Die meisten Menschen kommen an den Punkt, an dem sie sich fragen, wer sie wirklich sind. Sie stehen am Scheideweg. Mehr Fragen als Antworten im Gepäck. Am liebsten mit einer Bitte ans eigene Leben, nämlich: „Einmal One-Way zur Selbsterkenntnis bitte!“ – Ach, wäre der Wege zum eigenen Ich doch nur so leicht. Ticket kaufen, einsteigen und ein paar Zeitspannen später direkt am Ziel sein. Dummerweise möchte aber jeder zu einem anderen Ich, nämlich zum eigenen. Und so ist die Sinnsuche, die Frage nach dem „Wer bin ich wirklich?“, eine Fahrt ins Ungewisse, aber keinesfalls ins Unbekannte. Steig ein, die Fahrt geht los!

Wer möchte ich sein? Wer muss ich sein? Wer bin ich wirklich?

Bereits bei der Frage, wohin die Reise gehen soll, scheiden sich die Geister: „Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich!“ – Definiert unsere Gesellschaft das Ich-Sein als derart umstritten? Beim Dating wird dir geraten, du sollst du selbst sein. Bei Bewerbungsgesprächen wird immer häufiger nach sogenannten Soft Skills gefragt, also nach deinen persönlichen und sozialen Kompetenzen.

Bei all dem steht jedoch stets die Erwartungshaltung im Konflikt mit der Realität. Wer gesteht schon gerne bei ersten Date oder im Vorstellungsgespräch, Choleriker zu sein oder Menschen lieber generell zu meiden? Diese Art von Offenheit ist dann auch wieder nicht gesellschaftstauglich genug.

Insofern bleibt die Frage nach dem „Wer bin ich wirklich?“ entweder eine rein rhetorische oder gehört zu jenen, die sich nur dir selbst gegenüber beantworten lassen. Zumindest wenn die Antwort ehrlich ausfallen soll.

Alles andere müsste im Prinzip umformuliert werden:

  • Was erwarten meine Freunde und Verwandten von mir?
  • Mit welchen Charaktereigenschaften habe ich beruflich mehr Erfolg?
  • Wie muss ich mich geben, um beim Flirten gute Chancen zu haben?
  • Ist mein Weg zum Ich nur Mainstream?
  • Wie muss ich sein, um ich sein zu dürfen?

Dein wahres Ich wird dabei leider viel zu oft unter den Teppich gekehrt. Als sei ohnehin nur eine Enttäuschung zu erwarten. Dabei ist die Messlatte schlichtweg viel zu hoch angesetzt. Idole, Helden, Vorbilder – sie alle prägen der Gesellschaft Wunschvorstellung eines perfekten Charakters. Individualität ist zwar gern gesehen, aber nur wenn sie herausragend ist.

Nun besteht unsere Gesellschaft aber aus lauter Individuen. Und seien wir ehrlich: Nicht alle davon sind herausragend. Sich selbst Schwächen und Fehler einzugestehen, heißt folglich auch, sie allen anderen zuzugestehen.

 


Inhalt


 

 

Selbstreflexion

Selbstreflexion – „Cogito, ergo sum“ – Ich denke, also bin ich

Wer man wirklich ist, haben ganze Generationen von Philosophen, Rhetorikern und Analysten versucht herauszufinden. Die Frage „Wer bin ich wirklich?“ scheint dabei so alt, wie die Menschheit selbst. Und in jeder Epoche kommt das Gefühl auf, dass wir unser Selbst verloren haben könnten. Und jedes Mal aufs Neue werden wir gedrängt, es wiederfinden zu müssen.

Das Resultat sind unzählige Ratgeber, Selbsthilfegruppen, Sekten, Gurus, Seminare und Workshops. Überall wird suggeriert, die ultimative Lösung auf der Suche zum Ich gefunden zu haben … Bis der Nächste ankommt, und fragt. Wir scheinen also unsere Selbsterkenntnis, wenn überhaupt, nur schwer weitergeben zu können. Weder in Form einer Erziehung unserer Kinder noch als Schirmherrschaft für den Wochenendkurs. 

