Unsere Sprache ist vielfältig. Dabei kommt es nicht alleine darauf an, was wir sagen, sondern wie. Ein Beispiel gefällig? Sie können etwa Ihren Partner mit einem liebevoll ins Ohr geflüsterten „Aufwachen“ sanft wecken. Sie können dasselbe Wort aber auch mit strengem Ton ins Kinderzimmer rufen. Der Unterschied liegt auf der Hand, oder?

Im Kreise der Familie oder unter Freunden sprechen wir nicht einfach monoton vor uns dahin. Ganz im Gegenteil! Wir unterlegen unseren Vortrag mit einer Melodie, der Melodie der Sprache. Weiter heben wir einzelne Passagen hervor, sprechen mal schneller, mal langsamer, mal lauter, mal leiser. Eine Rolle spielt auch unsere momentane Stimmungslage. All diese Faktoren setzen wir meist unbewusst ein, um unser Gegenüber zu fesseln und unseren Vortrag interessant zu gestalten. Weiter verraten Gesichtsausdruck und Bewegungen, was wir ganz konkret mitzuteilen versuchen.

Sprache, das sind eben nicht nur Worte, sondern eine Ganzkörper-Angelegenheit. All diese Faktoren helfen zusammen, richtig verstanden zu werden. Schließlich können wir etwas anerkennend meinen oder wollen, ironisch ausgedrückt, genau das Gegenteil von dem vermitteln, was wir gerade sagen. Richtig betont können wir etwa unserer Gesprächspartnerin mit den Worten: „Heute bist Du aber schön“ durchaus durch die Blume mitteilen, dass sie heute aussieht wie eine Vogelscheuche.

Aufs Wie kommt es an

Beim Sprechen kommt es immer darauf an, wie wir etwas meinen. Worte alleine transportieren dabei nur einen Teil unserer Gedanken. Immer sind auch Gefühle im Spiel. Es reicht nicht, die richtigen Worte zu finden, sondern wir müssen sie unserem Gesprächspartner auch in der passenden Form wiedergeben. Das ist im Grunde nichts anderes, als beim Witze erzählen. Manche bieten einen Witz so gut dar, dass Sie sich vor lauter Lachen biegen. Andere erzählen ihn so trocken, dass sie nur peinliches Schweigen ernten.Ob jemand die Wahrheit von sich gibt oder nicht, können wir vielleicht nicht anhand der gesprochenen Worte und der Art, wie sie wiedergegeben werden, erkennen. Oft verraten uns aber kleine Gesten, wie wir Informationen einzuschätzen haben. Meist nehmen wir solche Verhaltensmuster nicht bewusst wahr, sondern sie melden sich in uns über unser Bauchgefühl. Und diesem sollten wir ruhig öfter vertrauen.

Richtig schreiben

Beim Briefeschreiben wird es heikel. Denn unser Gegenüber kann uns weder hören noch sehen. Damit gehen wichtige Elemente des sich Mitteilens verloren: die Sprachmelodie und unsere Gestik. Diesen Verlust können wir nur durch die Wahl der richtigen Worte und Formulierungen kompensieren. Das heißt freilich nicht, dass Briefe in Beamtendeutsch verfasst werden müssen oder dass man auf Ironie komplett verzichten muss.

Vielmehr ist unsere Feinfühligkeit gefragt. Etwa indem wir uns vorstellen, wie der Leser unsere Zeilen auffassen könnte. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, das Freundschaften wegen falsch verstandener Briefe oder E-Mails zerbrochen sind.

Sprechen ohne Worte

Nicht immer braucht es Worte, um seinem Gegenüber das mitzuteilen, was man ihm sagen möchte. In gewissen Situationen können sogar nur Blicke und angedeutete Gesten alles ausdrücken, was man mitteilen will. Meist sind es elementare Gefühle, die wir auf diese Weise weitergeben. Sie können mitunter mehr Trost, Hoffnung oder Freude spenden, als tausend Worte. Solche stillen Botschaften kommen meist von ganz innen und dürfen als ehrlich empfunden werden. Ganz anders als gesprochene Worte, die immer wieder mal heuchlerisch ausgesprochen werden.

 

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin, das noch viele weitere tolle Themen für Euch bereithält.

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Bildquellen: Photo by Tanja Heffner on Unsplash