Angst. Gehören Sie auch zu den Menschen, denen der bloße Anblick einer Spinne den kalten Schweiß auf die Stirn treibt? Dann leiden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit unter einer Phobie. Was genau aber ist das, eine „Phobie“?

Phobie heißt übersetzt erst einmal soviel wie „Angst“. Und diese bezieht sich auf bestimmte Situationen oder Objekte. Dabei kann ein Objekt sowohl ein Mensch, ein Tier als auch ein simpler Alltagsgegenstand sein. Man geht mittlerweile davon aus, dass es ungefähr 600 verschiedene Phobien gibt und rund 15 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben von dieser Art Angststörung betroffen ist. In manchen Fällen kann sich das mitunter sehr stark auf den Alltag des Betroffenen auswirken. Warum das so ist und welche Phobien besonders nervig sind, möchten wir Ihnen nachfolgend gern erklären:

Aviophobie:

Das beschreibt die sehr stark verbreitete Flugangst. Menschen, die darunter leiden, haben große Panik davor, mit einem Flugzeug zu reisen. Sie fürchten oft Komplikationen und den Absturz in den sicheren Tod, was sie andere Verkehrsmittel wählen lässt. Dabei spielt es für sie keine Rolle, wie groß die Distanz ist.

Klaustrophobie:

Betroffene haben große Angst, in geschlossenen Räumen zu sein. Das birgt meistens nicht nur ein sehr beklemmendes Gefühl, sondern führt auch zu echten Krankheitssymptomen.

Hypochondrie:

Damit ist die Angst vor Krankheiten gemeint. Häufig steigern sich Menschen mit dieser Phobie schon in kleinste „Wehwehchen“ hinein. Sie vermuten hinter Kleinigkeiten wie Kopfschmerzen sofort eine ernstzunehmende Krankheit wie z. B. einen Hirntumor.

Trypanophobie:

So wird die Angst vor Spritzen genannt. Damit wird beinahe jeder Gang zum Arzt zu einer echten Qual. Denn hinter jeder Untersuchung könnte schließlich auch eine Injektion lauern. Häufig meiden solche Menschen den Gang zu wichtigen Vorsorgeuntersuchungen, einfach aus großer Angst vor der spitzen Nadel.

Agoraphobie:

Menschen mit einer derartigen Phobie haben ein großes Problem mit Menschenmassen und anderen Situationen, die mit Platzmangel einhergehen. Sie meiden große Veranstaltungen wie z. B. Konzerte.

Mysophobie:

Das beschreibt die Angst vor Bakterien und Viren. Ein ganz berühmter Vertreter war Michael Jackson. Nicht umsonst trug er in der Öffentlichkeit ständig Handschuhe und Mundschutz, um sich vor Verunreinigungen zu schützen.
Aphephosmophobie: Sie gehört schon fast zu den verrückten Phobien, ist dafür aber eigentlich doch zu häufig verbreitet. Diese Angst vor den Berührungen anderer Menschen kommt oft auch in Verbindung mit der Mysophobie daher. Diese Angststörung gehört in fast allen Stadien unter ärztliche Aufsicht, denn sie kann sehr schnell in die soziale Isolation führen!

Coitophobie:

Ebenfalls sehr ausgefallen, dafür aber umso seltener ist die Angst vor Geschlechtsverkehr. Gut, dass sie so selten ist – sonst wäre die Menschheit vermutlich schon lange ausgestorben. Denn Betroffene haben große Angst vor sämtlichen sexuellen Handlungen.

Dentophobie:

Wer schon einmal die zweifelhafte Bekanntschaft mit dem Bohrer gemacht hat, wird diese Phobie nachvollziehen können: Die panische Angst vor dem Zahnarzt. Gerade unsere Schleimhäute und die Zahnwurzeln sind sehr schmerzempfindlich. 

Herpetophobie:

Übersetzt bedeutet das Wort soviel wie „kriechen“ oder „schleichen“. Gemeint ist die Panik vor Kriechtieren wie z. B. Echsen oder Schlangen. Wissenschaftler vermuten den Ursprung in der Evolution. Denn unsere Vorfahren mussten immer „auf der Hut sein“ vor giftigen Tieren, die sich ebenfalls auf der Erde fortbewegten.

Angst – Was passiert mit uns?

Wie bei jeder Krankheit gibt es natürlich auch bei Phobien verschieden starke Ausprägungen. Allerdings wird empfohlen, nur die wirklich schweren Fälle unter therapeutischer Aufsicht und unter Einnahme von Medikamenten zu bekämpfen. Oft ist in solchen Fällen auch eine Verhaltenstherapie sehr hilfreich. Leichte bis mittelschwere Verläufe lassen sich mit ein wenig Geduld auch selbst in den Griff bekommen. Eines haben aber alle Phobien gemeinsam: Sie behindern uns im Alltag. Und das teilweise erheblich.

Nehmen wir z. B. die Angst vor der Berührung anderer Menschen. Sowas kann schnell zu völliger Isolation führen. Die Angst vor Spinnen hingegen ist zwar sehr lästig, aber im Alltag deutlich weniger hinderlich. Was diese vermeintlich kleinen Ängste mit uns machen, hängt also auch ganz stark von unserem Umfeld ab, mit dem wir uns täglich umgeben müssen. Für einen Zoowärter wäre es z. B. existenziell bedrohlich, wenn er plötzlich eine Phobie gegen Tiere entwickeln würde. Je nachdem, um welche Angst es sich handelt, kann man neben der sozialen Isolation auch Erkrankungen wie Depressionen davontragen. Egal, für wie unwichtig Sie eine Phobie auch halten – man sollte sie immer mit gesundem Menschenverstand beurteilen. Denn wir Menschen neigen dazu, aberwitzige Dinge zu tun, nur um sich bloß nicht der eigenen Angst stellen zu müssen.