Die Antwort auf die Frage nach dem Wer-bin-ich-wirklich? lässt sich nur von dir allein finden. Denn es ist die ganze Zeit über schon da. In dir, und nirgends sonst.

 

 

Gibt es einen Reiseführer für das Unterbewusstsein?

Da ist es also nun dein Ich, winkt dir aus der Ferne zu, redet als innerer Kritiker auf dich ein und wartet auf deine Reaktion. So nah und doch scheinbar unerreichbar. Wenn andere schon nicht dein Ich zu dir bringen können, dann können sie dir vielleicht wenigstens den Weg dorthin zeigen?

Diese Reise ins Innere ist nicht immer bequem. Mal schmerzt das Rückgrat, mal juckt es in den Fingern. Die Reise ist auch nicht immer sicher. Pannen und Hindernisse lauern überall. Und schon gar nicht ist diese Reise ein Direktflug. Sie nimmt Umwege, steht manchmal gar still, ein anderes Mal rast sie dahin wie auf der Flucht. Wer sich auf solch eine Reise einlässt, sollte sich demnach gut vorbereiten und auf Überraschungen einstellen. Das Einfachste wäre natürlich, alles, so wie es eben kommt, geschehen zu lassen. Wer aber ein bisschen mitlenkt und -denkt, kann ganz gut an sein Ziel heranmanövrieren, ohne unverhofft verlorenzugehen.

 

 

Wird diese Selbstreflexion nicht überbewertet?

Was bringt es dir denn überhaupt, zu deinem Ich zu finden, dich selbst zu erkennen und dir deiner bewusst zu werden? Weder erlangst du dadurch magische Kräfte, noch wird das Leben leichter oder gar unbeschwert. Der eigentliche Grund, sich mit dir selbst auseinanderzusetzen besteht darin, Zufriedenheit zu finden. Wenn du dich selbst gefunden hast, heißt das nämlich noch lange nicht, dass du damit auch zufrieden bist. Es gibt dir aber die Möglichkeit, gewisse Aspekte zu ändern, um eben jene Zufriedenheit zu erlangen. Und genau dazu bedarf es der Selbstreflexion.

Ein Beispiel: 

Du bist nun schon das dritte Mal diesen Monat mit deinem Kollegen aneinandergeraten. Ärgerst dich noch lange nach Feierabend und bist bereits am nächsten Morgen frustriert, weil du besagten Kollegen wiedersehen musst.

Ohne Selbstreflexion geht das wahrscheinlich immer so weiter, wird womöglich schlimmer und unerträglich. Burnout, Magengeschwüre, Schlafstörungen und all die selbstgemachten Krankheiten könnten dich ereilen.

Mit Selbstreflexion jedoch und nicht nur einem Maß an Selbsterkenntnis, sondern auch an Selbstvertrauen, kannst du deinen Kollegen diplomatisch entdramatisieren, über der ganzen Sache stehen und dich selbst aus der Situation nehmen. Vielleicht lässt du dein Charisma spielen, schlägst ihn mit Logik oder findest deinen Weg, den Konflikt für dich nicht mehr als aufreibend zu empfinden.

Dein Feierabend würde viel zufriedener aussehen.

 

 

Selbsterkenntnis

Welche Fragen muss ich mir stellen, damit ich erkenne, wer ich wirklich bin?

Die Reise zum Ich wird oftmals über einen Fragenkatalog angesteuert. Dann folgen Meditation und Bewusstseinserweiterung. Das mag banal klingen, gibt jedoch letztlich jedem die Chance, sich die Frage nach dem Wer-bin-ich-wirklich? selbst zu beantworten. Das ist kein Multiple-Choice-Test mit Fangfragen, sondern vielmehr eine Inspiration zum Nachdenken. Du bist auch niemandem außer dir selbst eine Antwort oder eine Erklärung schuldig. Um deinen Platz im Hier und Jetzt zu finden, bedarf es lediglich ein wenig Achtsamkeit, Zuversicht und guten Willen.

Die Fragen haben allerdings sehr oft einen psychologischen, philosophischen oder spirituellen Hintergrund und eröffnen dir tiefere Erkenntnisse, wenn du wissen willst, wer du wirklich bist.

