Du kennst das bestimmt von dir selbst, dass du ein ganz bestimmtes Ziel im Kopf hast und dieses verfolgst. Das haben wir ja auch so gelernt. Schon in die Schule gehen wir schliesslich, um etwas zu lernen, unseren Abschluss zu machen, eine Lehrstelle zu bekommen oder ein Studium erfolgreich (!) zu absolvieren. Immer schön ein Ziel nach dem anderen. Inklusive Mann, Haus, Hund …

Mmhh, ist das schlecht? Nein, ein Ziel zu haben und auf etwas hinzuarbeiten ist sicher nicht schlecht. Es ist ein Motor, der uns antreibt und uns das Gefühl gibt, etwas Sinnvolles zu tun. Nämlich ein uns gesetztes Ziel zu erreichen. Zudem ist es ein Erfolgserlebnis, wenn wir unser Ziel erreichen. ABER – hier kommt das grosse ABER – geht da nicht etwas vergessen … ?

Das grosse ABER

Ich erzähle dir ein Beispiel aus meinem Leben: Während meines Studiums der Germanistik und Geschichte war es mein grosses Ziel, Chefredakteurin beim GEO Epoche zu werden (hey, dream BIG, oder nicht 😉 ). Mit allen meinen Praktika, meinen Jobs und meinen Ausbildungen habe ich fokussiert auf dieses Ziel hingearbeitet. Ich war sogar mehrmals in Hamburg und habe mir das Gebäude angeschaut, wo die Redaktion sitzt, mit dem Gedanken: „Da will ich hin!“ Ja, ich habe mir sogar Wohnquartiere angesehen und mir vorgestellt wie es ist, in Hamburg zu leben. Wir sollen unser Ziel ja mit all seinen Facetten visualisieren.

Alles schön und gut, bis auf das vorher genannte ABER. Ich war so dermassen auf mein Ziel fokussiert, so festgefahren in dem Gedanken, dass ich nur erfolgreich bin, wenn ich endlich beim GEO Epoche ankomme, dass etwas Essentielles auf der Strecke blieb: meine Freude!

Früher hatte ich so gerne geschrieben, recherchiert, alles über Geschichte gelesen und konnte nicht genug davon bekommen. Plötzlich fühlte sich alles nach To Do an, jeder Artikel, jeder Tag beim Praktikum, jedes Interview. Alles war wie eine grosse Checkliste, die es mühsam abzuarbeiten gab, bis ich endlich am Ziel bin. Endlich erfolgreich bin. Endlich glücklich bin.

Der Weg ist wichtiger als das Ziel

Du hörst es vermutlich aus meinen Worten: das war nur noch anstrengend. Plötzlich blieb der Weg auf der Strecke, weil nur noch das Ziel wichtig war. Und in meinen Augen ist der Weg wichtiger als das Ziel. Denn auf dem Weg lebe ich, lerne ich, verändere mich und darf auch mein Ziel verändern.

Heisst das denn, sich keine Ziele mehr zu stecken? Keinesfalls! Du darfst und sollst Ziele haben und sie erreichen, denn das ist und bleibt ein tolles Gefühl! Wenn du aber merkst, dass dein Ziel wichtiger wird als dein Weg, wenn es sich schwer anfühlt und du nicht mehr weisst, wann du auf deinem Weg zum letzten Mal Spass hattest, stell dir folgende Fragen:

  • Weshalb genau habe ich mir dieses Ziel ursprünglich gesteckt?
  • Warum habe ich angefangen, dieses Ziel zu verfolgen?
  • Was an dem Weg zum Ziel ist es, das mir Freude macht?
  • Was kann ich gleich jetzt tun, was mir Spass macht, unabhängig davon, ob es meinem Ziel direkt dient oder nicht?

Lebe die Freude mit allen Sinnen

Und dann nimm diese Freude wahr: Wo in deinem Körper spürst du es, wenn du wieder nur aus Freude etwas tust? Wie viel leichter fällt es dir? Was löst es in dir aus? Tauche richtig ein in die Freude und nur in die Freude. Denn auch wenn wir hier sind um zu lernen und Ziele zu erreichen, dürfen wir dies spielerisch und mit Freude tun. Dies ist Teil unseres Plans, Teil unseres Ziels.

Heute schreibe ich wieder mit Freude und Leichtigkeit und mein Herz hüpft, wenn ich mir im TV Terra X anschaue – meine liebste Geschichtssendung. Als ich mich von dem starren Gedanken ans GEO Epoche löste, taten sich so viele Möglichkeiten auf, wohin mein Weg mich führen kann. Und dies ist der zweite schöne Effekt, wenn wir den Fokus auf dem Weg behalten: das Ziel darf vielfältig sein, sich verändern und sich immer wieder unseren Bedürfnissen anpassen.

In diesem Sinne: Viel Spass auf deinem Weg!

Herzlichst

Nadine

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