Es dürfte wohl kaum einen Menschen auf diesem Planeten geben, der sich derFrage noch nicht stellen musste, wie viel Liebe in einer guten Freundschaft steckt. Dabei ist es oft ein verschwindend schmaler Grat zwischen Liebe und Freundschaft…

Um diesen zu erforschen, muss man zunächst wissen, was es mit beiden Gefühlsregungen auf sich hat. Wir alle kennen das Gefühl, einen Abend mit unseren Freunden zu genießen. Sie kennen uns oft besser als wir selbst, haben sowohl gute als auch schlechte Zeiten mit uns durchlebt und sehen großzügig über unsere Macken hinweg. Gute Freunde teilen nicht nur Freude, sondern auch Ängste und Sorgen. Das schweißt zusammen; ein unsichtbares Band der Zusammengehörigkeit wird schnell geknüpft. Getragen wird diese Beziehung von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Geborgenheit. Was fehlt ist die sexuelle Anziehungskraft. Innerhalb einer guten Freundschaft ist die nämlich nicht nur tabu, sondern meist überhaupt nicht vorhanden. Vielmehr geht es um ein tiefes Gefühl der Verbundenheit zueinander.

„Gute Freunde teilen nicht nur Freude, sondern auch Ängste und Sorgen. Das schweißt zusammen.“

Viele dieser Eigenschaften haben Liebe und Freundschaft tatsächlich gemeinsam. Auch in der Liebe geht es vorrangig um ein Gefühl der tiefen Verbundenheit. Diese wird im Unterschied zu einer guten Freundschaft aber nicht nur nonverbal, sondern auch in Form von Sexualität zum Ausdruck gebracht. Die Partner finden sich attraktiv und körperlich zueinander hingezogen. Sie kennen bestimmt den Ausdruck „Schmetterlinge im Bauch“. Verliebte Paare spüren dieses „Kribbeln“ im Bauch, wenn sie den Anderen sehen. Sie möchten am liebsten jede freie Minute miteinander verbringen. Gerade in der ersten Phase der Verliebtheit lässt sich kaum ein klarer Gedanke fassen, weil sich nahezu jede Gehirnzelle mit dem neuen Partner beschäftigt. Es ist wie ein Rausch, der unseren Körper mit Glückshormonen flutet.

Klar, unsere Freunde möchten wir auch gern sehen. Aber denken wir wirklich jede freie Minute an sie? Checken wir regelmäßig ihren Status in sozialen Netzwerken? Wohl kaum… Sollte das doch der Fall sein, stellt sich die Frage nach Liebe oder Freundschaft eigentlich nicht mehr für Sie. Und dann?

Gefühle wandeln sich

Kann aus Freundschaft Liebe werden? Diese Frage kann eindeutig mit einem „Ja“ beantwortet werden. Und das ist auch nicht verwunderlich. Es gibt meistens nur sehr wenige Menschen, gegenüber denen man sich völlig öffnet. Wer eine gute Freundschaft führt, ist seinem platonischen Partner emotional also schon mal sehr nah. Aber wie merkt man, dass da mehr ist? Wenn Sie eine gute Beobachtungsgabe mitbringen, ist das eigentlich ganz einfach herauszufinden. Verhält sich Ihr Freund/Ihre Freundin plötzlich anders? Oder spüren Sie auf einmal ein seltsames „Kribbeln“, sobald das nächste Treffen ansteht? Wenn dann noch die Gedanken ständig um diese eine Person kreisen, ist es sehr wahrscheinlich, dass mehr dahinter steckt. Dann stellt sich nur noch die Frage, wie damit umgegangen werden soll.

Oft ist es nicht ratsam, seine Liebe sofort zu gestehen. Wenn große Gefühle im Spiel sind, verändert sich eine Freundschaft sehr stark. Richtig kritisch wird es außerdem, wenn die Zuneigung nicht geteilt wird. Spätestens dann steht die Freundschaft auf „wackligen Beinen“. Ratsamer ist es, das eigene Verhalten langsam zu ändern und sein Gegenüber genau zu beobachten. Das können intensivere Blicke und Umarmungen sein oder zufällig wirkende Berührungen. Wenn das nicht abschreckt, sondern sogar auf echte Zustimmung stößt, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht!

Freundchaft = Liebe?

Die meisten Freundschaften entstehen rein zufällig und unbemerkt. Vielleicht haben Sie als Kind auch einen netten Sitznachbarn gehabt, der nur wenig später auf dem Pausenhof Ihr ständiger Begleiter war. Oder die hilfsbereite Nachbarin kommt plötzlich häufiger vorbei, um zu quatschen. Man findet sich ganz einfach nett und möchte gern mehr Zeit mit dem Anderen verbringen. Im besten Fall entwickelt sich daraus eine innige, langjährige Freundschaft. Es wird nicht allzu viel hinterfragt, da man in den meisten Fällen nicht vor hat, später Tisch und Bett miteinander zu teilen.

Anders ist das bei der Liebe. Sie kommt meistens ganz unverhofft und mit einem riesigen „Knall“ daher. Auf einmal spürt man ein großes Verlangen, die andere Person zu berühren, viel Zeit miteinander zu verbringen und ganz eins zu werden. Dieses Gefühl ist sehr viel stärker als das der Freundschaft. Sie erfasst unseren ganzen Körper. Das Herz rast, der Verstand setzt kurzzeitig aus und eine Woge des Glücks durchflutet uns. Einige Wissenschaftler behaupten, das Gefühl der Liebe kann sich ähnlich stark auf unseren Körper auswirken wie Drogen.

Die Perspektive Dritter

Eine reine Freundschaft wird oft als „kleiner Bruder“ der Liebe bezeichnet. Wie hört sich das für Sie an: „Nein, wir sind nicht zusammen, sondern nur gute Freunde!“ Irgendwie schwingt in dieser Aussage etwas Negatives mit, oder? Auch wenn das eigentlich nicht so gemeint ist. Denn eine gute Freundschaft ist etwas ganz Wunderbares. Dabei würdigen Außenstehende meistens nur die Liebe. Dieses großartige Gefühl wird in Form von pompösen Hochzeiten zelebriert und muss dann sogar öffentliche Instanzen durchlaufen, um rechtskräftig zu werden. Hat Ihnen auch schon mal jemand zu einer guten Freundschaft gratuliert?

„Die Liebe kommt meistens ganz unverhofft und mit einem riesigen „Knall“ daher.“

Auch die großen Blockbuster im Kino kommen ohne die ganz großen Gefühle nicht aus. Freundschaften – gut und schön, aber wo bleibt da die Liebe? Ohne geht es eben nicht. Wohl auch, weil eine echte Liebesbeziehung so schönen Stoff für Dramen bietet. Trennt sich ein Paar, geht das meistens nicht ganz „glatt“ vonstatten. Eine Freundschaft hingegen verläuft meisten einfach im Sande. Ganz still und leise verliert man den Kontakt zu einem Menschen, der mal eine große Rolle gespielt hat. Oft sind dabei ganz banale Gründe wie Umzug, Familiengründung oder Jobwechsel ausschlaggebend. Kaum eine Freundschaft endet mit großen Worten. Und das ist wohl auch ein Grund, warum unsere Umgebung kaum Notiz davon nimmt.

Die inneren Werte

Ganz egal, ob Sie gerade in einer festen Partnerschaft sind oder einfach eine gute Zeit mit Ihren Freunden verbringen. Es sind die Momente, die wir mit lieben Menschen teilen, die das Leben erst lebenswert machen! Wichtig sind die, die unsere Vergangenheit kennen und uns dafür nicht verurteilen. Die uns in der Gegenwart eine Stütze sind und in der Zukunft hinter uns stehen, wenn auch mal stürmische Zeiten warten. Vergessen Sie dabei nie, regelmäßig auch etwas zurück zu geben. Damit sind nicht immer die ganz großen Gesten gemeint. Das kann auch ein kurzes Telefonat sein, um zu fragen, wie es geht. Oder eine spontane Einladung. Zeigen Sie diesen Menschen, wie sehr Sie sie mögen – ob nun aus Liebe oder Freundschaft.

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