  • Wie fühlt sich für dich Liebe an?
  • Welche Ziele hast du im Leben?
  • Welche Werte sind dir am wichtigsten?
  • Was schuldest du dir selbst?
  • Was steht zwischen dir und deinem Glück?

Selbsterkenntnis – Die richtigen Fragen stellen

Diese Fragen sind natürlich nur ein Auszug aus besagtem Fragenkatalog. Sie alle zielen auf Eines hinaus: Nämlich, dass du dich mit dir selbst auseinandersetzt und dich selbst besser kennenlernst. Nur so kannst du in dir erkennen, wer du wirklich bist – oder wer und wie du vielleicht sein möchtest. Du kannst dir die Fragen eigentlich auch selbst ausdenken und versuchen, sie dann zu beantworten. Es wird dir auch immer wieder jemand über den Weg laufen, der dich spontan mit einer Frage zum Grübeln anregt. Denn obwohl du ein Individuum bist, tangiert dein Ich die Gesellschaft.

  • Wie reagierst du auf Zurückweisung?
  • Warum machen dich bestimmte Äußerungen wütend?
  • Fühlst du dich im Kreis deiner Familie und Freunde wohl?
  • Vertraust du deinen Mitmenschen?
  • Bist du für andere stark?

Solche und ähnliche Fragen können dir im Alltag begegnen. Und wie gern würden wir sie alle voller Selbstliebe beantworten, ohne dabei narzisstisch zu klingen. Das gelingt nicht immer. Manche Fragen bleiben auch vorerst unbeantwortet oder dir fällt später im Leben eine passendere Reaktion ein. Vielleicht stellst du auch hin und wieder dein Ich über die Interessen anderer zum Zwecke der Darstellung von Selbstbewusstsein. 

Bis du aufrichtigen Herzens behaupten kannst „Ich weiß jetzt, wer ich wirklich bin. Ich bin bei mir angekommen“, werden dir viele Fragen auf dieser Reise begegnen, dich ablenken oder führen. Irgendwann suchst du die Antworten nicht mehr, sondern siehst in dein Inneres und da sind sie. Sie waren die ganze Zeit da. Aber dann kannst du auch zufrieden damit (und mit dir) sein. Und das ist so viel wert!

 

 

Übung: Was macht mich (und meine Selbstfindung) einzigartig?

Folgende Übung soll dir helfen, deine Reise ins Innere nicht mit dem oberflächlichen Geplänkel anderer zu vergleichen, sondern dich einzig und allein auf dich zu konzentrieren:

Denke dir 5 Fragen aus, deren Antworten du nicht auf Anhieb kennst, von denen du aber glaubst, dass sie sich jeder einmal stellen sollte.

Schreibe diese Fragen auf, sobald sich eine passende Situation ergibt.

Du beantwortest die Fragen allerdings erst frühstens eine Woche später, mit genug Abstand zur Situation. Bei Bedarf kontrolliere deine Antwort, solltest du erneut in eine gleichwertige oder ähnliche Situation geraten.

 

 

Wer moechte ich sein

Wer bin ich wirklich: 4 Tipps

Fragen sind dein Training. Aber es gibt auch ein paar Tipps, die dir helfen können, gezielt Antworten zu finden beziehungsweise jene, die dir überhaupt nicht gefallen, zu kontrollieren, beispielsweise dahingehend, ob sich dein Inneres im Laufe der Zeit verändert, anpasst oder manipuliert wurde. Selbstreflexion bedeutet in diesem Zusammenhang auch die langfristige und nachhaltige Spiegelung deiner Selbst, damit du nicht in alte Muster zurückfällst oder Fehler wiederholst, obgleich du es längst besser wissen müsstest, da du dich ja mit der Frage intensiv beschäftigst, wer du wirklich bist.