Erlebte Angst

Wer viel mit Menschen zu tun hat, kennt bestimmt die ein oder andere Geschichte. Das können lustige Anekdoten sein oder Erlebnisse, die sogar nachdenklich stimmen. Einige der nachfolgenden Geschichten haben sich so oder ähnlich zugetragen. Ich habe sie in meinem Freundeskreis zusammengetragen und zum Teil selbst erlebt.

Angst vor Spinnen:

Da hing sie über mir mit ihren 8 Beinen. Haarig, flink und groß – viel zu groß für meinen Geschmack. Die kleinen Vertreter ihrer Art machen mir nichts aus, aber diese Exemplare treiben mich seit frühester Kindheit in den Wahnsinn. Ich liege also schon in meinem Bett und sehe direkt über mir diese riesengroße Spinne. Reflexartig springe ich auf, greife nach meinem Hausschuh und versuche, das Vieh an der Zimmerdecke zu zerquetschen. Das gelingt mir in meiner Panik allerdings nicht.

Vielmehr biete ich ihr eine gute Möglichkeit, zu fliehen. Und zwar unter einen kleinen Schrank. Mit Licht schlafen ist keine Option – das Tier muss weg und zwar sofort! Was diese Nacht mit mir gemacht hat, wollen Sie wissen? Sie machte mich zu einem Möbelpacker … Voller Angst, die Spinne könnte in der Nacht noch im Zimmer sein, verschob ich sämtliche Möbel. Irgendwann erwischte ich sie dann. Es kostete mich noch einmal viel Überwindung, mit meinem „Schlappen“ zuzuschlagen – aber ich habe sie erwischt! Nun konnte meiner Nachtruhe nichts mehr im Wege stehen…

Angst vor Menschenmengen:

Eine andere, ebenso kuriose Geschichte hat sich in meinem Freundeskreis ereignet. Endlich tourte die lang verschollen geglaubte Rockband noch einmal. Nachdem mein Freund den halben Vormittag damit verbracht hatte, Karten dafür zu ergattern, gehörte er schon bald zu den Glücklichen. Ganz stolz erzählte er mir davon. Als der Tag des Konzerts dann aber näher rückte, machte er plötzlich seltsame Andeutungen. Vielleicht könnte er ja auch nicht mitkommen. Er hätte so ein Gefühl, dass er etwas „ausbrüten“ würde. Was ich zunächst für reine Hypochondrie hielt, stellte sich schon bald als ernsthafte Angst vor großen Menschenansammlungen heraus. Auf einmal konnte es ihm nicht schnell genug gehen, die Karten wieder loszuwerden. Eigentlich wollte er seiner Lieblingsband gern Tribut zollen und mitreden können. Aber die Angst vor den feiernden Menschenmassen machte ihm einfach zu große Angst.

Ängste loswerden

Wenn es sich um eine sehr schwere Form von Phobie handelt, sollte man dringend einen Arzt aufsuchen. Glücklicherweise sind psychische Erkrankungen heutzutage kein Tabuthema mehr und den Betroffenen stehen zahlreiche Therapieformen zur Verfügung. Eine davon ist die sehr erfolgreich durchführbare Verhaltenstherapie. Sie hilft Patienten, mit der Situation umgehen zu können. Das heißt z. B., wenn Sie das nächste Mal eine Spinne sehen, nicht in Panik zu geraten. So könnte ein erster Teilerfolg gegen die Angst aussehen. Gerade bei Angststörungen, die mit Tieren zu tun haben, eignet sich aber auch eine sogenannte Konfrontationstherapie sehr gut.

Um noch einmal das „heißgeliebte“ Thema Spinnen ins Spiel zu bringen: In verschiedenen Seminaren kann man lernen, sich mit diesen Tieren anzufreunden. Neben dem Verständnis für ihre Verhaltensweisen ist der Körperkontakt ein entscheidender Erfolgsfaktor. Und damit ist nicht der Kontakt mittels eines „Schlappen“ gemeint … Das entscheidende Motto lautet ganz einfach: „Stellen Sie sich Ihren Ängsten!“

Verrückten Phobien

Chaetophobie: Das ist die Angst vor Haaren – und zwar auch vor den eigenen.

Trypophobie: Dieses „zauberhafte“ Wort bedeutet soviel wie Angst vor Löchern. Das können Löcher in unserer Umgebung sein oder auch am eigenen Körper.

Omphalophobie: Das ist die Angst vor dem Bauchnabel. Menschen mit dieser Aversion stören sich an der Vorstellung, dass der Nabel in den Körper hineinragt.

Coulrophobie: Nicht erst seit dem Kinohit „Es“ haben Leute Angst vor Clowns. Woher sie kommt, ist Wissenschaftlern noch immer ein Rätsel.

Podophobie: Ganz anders verhält es sich mit dieser Angst. Gerade im Sommer wird es für Betroffene besonders schwer: Wenn ihr Objekt des Ekels, nämlich Füße, nackt in Sandalen gezeigt werden. 

Bambakomallophobie: Was wie ein Eintopf aus dem Mittelmeerraum klingt, ist eine handfeste Phobie. Menschen mit einer solchen Angst ekeln sich tatsächlich vor Watte. Sie mögen die Haptik nicht und das Geräusch, das beim Anfassen zu hören ist.

Anatidaephobie: Es ist kaum zu glauben, aber auch das ist möglich: Die Angst vor Enten und davor, von ihnen beobachtet zu werden.

 

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin, das noch viele weitere tolle Themen für Euch bereithält und das hier erhältlich ist.

 

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Bildquellen: Photo by Gabriel Matula on Unsplash