Ich selbst sein – das klingt so einfach und ist doch für viele Menschen so schwer. Man nehme eine Portion Selbstvertrauen, eine Handvoll Zufriedenheit und mische das Ganze mit einer Prise Zuversicht, garniert mit etwas Toleranz. Dann nur noch kurz aufwärmen und gemeinsam genießen. Klingt doch ganz einfach. Leider scheint sich ein starkes, individuelles ICH nicht so leicht herzaubern zu lassen, zumal die Geschmäcker ja verschieden sind.


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Vertrauen in dich selbst

Das Ich-(oder Du-)selbst-Sein ist eigentlich ganz natürlich, ganz einfach. Denn das Ich ist per se ausnahmslos immer vorhanden. Mal ganz offensichtlich, mal eher im Verborgenen, mal maskiert, mal gebrochen. Aber da ist es. Wir kennen es als Seele, als Unterbewusstsein oder womöglich auch als unseren Geist. Doch trotz dieser Eigenschaft, ein fester Bestandteil zu sein, der uns allen eigen ist, verhält sich das Ich äußert individuell. Es ist launisch, wankelmütig, verletzbar, kann jedoch auch gestärkt werden. Wir füttern es wie unseren Bauch und zehren gleichermaßen davon, Tag für Tag.

Daher sind jene „Zutaten“, die wir zu unserem Ich-selbst-Sein hinzugeben durchaus entscheidend für dessen Gesundheit. Ein gesundes Ich-selbst wird gerne als stark bezeichnet, als wäre es essentiell für das Immunsystem. Und tatsächlich kann ein gesundes Ich emotionale Angriffe abwehren, Stress aushalten und bei Bedarf die Regeneration fördern.

Nun müsstest du nur noch wissen, wie du so eine „Mental Health Care“ (also geistige Pflege) verinnerlichen kannst.


Inhalt


 

Was macht mich selbst aus? – Bausteine auf dem Weg zur eigenen Stärke

Nun gleicht die Mental Health Care nicht unbedingt einem Pizzabaukasten beim Lieferanten des Vertrauens, beziehungsweise einem Konzept mit Grundbaustein, ein paar Extras und Topping. Denn so vielfältig wie die Auswahl ist, so unterschiedlich sind auch die Bedürfnisse und Befindlichkeiten jedes Menschen.

Du solltest dich also bewusst fragen, wovon du dich „nährst“:

  • Brauchst du Anerkennung und Bestätigung durch andere?
  • Musst du im Rampenlicht stehen mit dem starken Drang nach Aufmerksamkeit?
  • Fühlst du dich eher abseits wohl, wo dich keiner weiter beachtet?
  • Bestehst du auf Dankbarkeit, wenn du anderen hilfst?
  • Sind dir Bescheidenheit, Fleiß und Mäßigung bei dir wie bei anderen gleich wichtig?

Allein diese wenigen Beispiele haben bereits ihre Tücken in Bezug auf ein starkes Ich. Natürlich wollen wir Anerkennung erfahren – jedoch ohne arrogant zu wirken. Wir erwarten einen Dank für unsere Mühen und dulden keine Ignoranz bei unseren Bitten um Hilfen. 

Ein starkes Ich kann rein theoretisch auf all das verzichten. Denn es nährt sich nicht von den Urteilen durch andere Mitmenschen, weder von den positiven noch von den negativen. Es blüht nicht auf, wenn es anderen schlecht geht, es labt sich nicht an Neidern und Gönnern. Es steht unmittelbar für sich. Pur. Unverfälscht.

Folglich nährt sich ein gesundes Verständnis von einem Ich-selbst-Sein nicht aus dem Überfluss an manipulativen Einflüssen durch Beziehungen oder gesellschaftliche Maßstäbe. Aber es davon komplett abzugrenzen, ist nun einmal kaum realistisch. 

Ein guter Anfang wäre, die Nährstoffe für das eigene Selbst nicht von anderen abhängig zu machen, sondern es im Gegenteil genau davor zu schützen. Andernfalls wächst dein ICH über sich hinaus zu einem aufgeblasenen Ego oder aber es fällt auseinander in lauter kleine Burnouts, Stimmungsschwankungen, Zweifel, Ängste und Schamgefühle.


