Kraftorte haben für viele Menschen eine ganz besondere Bedeutung. Diese kann von Ort zu Ort und von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich sein. Kraftorte können uns helfen, aufzutanken oder einen besseren Zugang zu uns selbst zu bekommen. Doch wie nutzt man eigentlich diese besondere Aura für sich?

Manche Orte in der Natur haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Es sind Orte, die lassen uns zur Ruhe kommen und laden unsere Energiespeicher wieder auf. Man fühlt sich nach einem Besuch an einem solchen Kraftort ausgeglichener und kommt mit neuer Kraft zurück. Meistens findet man an solchen Orten oder in der näheren Umgebung Spuren früherer Kulturen und Zeugnisse aus längst vergangenen Zeiten. Denn bereits unsere Vorfahren wussten um die Bedeutung von Kraftorten und haben sich deren Energie zu Nutze gemacht.

So wurden mit Einzug des Christentums oft auch Kirchen und Klöster an bereits bestehenden Kraftorten errichtet. Kraftorte können eine beruhigende oder stärkende Wirkung haben. Manche Menschen berichten gar von einer bewusstseinserweiternden Wirkung.

Eine Theorie besagt, dass es die Erdstrahlen sind, die an solchen Orten wirken und von sensiblen Menschen wahrgenommen werden. Inzwischen gibt es auch Messmethoden, die solche Strahlen messbar und somit beweisbar(er) machen können.

Sind sie nachweisbar?

Die neuere Wissenschaft und speziell der französische Physiker und Rutengänger André Bovis haben dazu beigetragen, Kraftorte messbar(er) zu machen. Man geht hier von der Wissenschaft der Geomantie aus. Diese beschreibt die Welt als lebendiges Wesen. Dieses Wesen wird von Nervenbahnen, Meridianen und Energielinien durchzogen. Immer dann, wenn diese gitterförmigen Linien aufeinandertreffen, ist das Energiefeld besonders stark und die Kräfte sind auch für den Menschen spürbar. Dann spricht man von einem Kraftort. Um diese Kräfte bestimmen und messen zu können, kommt die Radiästhesie und das Pendeln ins Spiel.

Bovis hat ein Biometer entwickelt, das Bovismesseinheiten an einem bestimmten Ort messen kann. Von einem Kraftort spricht man demnach, wenn über zehntausend Boviseinheiten angezeigt werden. Kritiker kritisieren diese Methode, da sie rein intuitiv und nicht überprüfbar ist.

„Wichtig ist, in sich hineinzuspüren und die Kraft des Ortes auf sich wirken zu lassen.“

Erhöhte Bovis-Werte lassen sich an vielen Orten der Natur messen. Grotten, Felswände, Wasserfälle, Berggipfel – viele Naturelemente strahlen eine besondere Energie ab. Dennoch bleibt das Erleben eines Kraftortes vor allem eine subjektive Erfahrung, die jeder Mensch für sich selbst machen darf. Fakt ist aber, dass bestimmte Orte auf viele Menschen eine besondere Wirkung ausüben.

Die Energie der Kraftorte nutzen

In unserer hektischen und schnelllebigen Zeit haben viele Menschen den Zugang zu ihrer Sensibilität und Intuition verloren. Deswegen sind nicht alle Menschen so sensibel, dass sie die besondere Energie eines Kraftortes auf Anhieb wahrnehmen können. Doch es ist möglich, die eigene Sensibilität und die Intuition wiederzuentdecken. Kraftorte sind dazu in besonderem Maße geeignet. Recherchiere, welche Kraftorte sich in der Nähe deines Wohnortes befinden und besuche einen dieser Orte, um festzustellen, welche Wirkung er auf dich hat.

Gehe am besten ganz unvoreingenommen dort hin und lasse auf dich wirken, was dort passiert. Sehr sensible Menschen nehmen die Energien wahrscheinlich schneller und deutlicher wahr. Außerdem können Kraftorte je nach Ort, eigener Verfassung und Stimmung ganz unterschiedlich wirken.

