Die wahre Liebe zu finden, gehört zu den schönsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Fast alle Erwachsenen führen eine lange Beziehung, in der sie sich in den alltäglichen Dingen aufeinander verlassen können, doch das ist noch längst keine Voraussetzung dafür, echte Liebesgefühle zu empfinden. Dann wiederum gibt es die Geschichten von der verlorenen großen Liebe – anscheinend wissen diese Geschichtenerzähler sehr genau, wie sie wahre Liebe erkennen, während andere Menschen sich ein Leben lang fragen, ob sie dieses Gefühl je empfunden haben. Woran erkennt man sie und was bedeutet es, die wahre Liebe im Leben zu haben?

Gibt es die einzig wahre Liebe?

Einige unserer Großeltern erzählten uns Geschichten von ihrer wahren, großen Liebe, manche waren sogar mit diesem Menschen verheiratet. Eine der bekanntesten Vorlagen für diese große, einzig wahre Liebe ist die Figur Rose aus dem Film „Titanic“. Sie überwindet zwar den Verlust ihres Kreuzfahrt-Flirts irgendwann. Aber bleibt ein Leben lang in ihren Jack verliebt – trotz einer kinderreichen Ehe mit einem anderen Mann.

Eine solche Begegnung macht nicht jeder und sie gehört auch nicht fix und fest zum Leben dazu. Man könnte sogar hinterfragen, ob es uns gut tut, wenn ein anderer Mensch unser ganzes Leben derart auf den Kopf stellt. Das Beispiel beweist aber auch, dass es möglich ist, mehr als nur einen Menschen innig zu lieben – denn ihren Ehemann wird Rose auch nicht allein aus vernünftigen Überlegungen heraus gewählt haben. Auch, wenn wir eine Liebe verloren haben, die intensiv war, bedeutet das also nicht, dass ab heute nie wieder ein Liebesgefühl für einen anderen Menschen entstehen kann.

Was wäre, wenn…?

Es ist in einer langen Beziehung normal und gesund, sich zu fragen, was von der Liebe übrig ist. Manche Menschen antworten sofort, dass sie ihren Partner noch innig lieben. Andere müssen bereits etwas überlegen. Dass Liebe möglichst wenige und nur realistische Bedingungen kennen sollte, wissen die meisten Erwachsenen mit etwas Lebens- und Liebeserfahrung. Es ist völlig klar, dass wir den Partner lieben, wie er jetzt ist – aber was wäre, wenn er sich von heute auf morgen radikal verändern würde? Was wäre dieser Mensch wert zu ertragen?

Wie weit würden wir ihn unterstützen? Lieben heißt nicht nur, für einen anderen Menschen zu fühlen. Lieben heißt, seine positiven Veränderungen mitzutragen, ihn zu unterstützen und ihm zu helfen, wenn er negative Veränderungen macht. Hingegen kann Lieben auch bedeuten, den Partner zu verlassen, wenn er sich so weit von uns weg entwickelt hat, dass keine gemeinsame Basis mehr da ist – um einander nicht noch mehr unnötig wehzutun. Wer so für den Partner fühlt, kann mit großer Wahrscheinlichkeit von wahrer Liebe sprechen.

Liebe empfindet jeder anders

Eine allgemeine Definition der Liebe gibt es nicht. Jeder verhält sich aus Liebe etwas anders, jeder hat in der Liebe andere Erwartungen – und jeder fühlt sie anders. Sicherlich gibt es Verhaltensweisen, die aussagekräftig dafür sind, ob uns ein anderer Mensch liebt oder auch nicht liebt. Interessiert er sich für uns? Fragt nach? Hält sich an sein Wort? Und ist aufrichtig und ehrlich, ohne darum gebeten zu werden?

Das ist liebevolles Verhalten. Legt er keinen Wert auf unsere Gefühle, will er uns nicht sehen und um sich haben, kommt er nicht von sich aus auf uns zu, dann deutet das eher nicht auf Liebe hin. Mit der Zeit verändert sich die Liebe natürlich und fühlt sich auch anders an. Der am Anfang so aufmerksame Mann hält seiner Freundin oder Frau nach vielen Jahren vielleicht nicht mehr die Tür auf. Aber wenn sie darauf angewiesen wäre, würde er ihr aus Liebe jede Tür der Welt öffnen. Ob das anfängliche Kribbeln noch da ist oder ob man dieses nie gespürt hat … Das sind die Dinge, auf die es bei wahrer Liebe wirklich ankommt.

Bildquellen: Raphael Hilliger