In meinem letzten Beitrag zum Thema Anti Stress erwähnte ich unter anderem Rituale, als Helfer gegen Stress. Interessanterweise bekam ich vor allem hierauf Echo von Menschen, die insbesondere mein morgendliches Kaffeeritual gut fanden. Das freut mich.

Das hat mich zudem nochmals grundsätzlich über Rituale, Übungen, sowie deren Sinn und Nutzen nachdenken lassen. Wie schon erwähnt, ich bin durchaus eine Freundin von Ritualen und baue auch gern diverse Übungen, bspw. aus dem Yoga in meinen Tagesablauf ein. Ohne viel Aufwand, wenn mir gerade danach ist. Am Morgen z.B., noch bevor ich aufstehe. Da gibt es schöne Asanas, wie die Kindstellung, der Fisch oder Drehübungen, wie die Krokodilvariationen. Kann man allesamt im Internet unter genau diesen Namen finden. Dafür brauche ich nicht mal aufzustehen. Am Abend übe ich gern die Vollatmung. Eine tiefe Bauchatmung, die ganz wunderbar ausgleicht und beruhigt. Darauf freue ich mich oft schon vorher. Hat sie mich doch viele Male wunderbar sanft in den Schlaf gleiten lassen. Kleine geliebte Dinge, die im Fluss meines Tagesablaufs vorkommen; die zu mir passen.

Nicht noch eine lästige Pflichtübung

Aber manchmal mache ich eben all das auch nicht. Ich habe gemerkt, sobald etwas zum Programm wird, kann es schwierig für mich werden. Allein weil es zu einem weiteren Punkt auf der To do – Liste verkommt. Oder weil es grad einfach nicht passt. Genau gegen diesen Druck, respektive Stress möchten wir ja etwas unternehmen. Und seien wir mal ehrlich, unsere heutige Gesellschaft ist gefüllt mit Ritualen, To dos und Regeln. Wir sind normiert und für alles gibt es einen straffen Plan. Gerade die alternative Szene ist voll mit Ratgebern, Hilfestellungen und Büchern, die ebenso funktionieren: „Die zehn besten Schritte zum….“. Deshalb ist mir vor allem eines wichtig: Es muss sich natürlich anfühlen, zu mir passen und sich gut in meinen Alltag integrieren lassen

Ich liebe es, Dinge einfach mal unerwartet anders anzugehen, bewusst wegzulassen oder aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten. Das bedeutet nicht, dass ich faul wäre und mich drücken möchte oder eine gewisse Härte scheue -keineswegs. Ich bin der Meinung, ein gutes Leben braucht eine gewisse Härte und man sollte sich Dinge durchaus erarbeiten. Aber wenn wir von zu viel Stress sprechen, dann läuft es an irgendeinem Punkt, zumeist genau in diesem Bereich bereits in die falsche Richtung und Lösung kann dann, nach meiner Erfahrung nicht ein stures oder leeres Abarbeiten von Übungen und Aufgaben sein.

Anti Stress Angebote gibt es viele, welches passt?

Vor rund zehn Jahren habe ich in Köln in einer kleinen esoterischen Buchhandlung gearbeitet. Wir waren ein lustiger anarchischer Haufen, dessen Hauptintention war, das gesamte Angebot, jeder so nach seinen Schwerpunkten durch zu exerzierten, um das Erfahrene miteinander und mit den Kunden zu diskutieren und auszuprobieren. Bücher, CDs, Filme. Ständig neue Werke mit den tollsten Versprechen. Kunden, Freunde und Lieferanten kamen rein und erzählten wiederum von ihren neuesten verheißungsvollen Erkenntnissen und Methoden.

Was mich dabei am meisten faszinierte war, wie überzeugt die Menschen von ihren eigenen Wegen waren. Ich glaube, genau das ist der Punkt, die erfolgreichsten spirituellen Anbieter und Anwender waren jene, die ihr System, ihre Methode oder Idee mit absoluter Überzeugung verkörperten und im besten Fall integriert hatten. Viele haben sich ja auch mit dem, was sie später vermarkteten erstmal selbst geholfen. Insofern ist dieses riesige Angebot für mich respektabel. Nur habe ich irgendwann gemerkt, dass mich zwei Dinge dabei stören: Missionarischer Eifer und die Haltung, dass es genau ein Allheilmittel gibt, welches sofort hilft und neben dem die anderen alt aussehen. Ich übertreibe jetzt natürlich ein wenig. Ich möchte keinesfalls redliche Absichten angreifen. Aber bei mir war es so, dass ich erstmal ganz viel kennenlernen musste, bis ich herausfand, was mir wirklich hilft. Vor allem musste ich mich kennenlernen. Da waren und sind auch Irrwege und Umwege dabei. Manchmal begegnet man einer wirklich guten Methode aber leider hilft sie mir nicht weiter.

Am Ende ist es maßgeschneidert

Wirklich effektiv mit Stress umgehen zu lernen ist ein sehr individueller Weg und kein standardisiertes 10-Punkte-Programm. Der Mensch ist ja auch nicht standardisiert. Natürlich haben mir unter anderem die zahlreichen Lektüren und Ideen anderer geholfen aber das was ich heute für mich anwende, habe ich mir aus ganz vielen Informationen herausgefiltert und auf mich persönlich zugeschnitten. Versuch und Irrtum. Dennoch gerate ich weiterhin ab und an in Stress, der durchaus nicht angenehm ist. Aber jetzt weiss ich, wie ich da wieder rauskomme und ich habe die Sicherheit, aus eigener Kraft, wie man so schön sagt, wieder in meine Mitte zu kommen. Stress haut mich nicht mehr so um. Oder wie es eine liebe Freundin formulierte: Es gibt ein Davor, also gibt es auch ein Danach. Da gehen wir jetzt durch.

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