 

gerne du selbst sein

Ich bin ICH SELBST und ich bin stark – mein starkes Ich

Dein Ich entspringt deinem tiefsten Inneren, da wo du gerne du selbst sein willst, da wo du vorurteilsfrei du selbst bist! Und genau da setzt es an: An deinem Selbstbewusstsein, an deiner Zuversicht, deiner Toleranz und Selbstliebe. Zufriedenheit stärkt dein Sein und dich selbst, aber nur, wenn du mit dir selbst zufrieden bist. Lob von außerhalb verfälscht diese Zufriedenheit und legt dir ein Selbstbild auf, dass mit deinem Verständnis deines Ich-selbst-Seins vielleicht nicht harmonisch übereinstimmt. 

Vielleicht kennst du diese Situation:

Du hast in deinem Job eine mittelgroße Krise den Umständen entsprechend gut gelöst. Dein Chef lobt dich, was dir schon fast unangenehm ist. Deine Kollegen sind leicht neidisch, was sich für dich wiederum gut anfühlt. Du selbst aber bist im Grunde genommen nicht zufrieden mit deiner Leistung, weil du es hättest besser machen können. Deinen Freunden gegenüber berichtest du dennoch voller Stolz von deiner Tat. Zu Hause erzählst du deinem Partner allerdings von deinen Zweifeln. Die einen halten dich nun für einen Helden, die anderen für einen Angeber, wieder andere für viel zu bescheiden. Und du? Wo bleibt dein „Ich wollte doch mein Ich stärken“?

Ein starkes Ich würde in so einer Lage Lob und Neid gleichermaßen tolerieren, sich aber weder für vertane Chancen schämen noch rechtfertigen wollen. Auch kann es zu seinen Gedanken, Emotionen und Taten stehen, jedem gegenüber und ohne den Einfluss vor der Ungewissheit, welche Urteile gefällt werden mögen.

Demzufolge führt dich ein bewusstes „Ich selbst sein“ durch jedwede, auch schwierige Situation. Anstatt dich selbst zu verlieren, kannst du somit zu dir stehen. Selbstbewusst, selbstliebend, garniert mit etwas Toleranz.


 

Ich-sein lernen

4 Schritte auf dem Weg zum mir selbst

Selbstvertrauen basiert auf Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Und je besser du dein Wünsche und dich selbst kennst, desto ehrlicher kannst du sein.

  1. Kenne deine Grenzen: Du kannst sie bei Gelegenheit testen oder aber auch vorsorglich eigens definieren. Entscheidend ist, dass du dich ihrer bewusst bist und ein Überschreiten nur in Ausnahmefällen duldest. Bei deinem Wunsch, du selbst zu sein, sind deine schließlich Grenzen auch Schutz und Entscheidungshilfe für dich.
  1. Lass kein Urteil durch andere über dich zu. Nimm dir Kritik und Ratschläge an – aber urteile selbst, welche Weisheiten und Maßnahmen für dich persönlich geeignet sind.
  1. Bilde dir, nach deinen Maßstäben, deine eigene Meinung: durch Recherche, Ausprobieren, Lernen und verschiedene Blickwinkel. Überall wartet das Wissen nur darauf, angeeignet – und genutzt – zu werden. Wissen ist die Rückendeckung für dein Selbstvertrauen, dein Verstand die stärkste Waffe im Disput.
  1. Bedenke: „Stärke hat es nicht nötig, Schwäche auszunutzen.“ Mit deinem Selbstvertrauen kannst du auch für andere einstehen und es dadurch weiter profilieren. Mit jeder neuen Herausforderung wächst dein Vertrauen in dich selbst.

 

 

Hilfe! Ich kann nicht ich selbst sein – Hindernisse auf deinem Weg

Wenn sich dein Verständnis des Ich-selbst-Seins nicht von Fremdeinflüssen manipulieren lassen soll, zieht es also Energie von dir selbst. Deswegen sprechen wir auch von Selbstvertrauen, und nicht davon, ob andere dir Vertrauen schenken können. Wir sprechen von Selbstliebe, unabhängig davon, wie sehr du von anderen geliebt wirst oder womöglich auch nicht.

