Kennst du das auch? Wir Menschen neigen oftmals dazu, negative Dinge loswerden zu wollen, zum Beispiel, wenn alte und unangenehme Erinnerungen hochkommen oder wenn es Anteile in uns gibt, die wir selbst nicht mögen und einfach „weg haben wollen“. Viele von uns sind Meister darin, ungeliebte Dinge zu ignorieren. Doch heute möchte ich Dich ermutigen, genauer hinzuschauen.

  • Eine sich anschleichende Traurigkeit wird mit guten Gedanken überspielt.
  • Eine unpopuläre Eigenschaft, z.B. Schüchternheit, wird versucht loszuwerden.
  • Herzrasen, oder andere körperliche Symptome, werden ignoriert, solange es möglich ist.

Bloß nicht hinschauen. Bloß nicht fühlen. Bloß nicht sich selbst begegnen. Wir sind darin geübt, uns abzulenken und wir tun (fast) alles, um schmerzhafte Gefühle nicht fühlen zu müssen.
Dabei ist genau das ein Garant für Unzufriedenheit.

Wir erreichen mit dem Ignorieren und Wegdrücken genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich erreichen wollen. Wir wollen glücklich sein und möglichst viele gute Gefühle haben. Unsere „Wegschieberitis“ und „ich-will-dieses Gefühl-in-mir-nicht-haben-Einstellung“ führen jedoch dazu, dass unendlich viel Glücks-Potenzial eigenständig kaputt machen.

Warum ist es so wichtig, den ungeliebten Dingen in die Augen zu schauen?

Ich bin davon überzeugt, dass es nichts gibt, was zufällig in unserem Leben ist. Ich glaube, dass jede Erfahrung und jede innere Blockade dienlich für uns sein kann, wenn wir hinschauen und wir uns dem öffnen, was wir eigentlich lieber weg haben möchten.

Mal zwei Beispiele

Beispiel 1:

Es gibt Menschen, die immer wieder von einer leisen, inneren Traurigkeit eingenommen werden. Dieses Gefühl fühlt sich nicht gut an und eigentlich weiß man auch gar nicht, wieso sie überhaupt da ist. Also weg damit, wegdrücken, ignorieren und sich vielleicht mit Sport ablenken.

Dabei könnte es viel hilfreicher sein, dieser Traurigkeit einfach mal ein Ohr zu geben und ihr zuzuhören. Wenn diese Traurigkeit immer wieder kommt, hat sie eine Botschaft im Gepäck und sie möchte zu Wort kommen. Es kann absolut hilfreich sein, sich einfach mal 15 Minuten Zeit zu nehmen für die Traurigkeit, ihr einen Raum zu kreieren und zuzuhören, was sie zu sagen hat.

Du kannst auch richtig mit dieser Traurigkeit „arbeiten“. Du kannst dich fragen:

  • Wann spüre ich diese Traurigkeit besonders stark?
  • Wann hat das eigentlich angefangen?
  • In welchen Momenten ist die Traurigkeit gar nicht da?
  • Wann geht es mir richtig gut?
  • Was könnte ich verändern, damit die Traurigkeit nicht so oft vorbei schaut?
  • Wenn die Traurigkeit sprechen könnte, was würde sie mir sagen wollen? Was würde sie mir raten wollen?
  • Wenn die Traurigkeit mir nutzen würde, wofür? Wozu dient sie mir?
  • Wer wäre ich ohne diese Traurigkeit?
  • Und welche Erkenntnisse kann sie mir bringen?

Du siehst, dies sind schon so einige Fragen, die du dir stellen könntest. Und das kannst du mit jedem Gefühl tun, das dich belastet. Anstatt es „weg haben zu wollen“, arbeite damit.

Fühle, schaue hin, erkenne.

Und dann kannst du sehen, warum diese Traurigkeit da ist und welche Geschenke sie dabei hat. Denn es gibt immer ein Geschenk.

Beispiel 2:

Kennst du Menschen, die unter Bluthochdruck leiden? Irgendwann fängt dieses Leiden an und irgendwann landet man beim Arzt, der möglicherweise Blutdrucksenker verschreibt. Dann nimmt man diese Tabletten eben und wiegt sich in Sicherheit.

Wie viele Menschen jedoch hinterfragen wirklich, welche Botschaft sich dahinter verbergen könnte?
Wie viele Menschen erkennen, dass sich, im wahrsten Sinne des Wortes, das Herz meldet?
Wie viele Menschen schauen wirklich hin und suchen nach der Botschaft, die dahinter liegt?

Mir geht es nicht darum, dass Ärzte schlecht sind oder Medikamente überflüssig wären. Mir geht es darum, dass viele Menschen nicht hin schauen; nicht hinschauen wollen, weil vielleicht eine Antwort oder Erkenntnis käme, die Konsequenzen mit sich führen würde.

  • Was wäre denn, wenn hinter dem sich meldenden Herzen eine Botschaft stecken würde, die zur Eigenverantwortung und Selbstliebe aufruft?
  • Was wäre denn, wenn dahinter ein Aufruf zur Selbstermächtigung stecken würde?
  • Oder sogar ein Aufruf, Grenzen zu setzen oder für sich selbst einzustehen?

Da ist es dann vielleicht doch leichter, das Herz mit Medikamenten ruhig zu stellen und in der Komfortzone zu verweilen.

Wenn wir nicht hin schauen mögen

Ich glaube daran, dass wir hier sind, um uns weiterzuentwickeln. Diese Weiterentwicklung führt dazu, dass wir Stück für Stück zu innerem Frieden finden, zu innerer Freiheit und auch zu wahrhaftiger Selbstliebe. Aber, und das ist eben oftmals die erschwerte Bedingung: Wir durchlaufen Entwicklungsphasen, die manchmal auch sehr schmerzvoll sind.

Stehen wir vor der nächsten Entwicklungsebene, fühlt sich das mitunter erst mal sehr unangenehm an. Alte Themen kommen hoch und schmerzhafte Gefühle und Erfahrungen treten in Erinnerung. Ich kenne dieses Phasen nur zur Genüge. Es ist wahrlich manchmal „zum Davonlaufen“.

Jedoch bin ich davon überzeugt:

  • wenn alter Kram hoch kommt,
  • wenn immer die gleichen, schlechten Gefühle auftauchen,
  • wenn wir negative Erfahrungen gemacht haben,

dann steckt hier ein unglaubliches Entwicklungspotenzial, das uns in die innere Freiheit führt und uns immer mehr mit der inneren Quelle des Glücks verbindet. Wenn wir jedoch den Fehler machen und weiterhin alles ignorieren, wegdrücken und überdecken, was uns nicht gefällt, dann nehmen wir uns die Möglichkeit, über uns hinaus zu wachsen. Und wir unterbinden unseren eigenen Entwicklungsprozess,  der ja eigentlich genau da hin führt, wo wir sein möchten: in unser bestes Leben.

Dein Experiment

Probiere es doch einfach mal aus. Wenn sich die nächste (innere) Krise anbahnt, wenn alte Gefühle hoch kommen oder du eine gewisse Eigenschaft an dir einfach nur los werden willst,

  • Schaue hin, spüre, hinterfrage, fühle, durchlebe, erkenne und WACHSE.

Und mit jedem Mal wirst du zu mehr innerer Freiheit gelangen, die dich immer glücklicher macht.

Deine Sabine