ängste und Zweifel, die dich von spontanen Dummheiten abhalten und dir eine gesunde Skepsis verleihen. Definiere deinen Charakter, damit du ihn ihm entscheidenden Augenblick ausleben kannst. Aber lass dir auch Spielraum für Entwicklungen und Veränderungen. Oft allein zu sein, kann dich nämlich sehr verändern. Zum Beispiel lässt es dich mutiger, liebevoller und zuversichtlicher werden.  

5. Setze dir bewusst Ziele und arbeite daran

Du möchtest etwas an dir ändern? An deiner Persönlichkeit oder wie du in manchen Situationen regierst? Dein Charakter ist – auch wenn du ihn für dich definiert hast – nicht in Stein gemeißelt. Viele Eigenschaften kannst du durch Alleinsein weiterentwickeln. Zunächst aber musst du deine Ziele klar festlegen. Am Besten notierst du sie schriftlich und positionierst diese Notiz gut sichtbar, beispielsweise auf dem Nachttisch. So denkst du vor dem Schlafen daran, dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen, deine Entwicklung zu kontrollieren.

Warst du heute, wie du es dir vorgenommen hast, etwas geduldiger? Oder weniger ängstlich? Und nicht mehr so negativ und misstrauisch? Das sind Fragen, die nur du dir selbst beantworten kannst. Und zwar alleine. Zumal viele Eindrücke sehr subjektiv sind und daher jede weitere Meinung dich nur wieder aus dem Konzept bringen würde. Wenn du aber jeden Abend auf deine Notiz schaust und dich dann deinem Inneren widmest, kannst du deine Ziele viel besser verfolgen. Ein Tagebuch würde dich womöglich nur in der Vergangenheit festhalten. Durch ein einzelnes Ziel jedoch, schaust du nach vorn und kannst den nächsten Morgen mit frischem Ehrgeiz beginnen.  

6. Werde kreativ und tobe dich aus

Wann hast du das letzte Mal etwas gemalt? Klingt kindisch? Quatsch. Selbst wenn du nicht besonders gut malen kannst, spielt das keine Rolle. Du könntest auch nur vor dich hinkritzeln oder Muster zeichnen. Manche finden wahren Frieden beim Malen von Mandalas. Andere legen Zen-Gärten an.

Kreativität kannst du bei vielen Tätigkeiten ausleben. Beim Basteln, Backen, Stricken, Dekorieren, und und und. Dabei geht es eben nicht darum, besonders gut zu sein, sondern einfach sich in dem Moment der Beschäftigung zu verlieren, die Zeit zu vergessen und ein Stück Kreativität auszuleben. Die schönsten Ideen hast du alleine, denn es sind deine eigenen.  

7. Sensibilisiere deine Sinne

Ein Beispiel: Du bist im Wald spazieren oder läufst einen Strand entlang. Zieh die Schuhe aus und lass dich überraschen, was sie dir vermitteln. Deine Füße haben einen ebenso guten Tastsinn wie deine Hände, nur werden sie leider viel zu oft vernachlässigt. Durch Barfußlaufen erlebst du deine Umgebung ganz neu und erhältst Eindrücke, die dir sonst verborgen geblieben wären. Wie weich doch der Boden in einem Nadelwald ist, wie perfekt der Sand unter deinen Füßen nachgibt und deine Spur sich abzeichnet…

Aber auch mit Schuhen und ganz klassisch im Alltag kannst deine Sinne sensibilisieren. Schließe die Augen und höre einmal genau zu, sei es nun dem Vogel im Baum oder dem Bohrer auf der Baustelle. Könntest du allein an Hand der Geräusche erkennen, wer sie macht und wie weit sie entfernt sind? Was riechst du in dem Augenblick, wie hell ist es und was ertasten deine Hände? Mit jedem deiner Sinnesorgane kannst du Alleinsein als facettenreiches Erlebnis wahrnehmen. Denn diese Eindrücke, erlebst du ganz bewusst für dich allein.  

8. Halte Abstand und wechsle die Perspektive

Wenn du für dich alleine sein möchtest, genügt es manchmal schon ein paar Schritte zurück zu treten. Im Idealfall kannst du dich auf eine erhöhte Position, wie eine Galerie oder einen Balkon begeben, und so das Geschehen optimal überblicken. Aber auch eine stille Ecke, an der alle anderen unbedacht vorbei rauschen, kann als Ruhezone dienen. Beobachte einmal wie sich die Menschen bewegen, wie gestresst sie doch sind, stur in ihrem Tunnelblick gefangen.

Schau dich in aller Ruhe um und wechsle auch mal deine Postion, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Sowohl im wörtlichen Sinne als auch im übertragenen. Denn viele Szenarien lassen sich allein durch Umdenken ganz anders auffassen. Wenn du für dich allein mehrere Sichtweisen erschließt, entdeckst du ungeahnte Lösungswege.  

9. Freue dich auf das Alleinsein

Nimm dir regelmäßig Zeit für dich. Das kann zu einem richtigen Ritual werden, ein Hobby sein oder die gesetzlich geregelte Arbeitspause sein. Entscheidend ist, dass du dich auf deine bevorstehende Auszeit freuen kannst, sie als Ruhepol betrachtest und auch als solchen nutzt.

Der Freiraum dazu wird dich nicht gegeben, den musst du dir schon selber nehmen. Ein schlechtes Gewissen brauchst du deshalb aber nicht bekommen. Jedem tut so eine Pause gut und jedem kann das Alleinsein helfen, Zufriedenheit zu finden. Verwehre dir also nicht die Chance auf erholsame Augenblicke, sondern sieh sie als wunderbare Gelegenheit und integriere sie in dein Leben.

Zusätzlich kannst du deine Kollegen und die Familie rechtzeitig informieren, dass du für ein paar Minuten einfach mal raus bist. Dieses Kundtun deines Alleinseins stärkt dich in der Gewissheit, dass es für dich richtig und wichtig ist.  

10. Nimm dich selbst wichtig

Sowohl Narzissten als auch Altruisten können erschreckend einsam enden, wenn sie nicht lernen, wie wichtig es ist, auch mal alleine sein zu können und parallel lernen, sich aus ihrer Obsession zu lösen. Wer immer nur gibt, hat irgendwann selbst keine Kraft mehr und kann davon auch nicht anderen welche zuteil kommen lassen. Wer immer nur nimmt, weiß nicht mehr zu schätzen, was er hat und alles verliert an Bedeutung.

Der Mittelweg mag ein besserer Pfad sein. Lerne, dich selbst als wichtig zu schätzen. Während du alleine bist und all die Übungen probierst, um daraus neue Kraft zu schöpfen, wirst du merken, dass du selbst der Quell deiner Energie bist. Hüte diesen Quell, pflege ihn und nähre dich daraus in gesundem Maße.

Konzentriere dich dazu auf dich selbst. Wie viel Kraft hast du noch? Müsstest du öfter mal für dich alleine sein, um deine Reserven neu aufzustocken? Selbstwertschätzung erlernst du, in dem du regelmäßig Zeit mit dir verbringst. Das kann ganz banal ein ruhiges Bad bei Kerzenschein sein während du deinen Körper pflegst oder aber auch eine Wanderung, bei der du an deine Grenzen kommst und stolz, alle Höhen und Tiefen überwunden zu haben, zurück kehrst. Danach bist du weder einsam noch allein, sondern vor allem zufrieden mit dir selbst.

Bist du einsam und traurig? Hier kannst du kostenlos weiterlesen:

Für die Zeit mit dir selbst: