Für viele Menschen ist Hautschutz, wenn überhaupt, nur im Sommer ein Thema. Dabei kann gerade im Winter unsere Haut besonders gereizt sein. Welchen Strapazen unsere Haut in einigen Monaten ausgesetzt sein wird und wie wir vor allem Hände und Kopfhaut richtig schützen, erklärt Dr. Christian Drerup vom Online-Hautarzt doctorderma im Interview.

Spröde Haut im Winter kennen die meisten von uns. Wie kommt es eigentlich dazu?

Wenn es im Winter kalt ist, produzieren unsere Talgdrüsen weniger Hautfett. Dieses Fett ist aber ein elementarer Bestandteil unseres natürlichen Hautschutzmantels. Ohne diesen Schutzfilm verdunstet das Wasser schneller von der Hautoberfläche. Zudem entzieht die Heizungsluft unserer Haut Feuchtigkeit. In der Folge wird die Haut trocken, wir Dermatologen nennen das Xerosis. Häufig spannt die Haut und manchmal fängt sie sogar an zu jucken. Sogar Risse oder Ekzeme können entstehen.

Was kann man dagegen tun?

Gegen trockene Haut helfen lipid- und ureareiche Pflegecremes auf einer Wasser-in-Öl-Basis. Sie bilden eine dünne Isolations- und Schutzschicht auf der Haut und verhindern so den Feuchtigkeitsverlust. Der Harnstoff Urea hat eine Wasserbindungsfunktion und fördert dadurch die Hydratation der Haut. Sehr fettreiche Pflegeprodukte wie Melkfett sollten im Gesicht nicht angewendet werden, da sie Talgdrüsen verstopfen können. Nur auf den Lippen kann und sollte eine fetthaltige Creme genutzt werden.

Welche Hautveränderungen können im Winter noch auftreten?

Zunächst einmal sind wir im Winter relativ blass. Das liegt an der geringeren Pigmentierung durch mangelnde Sonne. Gleichzeitig verengen sich unsere Blutgefäße durch die Kälte. So kommt weniger Sauerstoff in die Haut, denn der Körper sorgt so dafür, dass die Wärme im Körperinneren gehalten wird.

Klassischerweise ist die Haut auch im Winter trockner als im Sommer. Das kann Körper und Kopfhaut betreffen. Eine langanhaltende Hauttrockenheit bei gleichzeitiger Reizung kann zu juckenden Ekzemen führen, die mit antientzündlichen Cremes behandelt werden müssen.

Eine seltener vorkommende Hauterscheinung bei nasskalter Witterung ist das Raynaud-Phänomen. Das ist eine kurzzeitige Durchblutungsstörung von Finger und Zehen. Durch die krampfartigen Verengungen der Blutgefäße werden die Finger oder Zehen erst weiß, dann blau und dann rot. Sie fühlen sich taub an, es fängt später an zu kribbeln oder tut sogar weh. Hier sollte auf jeden Fall einmal eine Kontrolle beim Hautarzt erfolgen.

Was sollten man im Winter eher vermeiden?

Im Winter sollten wir nur milde Mittel zur Reinigung benutzen, denn Tenside mindern den natürlichen Hautschutz. Häufiges Händewaschen oder Duschen, insbesondere mit heißem Wasser, trocknet die Haut weiter aus. Wer auf seine heiße Badewanne nicht verzichten möchte, sollte rückfettende Badezusätze wie Mandelöl nutzen und den Badeschaum für das Frühjahr aufheben. Wenn sich bereits ein Ekzem gebildet hat, sollte man auf keinen Fall kratzen. Auch wenn es juckt. Denn dies verschlimmert das Problem. Da Ekzeme meist nicht so schnell verschwinden, empfehle ich den Gang zum Hautarzt, der antientzündliche Cremes verschreiben kann.

Wie sieht es bei den Händen aus?

Das regelmäßige Händewaschen ist längst fester Bestandteil unserer alltäglichen Gewohnheiten geworden, spätestens seit der Corona-Pandemie. Doch der häufige Desinfektionsmitteleinsatz trocknet unsere Haut durch einen hohen Alkoholanteil aus. Zur Reinigung sollte man daher eine milde, pH-hautneutrale Seife nutzen. Nach dem Händewaschen sollte man sich gut abtrocknen und eine feuchtigkeitsspendende Handcreme auftragen. Auch Geschirrspülmittel haben eine starke entfettende Wirkung und schädigen den Schutzfilm der Haut. Bei häufigem Geschirrspülen ist es daher ratsam, einfach Schutzhandschuhe anzuziehen. Und ganz wichtig: Bei Kälte helfen Handschuhe, um einer rissigen, trockenen Haut vorzubeugen.

Die richtige Hautpflege ist nicht nur im Sommer und bei starker Sonneneinstrahlung wichtig, sondern auch in den Wintermonaten. Bei Hautveränderungen, rissigen oder juckenden Stellen, sollten Sie einen Dermatologen um Rat fragen.

Bildquellen: Paul Sydow