Du bist gut drauf. Lachen. Die Sonne scheint und du singst dein Lieblingslied mit, das gerade im Radio läuft. Du sitzt im Auto und möchtest noch schnell einen kleinen Einkauf erledigen. Nur ein paar Teile. Das geht fix. Und du freust dich auf den Nachmittag mit deiner Familie. Wenn du vorausschauend auf deinen Tag blickst, ist alles prima. Keine Termine mehr, alle to-do’s sind erledigt und eigentlich kannst du dich jetzt entspannen. YEAH!

Bis……. ja bis dieser „blöde, blöde Vollpfosten“ dir am Einkaufsmarkt den Parkplatz klaut (den letzten) und dich dabei auch noch unverschämt anhupt und Dich anschließend noch wüst beschimpft, als er aussteigt. Moment mal, du warst zuerst da. Du hattest gesehen, dass gerade jemand ausparken wollte, hast den Blinker gesetzt und somit deutlich gezeigt, dass du nun gleich in den frei werdenden Parkplatz einparken möchtest. Und als das Auto dann den Parkplatz frei gemacht hatte, stürmt von vorne ein anderes Auto heran und ist blitzschnell in die gerade entstandene Parklücke gefahren.

„Mann, der hat mir einfach den Parkplatz weg geschnappt und hupt auch noch dabei. So eine Unverschämtheit.“

Du bist erst mal völlig perplex und im nächsten Moment steigt „der Parkplatzklauer“ aus und du vernimmst eine Beschimpfung, die wohl an dich gerichtet ist: „Sie blockieren hier den Parkplatz! Haben Sie Ihr Auto nicht im Griff? Wissen sie, wo das Gaspedal ist? Leute wie Sie dürfte man gar nicht auf die Straße lassen……….“. Das kann doch echt nicht wahr sein. „Was bildet sich dieser Idiot eigentlich ein?“. Du sitzt in deinem Auto und weißt gerade erst mal nicht, wie du reagieren sollst. So viele Leute haben das mitbekommen und warten jetzt regelrecht auf deine Reaktion.

Zumindest fühlt es sich für dich gerade so an und anstatt zurück zu schlagen, möchtest du am liebsten gerade im Erdboden versinken. Dabei bist du doch sonst gar nicht so auf den Mund gefallen. Aber jetzt herrscht in dir eine Totenstille und der Wunsch, dich vom Acker zu machen und unsichtbar zu sein. Dein Körper ist in Alarmbereitschaft, was dich dazu veranlasst, jetzt wirklich aufs Gaspedal  zu treten und nach Hause zu fahren. Ist eh kein Parkplatz frei. Dich jetzt mit diesem Typen auseinander zu setzten, neeee, darauf hast du keine Lust. Keine Nerven. Und du weißt auch gar nicht, was du sagen sollst. Also, ab nach Hause.

Nichts ist, wie es war

Im Auto läuft wieder eines deiner Lieblingslieder. Aber diesmal singst du nicht mit. Du hast gerade ganz andere Gedanken im Kopf. Deine Gedanken überschlagen sich und fahren Achterbahn.

  • „Wieso habe ich mir das gefallen lassen?“
  • „Hoffentlich haben das nicht allzu viele Menschen mitbekommen.“
  • „Wieso nimmt der sich es raus, SO mit mir umgehen zu können?“
  • „Warum konnte ich nicht einfach darüber lachen?“
  • „Wieso bin ich jetzt nach Hause gefahren?“
  • „Weshalb kann ich bei sowas nicht cool bleiben und IHN letztendlich doof dastehen lassen?“
  • „Wieso kann ich nicht mal mutiger sein?“
  • „Warum fallen mir die besten Sprüche erst hinterher ein?“
  • „Wieso muss mir so ein Typ den ganzen Tag versauen?“
  • „Warum passiert ausgerechnet MIR sowas?“
  • „Das war mir so unangenehm.“
  • „Wieso ist mir das eigentlich peinlich? Ich habe doch gar nichts falsch gemacht.“

Diese Gedanken erzeugen schlechte Gefühle. Du fühlst dich mies, deprimiert und vielleicht sogar mit Scham besetzt. Dein Tag ist gelaufen. Für den Rest des Tages kannst du dieses Erlebnis nicht so recht abschütteln. Ach, wenn das mal ginge; sich einfach schütteln und dann wieder gut fühlen.

