Wenn du dich aus der Gesellschaft zurückziehst, hinterlässt du unweigerlich eine Lücke. Andere Menschen werden dich vermissen und sich womöglich ebenfalls zurückgelassen und einsam fühlen. Einsamkeit ist ansteckend inmitten der ständigen Wechselwirkung von Beziehungen und sozialen Strukturen. Doch jeder hat seine eigene Art, damit umzugehen.

Der Weg bis hin zum krankhaften Rückzug aus der Gesellschaft

Auch wenn die Einsamkeit per se keine Krankheit ist, sondern ein Gefühl, das du ganz individuell wahrnimmst, kann sie dich doch krank machen. Dazu treten eine Reihe von Nebenwirkungen ein, wie etwa Angstzustände, Selbstzweifel, Schuldgefühle, Bindungsschwierigkeiten oder gar Depressionen. Das reicht tatsächlich bis hin zu physischen und psychischen Erkrankungen, die deine Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigen.

Die ersten Anzeichen beziehungsweise Symptome der Einsamkeit sind nicht immer eindeutig zu erkennen. Sie liegen vielmehr in kleinen Merkmalen verborgen, in der Mimik und Gestik. Wie etwa ein krampfhaftes Lachen, nur um Zugehörigkeit zu simulieren obgleich sich der Betroffene so gar nicht zugehörig fühlt. Oder aber das Verschränken der Arme um bei einem Gespräch Distanz zu wahren. Aber auch wenn der Blick gesenkt bleibt, die Augen ins Leere starren und die Beteiligung am Miteinander eher dürftig ist, können das Hinweise auf die Einsamkeit eines Menschen sein. Das Verzwickte an ihr ist, dass wir uns darin verstecken und sie nicht zugeben. Wie in einer Kapsel verschanzen sich Einsame in ihrer Gefühlswelt und versinken immer tiefer bis hin zum krankhaften Rückzug aus der Gesellschaft, der im schlimmsten Fall in völliger Isolation endet.

Einsamkeit ist ansteckend

Dass du dabei auch andere Menschen mit „runter ziehst“ ist dir wahrscheinlich gar nicht bewusst. Es ist äußerst schwierig Betroffene zu erreichen, wenn diese sich nicht nur zurückziehen, sondern zudem jegliche Form der Annäherung zurückweisen. Damit stößt du deinen Mitmenschen nicht nur vor den Kopf, du vermittelst ihnen ebenfalls das Gefühl ein Stück weit einsam zu sein. Denn sie sind nun ohne dich.

Ob das nun dein Partner ist, den du von dir weist, weil du dich von ihm missverstanden fühlst, deine Freunde und Kollegen oder sogar deine eigenen Kinder. Sobald du deinen Platz in der Gesellschaft vernachlässigst, leiden andere ebenfalls mit. Das heißt nicht, dass du dich deswegen noch schlechter und schuldbewusst fühlen sollst – vielmehr sollte es ein Anreiz sein, deinen Platz wieder einzunehmen und ihn so zu gestalten, wie es für dich angenehm ist.

Welcher Typ verträgt die Einsamkeit, welcher nicht?

  • Es gibt eine Menge Menschen, die können wunderbar alleine sein, ohne sich einsam zu fühlen. Ja, sie wählen sogar ganz bewusst das Alleinsein als Ruhepol beziehungsweise als Gegensatz zur Überreizung durch die Gesellschaft. So füllen sie ihre Energiereserven wieder auf. Denn in der Ruhe liegt nicht nur die Kraft, sondern auch der innere Frieden.
  • Anderseits gibt es eine Reihe Menschen, die die Einsamkeit so gar nicht vertragen. Sie empfinden Alleinsein nicht als beruhigend und entspannend, sondern überschütten sich selbst sofort mit Vorwürfen, Reue, Schuld und Zweifeln. Mit anderen Worten, sie haben nie gelernt, richtig alleine zu sein. Durch plötzliche Verluste eines geliebten Menschen, Trennungen, schwere Schicksalsschläge oder Naturkatastrophen sind diese Menschen unbeabsichtigt in die Einsamkeit geraten. Vielleicht hatten sie auch eine traumatische Kindheit und können deswegen nicht mit der Situation umgehen oder ihnen fehlt schlicht weg das Selbstvertrauen.
  • Vielleicht gehörst du aber auch zu dem Typ, der das Alleinsein prinzipiell nicht verträgt, sondern sich direkt einsam fühlt. Solche Persönlichkeiten sind oftmals sehr sensibel, feinfühlig und empfindsam. Sie haben zwar eine stark ausgeprägte Empathie, können aber zum Beispiel mit Kritik und Rückschlägen nur schwer umgehen.

Jede dieser Arten der Einsamkeit kann ansteckend sein und sich auf deine Nächsten übertragen. Diese wiederum gehen damit aber anders um als du. Während du dich bewusst für den Rückzug entschieden hast, fühlt sich dein Partner vermutlich eher zurückgelassen. Wenn du in die Einsamkeit durch gewisse Lebensumstände gezwungen wurdest, zwingst du im Zweifelsfall auch deinen Kinder das Gefühl auf. Mach dir bewusst, dass du – einsam oder allein – nach wie vor ein Teil der Gesellschaft bist und großen Einfluss hast. Stark sein zu müssen für andere, hilft dir womöglich sogar dabei, dich für dich selbst einzusetzen.

Ein Tipp für dich:

Niemand versteht die Einsamkeit besser, als ein Mensch, der sich gerade einsam fühlt. Einsamkeit ist ansteckend. Wenn du merkst, dass du dich mit anderen Menschen in deinem sozialen Umfeld gegenseitig ansteckst, versuche die Einsamkeiten zu verknüpfen. Zum Beispiel könntet ihr zu zweit etwas unternehmen, einfach nur öfter miteinander reden oder gemeinsam ein Projekt starten. Statt euch gegenseitig weiter „runter zu ziehen“, helft ihr so einander Schritt für Schritt aus der Einsamkeit heraus und lernt zusammen, mit Einsamkeit, Zweisamkeit sowie dem Alleinsein richtig umzugehen.

 


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