Für unsere Vorfahren war das Konservieren von Lebensmitteln überlebenswichtig, denn in den kalten  und kargen Wintermonaten drohte ihnen andernfalls der Hungertod. So entwickelten wir Menschen die unterschiedlichsten Konservierungsmethoden. Wir machen Lebensmittel durch Zucker oder Salz haltbar, wir legen Obst und Gemüse in Essig oder Alkohol ein, wir räuchern, kochen ein, pasteurisieren, vakuumieren, trocknen, kühlen und gefrieren. Die Zeiten, in denen wir die Ernte des Herbstes auf irgend einem Wege konservieren mussten, um unser Überleben im Winter zu sichern, liegen zum Glück lange hinter uns. Wir können uns nicht nur das ganze Jahr mit bereits haltbar gemachten Lebensmitteln in Dosen, Plastiktüten oder Einmachgläsern versorgen, sondern finden auch stets ein reichhaltiges Angebot an frischem Obst und Gemüse in unseren Lebensmittelgeschäften vor.

Heimproduktion

Warum also sollten wir uns die Mühe machen Gemüse, Pilze, Obst oder Kräuter selbst zu dörren, wenn wir doch immer auch auf frische Waren zurückgreifen oder bereits Gedörrtes kaufen können? Zum einen ist das Angebot an Gedörrtem mehr als überschaubar. Ein paar typische Obstsorten, wie Äpfel, Aprikosen, Pflaumen und Bananen, ein paar getrocknete Hülsenfrüchte, Pilze, Tomaten und Chilis – viel mehr findet man im normalen Supermarkt nicht. Dabei sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt, beinahe alles lässt sich dörren. Probieren Sie es doch einfach einmal mit ihrem Lieblingsobst oder -gemüse aus.

Zum anderen ist industriell Gedörrtes in der Regel nur „angedörrt“. Dies bedeutet, dass der Feuchtigkeitsgehalt bei 20 bis 30 Prozent liegt und damit so hoch ist, dass sich Mikroorganismen noch immer vermehren können. Aus diesem Grund muss die Industrieware zusätzlich chemisch konserviert werden, wobei häufig Schwefel zum Einsatz kommt, was gerade für Allergiker Probleme mit sich bringen kann. Wer selbst dörrt, hat außerdem die volle Kontrolle über das Ausgangsmaterial. Gerade wer in seinem Garten Obst oder Gemüse anbaut, wird Gefallen daran finden, diese Schätze der Natur auch im Winter genießen zu können. Es sollten nur frische, gesunde, unversehrte, reife und ungespritzte Früchte verwendet werden – dies gilt natürlich auch, wenn man diese beim Bauern oder aus dem Supermarkt bezieht.

Leben braucht Wasser

Beim Dörren werden Obst, Gemüse und Co. Feuchtigkeit durch vorbeiströmende, warme Luft entzogen. Dies geschieht, indem die Feuchtigkeitsschicht an der Oberfläche verdunstet. Daraufhin fließt Wasser aus dem Inneren nach, bis der Wassergehalt dafür zu gering ist. Die optimale Restfeuchte für getrocknete Früchte liegt bei ungefähr 13–14 Prozent. Aber auch dann hält sich das Dörrobst nicht ewig, denn der Prozess des Verderbens wird nicht endgültig unterbunden und beendet, sondern nur stark verzögert. Anders als beim Sterilisieren werden Mikroorganismen nämlich nicht abgetötet, dafür ist die Temperatur beim Dörren viel zu gering.

Wertvolle Inhaltsstoffe

Dörren ist eine sehr schonende Methode der Konservierung. Durch die verhältnismäßig niedrigen Temperaturen werden nicht nur Bakterien und Pilze verschont, sondern auch die gesunden Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse, wie Vitamine, Ballaststoffe, Caratinoide, Flavonoide, Aromen und Mineralstoffe. Lediglich kleine Teile der Vitamine B1 und B2 und 50 bis 70 Prozent des Vitamin C gehen beim Dörren verloren. Viele Obst- und Gemüsesorten bestehen zu einem großen Teil aus Wasser. Wenn dieses der Frucht entzogen wurde, dann steigt die Konzentration der anderen Inhaltsstoffe natürlich an. Dörrfrüchte und -gemüse enthalten (pro Gewichtseinheit) ungefähr vier bis fünfmal so viel Energie wie das Ausgangsmaterial und sind deutlich aromatischer. Früchte schmecken süßer, Gemüse oder Kräuter würziger – hier erwarten Sie phantastische, neue Geschmackserfahrungen. Probieren Sie es aus!

Bildquellen: Auerbach Verlag