„Juhu, ich darf im Rahmen eines Schülerprojektes mitwirken. In diesem Projekt geht es um Gesundheit unserer Kinder durch Bewegung, Ernährung, Entspannung, mit dem Namen „Gut drauf!“ „

Die Projektteilnehmer sind Schüler einer Sekundarschule, der Klassen 5 und 6.

Kleiner Motivationskick, für mich, als Prophet im eigenen Lande

Ehrlich gesagt, wenn ich meine Kinder höre, kommt denen diese Thematik gerade zum Halse raus. Was vielleicht auch ein ganz klein wenig mit meiner Arbeit zu tun hat, also wirklich, nur ein ganz klein wenig. Trotzdem wage ich die Frage, wie sie das finden und ob es an ihrer Schule auch schon solche Projekte gibt, in der Hoffnung auf etwas Inspiration. Darauf antwortet Romina  (14 J.) wie folgt: „Da kommen Leute in die Schule halten „ganz spannende“ Vorträge, erzählen einem wie viel Zucker, wo drin ist, dass wir keine Sitz- und Liegetiere sind… blah blah blah …“ „Und du sollst mehr Tomaten und Gurken essen und Körner, wie die Hühner!“ gibt Ramon mein Sohn (16 J.) zum Besten – … und beide lachen sich schief. Romina fährt fort: „Mama, ehrlich, dass ist voll langweilig und wir sind auch nicht blöd. Und ab und zu ist eine Tüte Chips, Bio natürlich, auch Seelenbalsam. –  Naja, diese Leute machen halt nur ihren Job.“

„Okay …“ dachte ich voll motiviert „…mein Vortrag wird lebendig und nachhaltig sein und alles, nur nicht langweilig.“

Mein Einsatz

Mein Part gehört in den Entspannungsbereich und ist langweilig, mit „Buchlesung“, ausgeschrieben. Aber was soll dort auch sonst stehen? Es geht ja in erster Linie um ein Buch, besser gesagt, um eins, welches ich mit geschrieben habe. Dieses Buch ist ein „Erlebnis-Aktiv-Buch“ und beinhaltet genau die Themen des Projektes. Allerdings haben wir es nicht für Kinder geschrieben, sondern eher für deren gestresste Eltern. Mein Trumpf, ich habe viele Jahre Kinder, in Sport und Spiel, animiert uuund habe zwei eigene Kinder, die sogar eine Zeit lang dabei waren. (bis zur Pubertät)
Also begebe ich mich gut vorbereitet und für alle Eventualitäten gewappnet in dieses abenteuerliche Schulprojekt. Ich habe Bastel- und Malsachen dabei, Radio und Bücher natürlich uuund die Hauptfigur meines Buches als Maskottchen.

Mit meinem ganzen Sack und Pack angekommen, beginne ich den Raum liebevoll zu gestalten – kleiner Stuhlkreis (erwarte nicht viele Schüler), verteile die Bücher  und alle anderen Utensilien auch. Fertig! Es kann losgehen.

Meine Aufregung steigt, als ich sie schon von weitem, tuschelnd die Treppen hoch kommen höre. Die Tür steht offen, sie bleiben an der Türschwelle stehen und blicken neugierig in den Raum. Ich blicke neugierig raus und staune nicht schlecht. Dort stehen mindestens doppelt, nein, dreimal soviel Schüler, jedenfalls viel mehr als ich erwartet habe. Schnell stellen wir gemeinsam einen großen Stuhlkreis und dann geht es endlich los.

Nach einer kleinen Vorstellrunde mit Bewegungseinheit, halte ich das Buch hoch und kommentiere:
„In diesem Buch geht es um den wichtigsten Menschen in deinem Leben. Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?“

Totenstille im Raum. Ich hake nach: „Was denkt ihr, wer kommt euch in den Sinn?“
Endlich kommen Antworten wie Oma, Opa, Schwester, Mama, Papa, Bruder, Freunde, Hund, Katze, Maus … Namen werden genannt. Jippie, sie tauen auf und scheinen Spaß zu haben, bei der Erkenntnis, wie viele wichtige Menschen es in ihrem Leben gibt. Ein Junge sagt sogar ganz selbstbewusst: „Meine Freundin.“ Ein anderer Junge schlägt seinem Nachbarn sanft auf die Schulter und sagt lachend: „Du bist es, Alter!“
Nach einer Weile lenke ich schmunzelnd ein:
„Sicher … sind das alles ganz wichtige Menschen in eurem Leben. Sie sind für euch da, lieben euch, hören zu, geben euch Sicherheit und machen euch glücklich. Genau, wie ihr für sie da seid, ihnen zuhört und sie glücklich macht.“  Ich halte kurz inne und fahre dann fort: „Sie alle sind wunderbar. Aber … nicht der wichtigste Mensch in deinem Leben.“

Wieder versinkt der Raum in Stille. Ich blicke in fragende Gesichter und bin total überwältigt, wie sehr die Kinder mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit bei mir sind.

Schließlich unterbreche ich die Stille, mit einem Lächeln:

Das Geheimnis ist … der wichtigste Mensch in deinem Leben bist DU!“
Wieder halte ich kurz inne, lasse wirken und fahre dann fort:

Denke immer daran: Wenn es dir gut geht, geht es auch deinem Umfeld, deinen Freunden und deiner Familie gut. Keiner weiß so gut über dich Bescheid, wie du selbst. Also denke ohne schlechtes Gewissen ab und zu ausschließlich an DICH.“

Dankbarkeit

Dann gehe ich noch weiter auf die Themen des Buches ein, auch hier sind die Kinder mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit bei mir. Nach dem Aufräumen kommt ein Mädchen zu mir und sagt: „Dankeschön!“ – Gänsehaut.
Am Ende des Tages bin ich mit meinem Einsatz und der Erkenntnis, dass mein Buch auch ein wunderbares Buch für Kinder ist, mehr als zufrieden, überglücklich und sehr dankbar.

Mit offenem Blick ist die Welt voller Wunder

Für die Kinder ist an diesem Tag die Entdeckung, dass sie der wichtigste Mensch in ihrem Leben sind, eine wunderbare Bereicherung. Lass dich von der Entdeckerfreude anstecken und sieh ab und zu die Welt mit den Augen eines Kindes, du wirst überrascht sein, über die wunderbaren Dinge, die du plötzlich (wieder) siehst. Vielleicht sogar den wichtigsten Menschen in deinem Leben.

Schön, dass es dich gibt!

Melanie