Auf den einen wirkt ein Ort beruhigend, auf den anderen wirkt er eher anregend. Während der eine also am liebsten einschlafen würde, fühlt sich ein anderer an einem Kraftort auf einmal herrlich lebendig. Es kann auch sein, dass Kraftorte eine gewisse Unruhe in uns verursachen oder dass sich bereits bestehende Empfindungen verstärken. Es macht also durchaus Sinn, einen Kraftort mit einer positiven Grundstimmung zu besuchen und zu hoffen, dass diese Stimmung verstärkt wird.

Mit Bedacht

Wichtig ist auch, dass der Besuch eines Kraftortes freiwillig geschieht. Gerade für labile oder psychisch angeschlagene Menschen kann der Besuch eines Kraftortes sprichwörtlich „zuviel“ sein und bestehende Beschwerden verstärken. Aus diesem Grund sollte niemand dazu überredet werden, einen Kraftort zu besuchen. Wenn sich innere Widerstände regen, sollte man darauf hören und den Ort vorerst meiden. Bestimmt ergibt sich zu einem späteren Zeitpunkt eine passendere Gelegenheit.

„Wichtig ist, in sich hineinzuspüren und die Kraft des Ortes auf sich wirken zu lassen.“

Wenn man den Kraftort besuchen möchte, sollte man sich ihm oder seinem Zentrum langsam nähern. Man kann den Ort zum Beispiel erst langsam umrunden und dann das Zentrum betreten. Der Berg Kailash, der für die Tibeter ein heiliger Berg und ein besonderer Kraftort ist, wird zum Beispiel nur umrundet. Den Berg zu besteigen, wäre ein Sakrileg. Aber allein die Umrundung wirkt auf viele Menschen bereits so befreiend, dass sie ihr ganzes Leben von dieser Erfahrung zehren.

Unterschiedliche Arten

Wenn man sich weltweit umsieht, gibt es einige bekannte Kraftorte, die für eine besondere touristische Anziehung sorgen. Der Uluru in Australien ist für die Aborigines sicherlich der Kraftort schlechthin. Für die alten Ägypter sind die Pyramiden besondere Orte und für die Engländer ist es das mystische Stonehenge. In Peru finden sich die Nazca-Linien oder der Machu Pichu, die eine besondere Ausstrahlung haben und bei den Tibetern ist es der bereits erwähnte heilige Berg Kailash. Für die Inder wäre wohl die Quelle des Ganges ein besonderer Kraftort, aber auch der Ort Varanasi, durch den der Ganges fließt, strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Da viele dieser Kraftorte eine enorme Bedeutung für die dort lebende Bevölkerung haben, ist es wichtig, den Ort zu respektieren und dort ein angemessenes Verhalten zu zeigen.

Kirchen als Kraftorte
Kirchen sind oft an Orten der Kraft gebaut. Sie stehen auf einem vorgelagerten Hügel oder sind Zentrum einer größeren Anlage. Das alleine symbolisiert bereits Kraft. Oft sind heutige Kirchen an einem Platz gebaut, an dem bereits früher eine heidnische Kultstätte war. Manchmal geht der Ort, an dem ein Gotteshaus steht, auch auf eine Erscheinung zurück. Fakt ist: Egal, ob gläubig oder nicht – viele Kirchen strahlen eine besondere Kraft und Atmosphäre aus.

Finde dich selbst

Viele Menschen sehen Kraftorte als Chance, wieder mehr zu sich selbst zu kommen, die eigene Intuition wieder wahrnehmen zu können und den eigenen Kompass neu zu kalibrieren. Eine gute Möglichkeit, das zu tun, sind Pilgerwege oder Kraftpfade. Denn diese verbinden verschiedene Kraftorte miteinander und laden wie selbstverständlich zu innerer Einkehr, Kontemplation und Reflexion ein. Allein der bewusste Spaziergang von Kraftort zu Kraftort kann für Entschleunigung und eine gewisse innere Ruhe sorgen.

