Wenn es darum geht, einmal ganz tief in sich zu gehen und die Belastungen der Gesellschaft und des getakteten Alltags hinter sich zu lassen, gibt es zwei beliebte Möglichkeiten. Einmal das Reisen, um den Kopf ganz von den heimischen Pflichten zu lösen. Auch begeben sich viele Menschen gerne in die Natur, um ihre Energie aufzunehmen und daraus neue Kraft zu schöpfen.

Die positiven Effekte beider Arten, auszuspannen und sich neu zu fokussieren, sind belegt. Warum also nicht beides kombinieren und auf Reisen die freie Zeit und die Ruhe nutzen, um in der unberührten Natur neue Kraft zu tanken?

Die Energie unberührter Natur erfahren

Im Grünen, fern von Stadtleben und Alltagsstress einmal richtig in sich zu gehen hat tolle Auswirkungen auf die Gesundheit. Beim Wandern etwa kann man gleichzeitig die eigenen Gedanken neu ordnen und dabei die Schönheit und Kraft der Natur auf sich wirken lassen.

Doch leider gibt es hierzulande nur noch sehr wenige echte, unberührte Naturflächen. Selbst unsere Wälder sind trotz politischen Bemühungen zu mehr und mehr Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft, fast vollständig lichte, vom Menschen beeinflusste und bewirtschaftete Forstflächen.

Unter 10 Prozent der deutschen Wälder sind Naturwaldreservate oder fallen mit Naturschutzgebieten zusammen. Ebenso ist Deutschland so dicht besiedelt, dass wirklicher Abstand zur Zivilisation und somit ihren störenden Effekten kaum möglich ist.

Genau hier kommt als Lösung das Reisen ins Spiel. In vielen anderen Ländern gibt es noch große, weite Naturflächen. Fern jeder Stadt oder Siedlung und in denen sich Flora und Fauna noch frei entfalten können. Zeit an solchen Orten zu verbringen und dabei Achtsamkeit zu pflegen ist Balsam für die Seele.

Schroffe, kraftvolle Wildnis: Kanada und Alaska

Der Norden Kanadas hat alles zu bieten, was für eine solche Reise wichtig ist. Unglaubliche Artenvielfalt, atemberaubende Landschaften und riesige, gar nicht oder nur dünn besiedelte Flächen. Wer Abstand von der Zivilisation sucht und einmal mit allen Sinnen die Aura unberührter Natur erleben möchte, ist in Kanada oder Alaska genau richtig.

So hoch im Norden ist natürlich ein Besuch in den Wintermonaten nicht unbedingt empfehlenswert. Nur sehr wenige Sonnenstunden und dadurch eisige Kälte sind für viele eher unangenehm. Ab Mai etwa ist auch der schroffe Norden etwas freundlicher und bietet naturinteressierten Besuchern eine einzigartige Erfahrung. 

Wälder, die nur höchst selten von Menschen betreten werden, erlauben Einblicke in eine Art der unverfälschten Natur, wie wir sie aus Europa kaum kennen. Sofort ist ersichtlich, welche Macht in ihr steckt. Zwischen gewaltigen Sturzbächen und in der Düsternis zwischen hohen Fichten fühlt man sich als Mensch direkt kleiner – und kann zu sich selbst finden. 

Wildes Afrika

Afrika ist riesig. Wie groß die Wiege der Menschheit tatsächlich ist, wissen viele nicht einmal. Mit über 30 Millionen Quadratkilometern ist Afrika knapp doppelt so groß wie Russland, obwohl es auf den ersten Blick umgekehrt aussieht.

Trotz der vielen Menschen und Kulturen dort ist der Kontinent also eher dünn besiedelt. Vielerorts finden sich riesige Landstriche, in denen keine Menschenseele zu finden ist, so weit das Auge reicht und noch über den Horizont hinaus.

Dass die Natur somit viel Platz hat, sich zu entfalten, dürfte weithin bekannt sein. Kaum eine andere Region der Welt kann mit einer solchen Vielfalt an Arten aufwarten. Schon gar nicht mit der beeindruckenden Wildnis und ihren ehrwürdigen Wildtieren konkurrieren.

In Ländern wie Tansania oder Äthiopien lassen sich in den riesigen Nationalparks solche Erfahrungen auf Natur- oder Safarireisen erleben. Auch in Kenia gibt es tolle Möglichkeiten, auf Naturreisen oder nachhaltigen Safaris die Kraft der Natur aufzusaugen.

In den Savannen und Nationalparks tummeln sich die Tiere und lassen sich – angeführt von gut ausgebildeten Guides aus sicherer Entfernung – in aller Stille beobachten. Schnell verliert man sich in dieser Erfahrung und versteht, wie groß die Welt wirklich ist. Und man erhält eine völlig neue Perspektive auf das Leben.

Waldbaden in Japan

Japan ist ein dicht besiedeltes Land, in dem der Großteil der Bevölkerung in hektischen und engen Städten lebt. Gepaart mit einer intensiven Arbeitskultur ist für viele Menschen dort Stress vorprogrammiert. Doch es wäre nicht das Japan, ein Land voller Leute mit einer ganz besonderen Mentalität, gäbe es dafür nicht auch interessante Ansätze.

Mit einer sehr interessanten Herangehensweise entfliehen überbelastete Menschen dort dem Alltagstreiben und binden dabei die positiven Eigenschaften unberührter Natur mit ein. Beim so genannten „Shinrin Yoku“, hierzulande häufig als Waldbaden bezeichnet, suchen Gestresste nach etwas Ruhe in der grünen Natur. Doch noch mehr als das wird die Zeit im Wald meditativ genutzt. In völliger Ruhe und Einsamkeit die Natur in ihrer Gesamtheit und mit allen Sinnen bewusst aufgenommen. Das ist so effektiv, dass es dort sogar durch die Gründung der „Japanischen Gesellschaft für Waldmedizin“ honoriert wurde.

Das hiesige Gegenstück, die Deutsche Akademie für Waldbaden, bietet jährlich eine Studienreise an. Dort können Teilnehmer den Ursprüngen und der Wirkung des meditativen Besuchen der Natur auf den Grund gehen. Durch die vielen Klima- und Höhenzonen, die auf den japanischen Inseln so nah beieinander liegen, lassen sich verschiedene Waldtypen besuchen, welche allesamt unterschiedlich auf den Menschen wirken.