Deine eigene Energiequelle zu sein, hat somit unweigerlich Vor- und Nachteile:

  • Deine eigene Energie zu nutzen, eröffnet dir ein schier endloses Potential Kraft zu schöpfen, denn diese Energie währt solange du lebst.
  • Dein Ich ist frei: von gesellschaftlichen Idealen, Wertmaßstäben und Urteilen. Es kann sich somit frei entfalten und entwickeln.
  • Du selbst bist für dein ICH verantwortlich. Das kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein. Vor allem aber ist es immer eine Chance für dich.

Um diese Selbstwerte zu stärken, gilt es in erster Linie, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dein erster Schritt zu einem stärkeren Ich ist daher jener, dich selbst besser kennenzulernen.


 

 

3 Schritte zu sich selbst

Lerne in drei Schritten Du selbst sein

  1. Betrachte dein jetziges Ich, losgelöst von den Meinungen anderer, sondern einzig und allein, wie du es aus deiner Perspektive siehst. Beschreibe dich in eins, zwei Sätzen.
  1. Überprüfe deine Denk- und Handlungsmuster, sprich, wie du in bestimmten Situationen reagierst, auf welche Reize du ansprichst, wovon du dich aus der Ruhe bringen lässt und welche Gefühle bei dir besonders oft aufkommen.
  1. Stelle und beantworte dir deinen eigenen Fragen mit Offenheit und Ehrlichkeit, beispielsweise „Was müsste geschehen, damit ich glücklich bin?“, „Welche Eigenschaften sind mir besonders wichtig?“ oder „In welchen Situationen fühle ich mich am wohlsten?“.

Je besser du dein Ich kennen- und verstehen lernst, desto vertrauter bist du mit dir und desto einfacher ist es für dich, du selbst zu sein. Daraus ziehst du Selbstvertrauen. Folglich kannst du Eigenarten, die du selbst in Frage stellst, gezielt ändern beziehungsweise daran arbeiten. Wie etwa vermeintliche Schwächen. Tausche sie (wenn überhaupt nötig) in positive Affirmationen um. Dadurch initiierst du ein gewisses Umprogrammieren: ein Umwandeln deiner Energie. Sie geht weder verloren noch wird sie stärker, aber allein durch Bündelung dieser Energie wird sie effektiver.

Statt dich also mit Ausreden und Selbstmitleid aufzuhalten, bringe diese Energie, die du normalerweise dafür verwendest, fortan in positive Prozesse ein, so zum Beispiel in Selbstwertschätzung und Selbstliebe.


 

Was ist „Positives Denken“? Was ist „Stärke“?

Wann immer Gegensätze ins Gleichgewicht gebracht werden sollen, scheiden sich die Geister. Wo hört das Negative auf, wo fängt das Positive an? Wann ist eine Schwäche auch eine Stärke oder umgedreht?

Die Antwort liegt in deiner jeweiligen Perspektive auf dein Ich.

Jeder negative Glaubenssatz – zum Beispiel: „Ich habe Zweifel daran, ob ich liebenswert genug bin.“ kann in eine positive Affirmation gewandelt werden: Ich liebe mich selbst, weil ich mich liebenswert finde. Auch andere werden das erkennen, wenn sie mich gut genug kennen.“

Die Stärke zum positiven Denken bringt deine ureigene Energie ans Licht. Du findest Zuversicht, wo andere verzagen, Geduld in Stress-Situationen und auch Selbstvertrauen, wenn es darauf ankommt, bis hin zu Zufriedenheit mit deinem Ich in jeder Lebenslage.


 

 

Wie kann ich wirklich ich selbst sein?

Innere Stärke wird oftmals mit Durchsetzungskraft gleichgesetzt, mit Willensstärke, mentaler Ausdauer und Ehrgeiz. Wer jedoch ein Training im Leistungssport absolviert hat, weiß, dass Stärke viel mehr bedeutet. Es geht um innere Balance, Disziplin, eine gesunde Einschätzung der eigenen Kräfte und Grenzen sowie um die Stärke, bestimmte Gegenschläge wegzustecken, wieder aufzustehen und weiter zu machen.

Selbst vermeintliche Schwächen können genutzt werden, um am Ende dort zu stehen, wo man hinwollte. Mit anderen Worten: Stark sein heißt nicht, dauernd unter Strom zu stehen, alles an sich ändern zu wollen, dauernd im „Kampfmodus“ zu sein. So ein dauernder Ich-Trip wird schnell zum Ego-Trip. Ein starkes Ich ruht in sich, kann Gelassenheit praktizieren und ausstrahlen. Es besteht durch Geduld, Zuversicht, Liebe und Selbstvertrauen.