Dich verstehen lernen

Du kannst es ja mal ausprobieren, ob schütteln hilft (wer weiß?). :-). Was aber sicher hilft, ist, wenn du dich zu verstehen beginnst. Hier ein kleiner Fahrplan für dich:

  1. Stoppschild

Zuerst einmal  brauchst du ein großes STOPPSCHILD, dass du dir selber vor die Nase hältst. Ein imaginäres Schild reicht. Wichtig ist, dass du GANZ BEWUSST deine Gedankenschleife unterbrichst, um wieder Herr (oder Frau) deiner Gedanken zu werden.

  1. Hinterfragen

Frage dich, ob du dich wirklich so schlecht fühlst, weil der Mann dir den Parkplatz „geklaut“ und dich beschimpft hat, oder ob du dich in Wirklichkeit so schlecht fühlst, weil du eben diese gewissen Gedanken hast, die dich schlecht fühlen lassen.

Meist ist es so, dass nicht die Situation unsere schlechten Gefühle erzeugt, sondern unsere Gedanken zu dieser Situation. Und meist sind es Gedanken, die uns kritisieren und herab setzen, weil wir nicht so reagiert haben, wie wir es uns gewünscht hätten. Wir haben vor uns selber versagt, was ein tiefes Gefühl von „ich bin nichts wert“ erzeugen kann. 

Frage dich deshalb: Worüber ärgere ich mich eigentlich WIRKLICH? Möglicherweise erkennst du, dass du dich in Wirklichkeit ÜBER DICH ärgerst, weil du dich eben nicht so verhalten hast, wie du es selbst gut gefunden hättest. Du findest, du hättest selbstbewusster, humorvoller oder cooler sein können. Aber du warst es nicht. Du findest, du hättest deinen Einkauf fortsetzten müssen und dich nicht von deinen Plänen abhalten lassen dürfen. Aber du bist nach Hause gefahren.

In Wirklichkeit leidest du gerade unter der Bewertung, die du dir selber gibst und unter all den Gedanken, die sich lediglich in deinem Kopf abspielen. Hinterfrage genau, was  dich gerade so angetriggert hat und schaue, was sich da so an alten Glaubenssätzen zeigen mag.

  1. Gehe auf Entdeckungstour

Du bist mit einem unglaublichen Facettenreichtum an Gefühle ausgestattet worden. Du bist z.B. in der Lage, unfassbare Freude und auch unerträgliche Trauer  fühlen zu können. Die negativen Gefühle wollen wir ganz oft wegschieben, weil sie eben sehr unangenehm sein können. Jetzt aber möchtest du sie entdecken und zwar mit der Neugierde eines kleinen Kindes. Betrachte die negativen Gefühle, die aufkommen, wenn du über die eben erlebte Situation nach denkst. Schaue, welche Gedanken aufpoppen und welche Gefühle sie erzeugen. Schreibe dir alles auf. Werde zum Beobachter und Analytiker und erkenne Zusammenhänge zwischen deinen Gedanken und Gefühlen.

Und ganz wichtig dabei: Finde es interessant, was du da entdeckst.Schmunzle über deine Entdeckungen. Denke dir „Ah, interessant, das ist ja spannend.

Werde zum Detektiv, zum Forscher und zum Geheimnislüfter; immer mit einer dicken Portion Neugierde und Wissenslust. Und dadurch, dass du eben genau mit diesem neugierigen Forscherdrang deine inneren Gedanken und Gefühle erforschst, nimmst du dem Ganzen ganz viel Schwere und Ernsthaftigkeit raus.

Lachen: Es wird immer leichter

Nimm dir die Zeit, diese drei Schritte durchzugehen. Du wirst sehen, mit der Zeit wird es immer leichter, deinen negativen Gedanken und Gefühle direkt den Garaus zu machen. Das erfordert etwas Übung, kann aber wirklich Spaß und Freude bereiten. Und KLARHEIT über sich selbst fühlt sich immer gut und erleichternd an.mDu wirst an einen Punkt kommen, an dem du in der nächsten unangenehmen Situation denken kannst:

„Ach, da ist er wieder, der blöde Gedanke über mich selbst. Interessant, welche Muster es in mir gibt.“

Und zack, ist alles nicht mehr so schwer. Und vielleicht kannst du dann beim nächsten Mal sogar tatsächlich darüber lachen, wenn dir jemand den Parkplatz vor der Nase weg schnappt.

Deine Sabine