Frauen haben einen größeren Redebedarf als Männer. Das liegt an der unterschiedlichen Verarbeitung von Gedanken und Gefühlen. Während Männer ihre Gefühlswelt mit sich selbst ausmachen und sie zusammen mit einem Kumpel mit Bier herunterspülen, kommen Frauen weiter, indem sie mit anderen Menschen reden – meistens mit anderen Frauen.

Leider passiert es dabei häufig, dass Dinge gesagt werden, die Konsequenzen haben. Sei es eine unfaire Aussage über jemand anderen, sei es eine Aussage, die bei der Gesprächspartnerin nicht gut ankommt und Konsequenzen hat. Wie viel darf man der Freundin also erzählen und wovon hängt es ab, zu welchen Themen man sich öffnen kann?

Wer ist überhaupt die Freundin?

Freundinnen sind eine Bereicherung fürs Leben. Jedoch sind längst nicht alle Freundinnen gleich. Zunächst ist die Chemie zwischen beiden Frauen entscheidend: manche freunden sich sofort innig an, andere wiederum stellen schnell fest, dass sie in entscheidenden Bereichen ihrer Persönlichkeit doch sehr unterschiedlich sind. Nicht immer gibt es eine rationale Erklärung dafür, warum es passt oder eben auch nicht. Jedoch weiß jede Frau instinktiv, wo sie welche Freundin einzuordnen hat.

Letztlich entscheidet das auch über die Frage, welchen Stellenwert diese Freundin hat. Eine Freundin, die beispielsweise schlimme Erfahrungen mit Ehebruch gemacht hat, ist nicht die richtige Ansprechpartnerin, wenn man sich gerade selbst in einen anderen Mann als den Ehemann verliebt hat. Sie würde aus Verletzung heraus reagieren, womöglich noch dem Ehemann gewollt oder ungewollt einen Hinweis geben. Das eigene Anliegen muss zunächst also immer zur Freundin passen.

Was trägt die Freundin mit sich herum?

Die nächste Frage lautet: „Welche (Alt-)Lasten trägt meine Freundin bereits mit sich herum? Wie sehr kann ich sie belasten?“

Wir alle sind erwachsen und haben bereits viel erlebt. Vieles davon bearbeiten wir innerlich noch heute, auch wenn es Jahre zurückliegt. Grundsätzlich sollte man sich in einer guten Freundschaft natürlich beistehen und bereit sein, auch über Dinge zu reden, die vielleicht beide Freundinnen nachdenklich nach Hause gehen lassen werden.

Jedoch gehört es genauso zur Freundschaft, eine Last der Freundin nicht überzustrapazieren. Steckt sie vielleicht selbst finanziell in einer unangenehmen Lage, wird sie Verständnis für eigene finanzielle Probleme aufbringen.

Sicher kann sie sogar bessere Tipps geben als die Millionärsgattin, die von alldem keinen blassen Schimmer hat. Trotzdem sollte es möglich sein, in der Freundschaft noch über andere Themen zu reden, wenn beide merken, dass sie sich gegenseitig mit ihrem Gesprächsbedarf belasten und das nur die eigenen Ängste und Gedanken durcheinanderwirbelt.

Aussagen, die nicht zurückgenommen werden können

Ein häufiger Beziehungstipp für Frauen lautet: triff über deinen Partner nur Aussagen, die du ernst meinst und zu denen du später auch noch stehst.

Freundinnen kennen den Partner nicht so gut wie wir, deswegen bilden sie sich ihr Urteil basierend auf dem, was wir ihnen erzählen. Wenn sie nicht auch noch mit dem Partner befreundet sind, sind wir die einzige Informationsquelle über ihn.

Viele Aussagen meinen wir nicht so böse, wie wir sie ausgesprochen haben – jedoch kommt es bei der Freundin so an, wie wir es gesagt haben. Die Freundin bildet sich ihr Urteil aus der Distanz, wir entscheiden aus Involviertheit und aus Liebe.

Wer erst schlecht über den Partner redet, was auch in dem Augenblick durchaus verständlich sein kann, aber dann doch wieder zur Versöhnung mit ihm gelangt, wird später von der Freundin wenig Verständnis erhoffen können – denn war nicht vor einigen Wochen noch alles schrecklich?

Wirklich gute Freunde spiegeln uns unser derzeitiges Verhalten, jedoch längst nicht alle Freunde. Auch über die Liebe hinaus sollten wir uns gut überlegen, ob wir wirklich so über ein Thema denken oder das gerade nur aus verletzten Gefühlen heraus sagen. Es kann sonst schnell passieren, dass wir im Gespräch mit der Freundin weit übers Ziel hinausschießen und sie uns später nicht mehr verstehen kann, wenn doch wieder alles gut geworden ist.

Bildquellen: Raphael Hilliger