Geduld ist nicht passiv zu bewerten. Im Gegenteil: Sie ist konzentrierte Stärke.

Bruce Lee

 

Lerne Rituale für dich selbst

Ich selbst sein – Rituale für den Weg zu dir selbst

Auch wenn es oft so einfach klingt, ist der Weg zu einem guten Umgang mit sich selbst viel Arbeit. Vielleicht sind daher die folgenden Rituale etwas für dich und können dir diesen Weg gerade deshalb ein wenig erleichtern, wenn du sie regelmäßig anwendest.

Daher solltest du ein Abendritual einführen, zu dem du täglich deinen Tagesablauf Revue passieren lässt und gedanklich wie emotional das Erlebte verarbeitest – und daraus deine Selbstwertschätzung beziehst. Das könnte zum Beispiel wie folgt aussehen:

  • Heute habe ich mir Zeit für mich genommen, den Tag begrüßt, meinen Körper gepflegt und mich hübsch gemacht. Weil ich es mir wert bin und mich so wohl fühle.
  • In den Momenten der Achtsamkeit entdecke ich neue Seiten an mir. Meine Stimme fiepst immer beim Lachen – und ich höre mich gerne lachen, denn es befreit mich.
  • Ich war heute spazieren und habe dem Wind gelauscht. Hier kann ich wirklich ich selbst sein. Das Rascheln in den Bäumen hat mich sehr bewegt und auch entspannt. Danach fiel es mir leichter mich zu konzentrieren. So einen Spaziergang gönne ich mich fortan öfter.
  • Der Chef hat unsere Abteilung heute zusammengedonnert. Ich habe dann meinen Kollegen eine gute Lösung vorschlagen können. Lob vom Chef gab es kein, auch keine Entschuldigung, aber wir können weiter sehr gut miteinander im Team arbeiten.
  • Meinem Partner konnte ich heute mit dem Haushalt helfen und ein paar Wege abnehmen, so hatten wir abends mehr Zeit füreinander.

 

Checkliste – Wie schätze ich mich selbst ein?

So oder so ähnlich könnte ein Tag voller Selbstwertschätzung ablaufen. Selbstwertschätzung ist ein wesentliches Merkmal auf dem Weg zu sich selbst, wenngleich nicht immer leicht zu erkennen. Denn Selbstwertschätzung schließt weder Kritik noch Inspiration aus, vor allem nicht, wenn diese eigens angebracht werden. Diese Form der Wertschätzung unterliegt also einer Dynamik, die der Lebenssituation entspricht, den alltäglichen Herausforderungen und Erfahrungen.


Was du speziell an dir schätzt, dir gönnst oder auferlegst, dass liegt natürlich in deinem eigenen Ermessen. Erstelle dir selbst eine kleine Checkliste für dein Abendritual. Zum Beispiel mit Werten wie:

  • Selbstachtung
  • Willenskraft
  • Eigeninitiative
  • Selbstliebe
  • Selbstvertrauen

Zum Einstieg kannst du z.B. unser kleines AUSZEIT-Tagebuch benutzen. So bist du auf einem guten Weg, bald aus ganzem Herzen sagen zu können: Ich bin gerne ich selbst! Und du wirst dann mit dem Ich-selbst-Sein viele positive Erfahrungen aus deiner ureigenen Kraft heraus verbinden können. Ich wünsche dir für den Weg zu dir selbst viel Freude und die nötige Kraft.


 

Zum Autor:

Stefan Goedecke teilt seine Gedanken mit zehntausenden Menschen als Herausgeber und Kraftquelle der AUSZEIT und der ICH BIN. Sein Newsletter gehört zu den beliebtesten wöchentlichen Inspirationen für Menschen, die sich selbst entdecken wollen. Stefan ist Autor zahlreicher Essays, Artikel, Kurse, Blogs und Ratgeber-Bücher. Sein neues Buch „Alles wird gut“ ist schon vor Veröffentlichung ein Bestseller. Finde Stefan bei Instagram: @stefan.auszeit

 


 

 

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