 

 

1. Tipp: Eine Reise mit Tagebuch

Vielen Menschen fällt es leichter, ihre Gedanken niederzuschreiben, um sie so zu verinnerlichen. Emotionen und Impressionen werden dadurch greifbar und realistisch. Dein Tagebuch muss natürlich nicht unbedingt im klassischen Stil sein, mit Schloss und Schnörkel. Im 21. Jahrhundert darf es auch digital sein, als App, als Blog, als Fotostory, was immer dir beliebt. Lege die Einträge so an, dass du sie 5 Jahre lang am jeweils selben Tag ergänzt. So kannst du von Jahr zu Jahr den letzten Eintrag vergleichen. Zum Einstieg kannst du z.B. unser kleines AUSZEIT-Tagebuch benutzen.

Ein Beispiel: 

Am 24.07.2015 saß deine Frisur nicht so, wie du wolltest. Du hast dich geärgert und bist am Abend lieber gleich zu Hause geblieben.

Am 24.07.2016 ist dir deine Frisur im Vergleich dazu völlig egal gewesen, du warst eh bei Freunden.

Am 24.07.2017 hast du dir aus Anlass dieser Einträge extra einen Friseurtermin geholt. Die Haare lagen perfekt.

Am 24.07.2018 sind deine Haare zum Glück wieder etwas nachgewachsen. Du hast die Mähne tatsächlich vermisst.

Am 24.07.2019 hast du deine Haare, Haare sein lassen und warst genüsslich spazieren.

 

 

2. Tipp: Eine Morgen-/Abendroutine

Eine Routine hilft dir, bestimmte Abläufe zu verinnerlichen, die dir unter bisherigen Umständen eher lästig oder schwierig erschienen. Dazu eignet sich am besten der frühe Morgen oder die Zeit vor dem Schlafen. Einige verbringen diese Mußestunden mit Sport, andere mit Meditation, wieder andere mit Gebeten. Nutze wenigstens 5 bis 10 Minuten als Zeit nur für dich, und das jeden Tag. Während dieser Zeit widmest du dich allein deinem Körper und deinen Gedanken. Lassen den Tag Revue passieren, bereite dich innerlich auf bevorstehende Aufgaben vor, sei dankbar, recke und strecke dich, bis du wirklich jeden Winkel von dir wahrnimmst und bei dir selbst bist.

 

 

3. Tipp: Konzentration auf das Ich

Mandalas zeichnen und ausmalen ist ein Weg, dich auf dich selbst zu konzentrieren und dein Leben zu entschleunigen. Du versinkst in den Farben und Motiven und konzentrierst dich auf das Hier und Jetzt, auf dich, kannst Luft holen, Gedanken besser abschließen und Raum schaffen für Neues. Vielleicht magst du dafür ja eins der neuen Auszeit-Mandalabücher nutzen – zu den Themen: Achtsamkeit, Meditation, Chakrenarbeit, Ruhe und Entspannung.

 

 

4. Tipp: Sinniere

Wann hast du das letzte Mal einfach nur auf der Wiese gelegen und geträumt? Hier hast du die Gelegenheit, dir selbst in Ruhe die Frage zu stellen, wer du wirklich bist. Deine Sinne solltest du viel öfter nutzen. Mach das Fenster auf und beobachte den Verkehr, geh raus und lausche den Geräuschen, spüre Kälte, Hitze, Regen, Wind, Sand und alles, was in deiner Nähe ist. Finde heraus, was dir gefällt, was du davon hältst und welche Geräusche, Gerüchte und Wahrnehmung du verursachst. Verlerne niemals dich selbst und das Leben wahrzunehmen, unverfälscht und individuell mit deinen Sinnen und Instinkten.


Zum Autor:

Stefan Goedecke teilt seine Gedanken mit zehntausenden Menschen als Herausgeber und Kraftquelle der AUSZEIT und der ICH BIN. Sein Newsletter gehört zu den beliebtesten wöchentlichen Inspirationen für Menschen, die sich selbst entdecken wollen. Stefan ist Autor zahlreicher Essays, Artikel, Kurse, Blogs und Ratgeber-Bücher. Sein Buch „Alles wird gut“ war schon vor Veröffentlichung ein Bestseller. Finde Stefan bei Instagram: @stefan.auszeit

 


 

 

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5 Tage Achtsamkeit: Die Achtsamkeits-Challange nach Stefan Goedecke

Bildquellen: Stefan