Sport ist Spannung pur! Egal ob Fußball, Skirennen, Formel 1 oder sonst was. Bewaffnet mit einem ausreichenden Vorrat an Snacks und Getränken lässt es sich dabei so richtig vor dem großen Fernseher im Wohnzimmer mitfiebern. Aber selbst Sport machen? Um des Sports willen? Nur, weil es andere auch machen und weil es gesund sein soll? Warum soll ich mich dazu zwingen und dabei auch noch quälen? Ganz ehrlich? Interessiert mich nicht! Doch bei einem Arztbesuch legte mir der Doktor mit mahnenden Worten mehr Bewegung nahe. Etwas Sport würde er dringend empfehlen. Und das mir, der alles als anstrengend empfindet, was über das Sitzen hinausgeht.

Heute nehmen sich die Menschen viel zu wenig Zeit für Bewegung und Sport. Auch ich. Dabei wissen wir alle, dass Sport unserem Körper grundsätzlich gut tun würde. Andererseits fühlte ich mich auch ohne Sport ganz gut und fit. Das glaubte ich zumindest. Es gibt genügend Gründe, sich vor körperlicher Betätigung zu drücken. Nach der Arbeit ist man oft zu müde und geschlaucht, sodass man die rare Freizeit nutzt, um ein wenig auszuspannen. Das war auch bei mir nicht anders. Aber wenn man wirklich will, dann findet man für alles Zeit. Auch für Sport.

Aller Anfang ist schwer

An Bewegung käme man ganz leicht, hat der Arzt gemeint. Etwa, indem ich anstatt mit dem Auto zu Fuß einkaufen gehe oder bei meinen täglichen Wegen in der Stadt kleine Umwege einbaue. Frei nach dem Motto: Ein wenig mehr ist besser als gar nichts. Außerdem würde ich dafür kaum Extrazeit benötigen. Das klingt zwar vernünftig, gefällt mir aber überhaupt nicht. So bedurfte es schon einiges an Überwindung, um den ärztlichen Rat zu befolgen. Die Stadt kam für mich nicht infrage. Zu schlechte Luft, zu viele Menschen, zu viel Ablenkung. Ich suchte mir einen schönen Platz im Grünen, mit Wald und Wiese, guter Luft und hohem Wohlfühl-Potenial.

Also ran ans Werk! Frohen Mutes startete ich mein Wanderprogramm. „Das bisschen spazieren schaffe ich mit links“, hatte ich mir gedacht. Doch was war das, nach wenigen Metern über Stock und Stein? Ein pochendes Gefühl in der Brust? Schwere Beine und Schweißperlen nicht nur am Kopf? All diese Symptome verrieten mir unverblümt, wie schlecht es um meine Kondition bestellt war. Nein – ein Genuss ist das ganz und gar nicht! Nach nur einem halben Kilometer musste ich aufgeben und dachte mir: „Wenn nur mein Körper nicht wäre“.

Ich schaffe das!

Diese erste Erfahrung hätte ich zum Anlass nehmen können, meine Wanderambitionen im Keim zu ersticken. Sich anzustrengen und K.O. zu sein, konnte ich ganz und gar nicht mit Spaß und Freude vereinbaren. Also alles bleiben lassen und ungesund weiterleben, wie bisher? Gerade in diesem Augenblick hieß es, nicht aufzugeben. Positives Denken war dringend angesagt. Ja! Ich kann das, ich schaffe das! Diese Einstellung begann ich zu verinnerlichen. Schließlich gibt es genügend Mitmenschen, die zum Ausgleich etwas wandern oder joggen. Wir alle sehen sie Tag für Tag. Was die können, kann ich auch.

Schritt für Schritt

Meine Wanderstrecke hatte einen großen Vorteil. Ich war dort weitgehend für mich alleine. So gab es auch keine neugierigen Nachbarn, die mich dabei beobachteten, wie schwer mir das Wandern fiel. Auch bei den weiteren Anläufen hatte ich mit Problemen zu kämpfen. Dennoch versuchte ich, regelmäßig meine Runde zu drehen. Die ersten Wochen standen unter dem Motto: „Warum tue ich mir das an“. Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Ich merkte, dass das pochende Gefühl in der Brust kaum mehr auftrat, die Beine leichter liefen und sich meine Schweißausbrüche reduzierten. Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich an Geschwindigkeit zulegen konnte. Das alles passierte einfach und zeigte mir, dass sich in meinem Körper ein Gewöhnungseffekt – man könnte auch sagen erste Anzeichen einer sich aufbauenden Kondition – einstellte.

Erfolg motiviert

Spätestens nach einem Monat begann ich den Kampf gegen meine eigene Trägheit zu gewinnen. „Ich kann das, ich schaffe das“, hatte sich bewahrheitet. Ich legte meine anfängliche Runde nicht nur immer unbeschwerter zurück, ich dehnte sie auch aus. Nicht geplant, sondern aus dem Bauch heraus. So wurden aus den anfänglichen 500 m erst ein Kilometer, dann zwei, vier und mehr. Ohne darauf extra hingearbeitet zu haben, schaffte ich in derselben Zeit immer größere Distanzen. Mit dem schwindenden Gefühl des sich Anstrengens stellte sich auch der Spaßfaktor ein. Ich musste mich nicht mehr nur auf die nächsten Schritte konzentrieren und dagegen ankämpfen, verfrüht umzukehren. Stattdessen begann ich, die Natur bewusst wahrzunehmen, auf sie zu hören und sie zu beobachten.

Das richtige Maß

Zugegeben, die Superkondition habe ich nicht aufgebaut. Das war auch nicht mein Ziel. Bei mir war es anfangs eher widerwillig den Empfehlungen meines Hausarztes nachzukommen. Schon sehr bald habe ich aber nicht mehr an ihn und seine Worte gedacht. Vielmehr entwickelte sich in mir so etwas wie Ehrgeiz. Selbst wenn regelmäßiges Wandern keine große Sache ist, so hilft es dem eigenen Körper doch ungemein. Heute spüre, ja weiß ich, dass mein Körper mehr zu leisten imstande ist, als noch wenige Monate zuvor. Es ist noch nicht so lange her, da wären 10 km zu Fuß unerreichbar weit entfernt gewesen. An schönen Tagen, wie jetzt im Frühling, werden es immer wieder auch mehr. Inzwischen habe ich meine Wanderungen an einen kleinen Fluss verlegt. Da gibt es genügend Möglichkeiten, die Strecke zu variieren und auch Neues zu entdecken. Am Ende meiner Routen fühle ich mich nun noch genauso fit, wie zu Beginn.

Spaß haben

Egal, ob Sie lieber mit Wandern, Laufen oder etwa Schwimmen anfangen. Wichtig ist nur, dass Sie mit dem beginnen, worin Sie die geringste Hemmschwelle sehen und was Ihnen Spaß macht. Denn nur so werden Sie durchhalten und nicht schon nach wenigen Versuchen aufgeben. Diese Erfahrung habe auch ich gemacht. Wenn die Lust nach Radfahren da ist, schwinge ich mich auch auf den Sattel. Und wissen Sie was? Auch das macht schon mit ein wenig an Kondition so richtig Spaß. Ohne Druck und Zwang einfach so lange fahren, wie man will. Und wenn Sie dranbleiben, machen Ihnen auch die höchsten Gipfel irgendwann nichts mehr aus. Sie genießen einfach.

 

Dieser Artikel stammt aus dem AUSZEIT-Magazin, das noch viele weitere tolle Themen für Euch bereithält.

 

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Bildquellen: Photo by Matteo Ferrero on Unsplash