Also gefühlt habe ich in den letzten Jahren 1352 Artikel darüber gelesen, wie ich mein Leben dauerhaft glücklich, zufrieden und erfolgreich gestalten könnte. Und wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingen kann. Wie ich ganz locker in zehn Tagen fünf Kilo abnehme. Und wie ich meine Haut so behandle, dass man mir die 37 Jahre nicht mehr ansieht. Nie mehr!

Und ich gebe zu: Bestimmt 37421 Bilder habe ich mir schon auf Instagram angesehen. Viele auch von Frauen, die zwei bis drei Kinder haben, ne tolle Wohnung (oder ein Haus), wunderhübsch anzusehen sind und früh um fünf noch schnell nen Schnappschuss hochladen, bevor sie in den Flieger steigen. Zum Meeting.

Nein, nein… Keine Sorge. Das wird jetzt nicht so ein Artikel, in dem ich darüber wettere, dass es sowas gibt. Oder darüber, dass das alles so nicht sein kann. Nein. Das steht mir gar nicht zu. Vielmehr soll es darum gehen, dass das was mit MIR gemacht hat. Und immer noch macht… Denn sind wir mal ehrlich. Die Welt ändert sich mittlerweile in einer affenartigen Geschwindigkeit. Isso. Und damit umzugehen, das stellt mich generell vor Herausforderungen. Besonders aber eben im Bereich „Identitätsfindung“…

Druck im Alltag

Obwohl, neu ist das ja nun nicht. Dieses Abgleichen, dieses Vergleichen, dieses „seinen Platz finden“… War gefühlt schon immer irgendwie an der Tagesordnung. Doch heute, im digitalen Zeitalter, via Internet und soziale Medien, ist es irgendwie allgegenwärtig. Scheinbar kein Moment, kein Winkel in unserem Leben, der nicht irgendwo von irgendwem besser gemacht wird. Besser gelebt wird. Und das Smartphone hält uns im Job, im Café, in der Badewanne, auf der Couch, dem Bett … ja überall brav auf dem Laufenden.

Könnte man jetzt sagen, dass das ja Zeitschriften auch schon immer und so… Aber das waren Models. Und gestellte Kulissen. Heute sind das ganz normale Normalos, die da schreiben. Frauen wie du und ich. Mamas wie du und ich. Auch auf Instagram. In ganz echten Wohnungen. Und manchmal ploppte da dieses „Die haben es im Griff und ich nicht.“ auf… Ganz großer Unzulänglichkeitsalarm!

Oft hab ich mich dabei erwischt! Und ja, es gab sogar Zeiten, da habe ich Artikel, Tipps, Bilder & Beiträge… all das „Richtige“ regelrecht in mir aufgesaugt. Wie ein Schwamm. Tipps zum Glücklich werden? Her damit! Vereinbarkeit von Job und Familie? Klar geht das. Muss ich mich halt mehr anstrengen. Und gegessen wird nach Plan, damit die Businessmode passt (und der Man noch Freude an mir hat). Klappte. Ich bekam Komplimente. Und hatte Hunger. Hunger nach Leben. Denn das war bei all dem Vergleichen und Optimieren irgendwie auf der Strecke geblieben. Schön sah das alles aus. Von außen… Doch ich, also der Mensch, der da drinsteckte, von dem war nicht mehr viel übrig… Ich hatte mich komplett angeglichen. Oder eher wegoptimiert?

Wenn ich mich hier gerade so umschaue, dann sehe ich direkt neben mir einen Korb mit Wäsche, die gelegt werden will. Schon seit gestern. Und der Tulpenstrauß vor mir auf dem Tisch hat seine besten Tage auch schon hinter sich. Ich sitze im Wohnzimmer am großen Esstisch und arbeite… immer dann, wenn es passt. Oft in Schlabberklamotten und inmitten von Familienchaos und auch nur, bis der Sohn aus der Kita abgeholt werden kann/darf/soll/muss 😉

Und anstatt nur kopfschüttelnd daneben zu stehen, mach ich mittlerweile mit in diesem Internet. Bin auch unter die Blogger gegangen. Und schreibe auf meine Weise. Mache Fotos von der Welt, wie ich sie sehe. Veröffentliche auch auf Instagram. … und fühle mich. Auch SAUWOHL in all dieser, meiner geliebten „Unzulänglichkeit“…

Danke Achtsamkeit.