Auch die Tourismus-Industrie hat das Potenzial der Kraftorte inzwischen für sich erkannt und versucht, Kraftorte dementsprechend zu vermarkten. Die Frage ist nur, ob ein Ort, der für Ruhe, Kraft und Inspiration sorgen soll, eine Aufwertung erfährt, wenn Massen an Touristen dort auflaufen. Allerdings sind kleinere regionale Bemühungen durchaus positiv zu sehen. Denn viele Städte und Gemeinden markieren inzwischen regionale Kraftorte oder legen Kraftpfade an.

Kraftorte finden

Kraftorte gibt es auf der ganzen Welt und ganz sicher auch in deiner Nähe. Oft finden sich Kraftorte in der Natur. Die nächsten Kraftorte in deiner Umgebung könnten aber zum Beispiel auch Kirchen, Klöster und Sakralbauten sein. Denn diese sind oft an besonderen Orten errichtet. Das gilt zum Beispiel auch für frühere keltische Kultstätten. Denn für die Kelten war die Rücksicht auf Orte mit besonderer Kraft selbstverständlich. Auch wenn durch die Römer viele Stätten der Kelten verschwunden sind, sind sie noch an vielen Orten zu finden. Und andererseits sind viele keltische Kultstätten zu christlichen Orten umgewandelt worden, es finden sich dort heute Kirchen, Kapellen oder Statuen.

Eine Möglichkeit Kraftorte in deiner Nähe zu finden, ist ein Blick auf eine Karte. Denn dort sind oft alte Kultstätten wie Keltenschanzen, Wälle oder Naturdenkmäler eingezeichnet. Auch viele Ortsnamen helfen bei der Suche. Denn Namen wie Engelsberg, Heiligenhain oder Drachenfels weisen darauf hin, dass es sich hier um spezielle Orte handelt. Die Suche nach Kraftorten in der Umgebung kann richtig Spaß machen und weckt bei vielen Menschen den eigenen Entdeckergeist.

Kultstätten von Naturvölkern
Frühere Zivilisationen hatten noch einen ganz anderen Bezug zur Natur und ihren Kraftplätzen. Oft haben frühere Naturvölker an diesen Orten rituelle Zeremonien oder Handlungen durchgeführt, die ein fester Bestandteil ihres Lebens waren. Das konnten Opferrituale genauso sein wie Initiationsriten, Dankeszeremonien oder Gerichtsverhandlungen. Glücklicherweise sind einige dieser Kraftorte auch heute noch zugänglich.

Ganz individuell

Ist man auf der Suche nach natürlichen Kraftorten, gibt uns die Natur eine Vielzahl an Orten zur Auswahl. Kraftorte können sich an Quellen, an Berggipfeln, an Grotten, in Höhlen oder an Lichtungen zeigen. Auch ein Flussufer, bestimmte Steine oder alte knorrige Bäume können auf Kraftorte hindeuten. Oft ranken sich um bestimmte Naturphänomene auch regionale Sagen und Mythen, die den Kraftort näher beschreiben.

Um seinen ganz persönlichen Kraftort zu finden, hilft es oft mit offenen Augen durch die Natur zu gehen. Da ein Kraftort etwas ganz Persönliches ist, hat jeder die Chance und Gelegenheit, seinen eigenen Kraftort zu finden. Für den einen kann das der Blick auf einen See sein, ein anderer hat dafür einen ganz besonderen Berggipfel auserkoren und für einen Dritten ist es eine Lichtung im Wald. Wichtig ist, in sich hineinzuspüren und die Kraft des Ortes auf sich wirken zu lassen.

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin, das noch viele weitere tolle Themen für Euch bereithält.

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Bildquellen: Photo by Emma on Unsplash